Witten. Immer mehr Apotheken in Deutschland sterben aus und müssen schließen. Ein Wittener stellt sich dem entgegen und feiert jetzt ein rundes Jubiläum.

Das Apothekensterben in Deutschland nimmt immer größere Ausmaße an, immer mehr Filialen werden geschlossen. Ein Wittener Apotheker stellt sich dem entgegen und kann genau das Gegenteil von sich behaupten. Die „Brunnen-Apotheke“ im Hammertal gibt es seit 50 Jahren. In einem Monat folgt das große Jubiläum.

Heiko Gottsch ist mit Herzblut dabei. 2002 hat der 63-Jährige die Filiale im Hammertal übernommen. „Ich bin hier aufgewachsen und habe hier immer gewohnt. Zudem war ich selbst auch Kunde in der Apotheke.“ Eröffnet wurde die „Brunnen-Apotheke“ vor 50 Jahren von Margarete Pleßmann. Als sie einmal einen privaten Termin hatte, hat Heiko Gottsch den Dienst übernommen. Und siehe da: Es passte sofort. „Frau Pleßmann hat mir gesagt, dass sie mich gerne als Nachfolger hätte.“

Wittener verkaufte zuvor EDV-Systeme für Apotheken

Dabei war der approbierte Apotheker bis dato in einem etwas anderen Berufsfeld unterwegs. Er verkaufte EDV-Systeme, natürlich für Apotheken. Mit der Übernahme ist er nun seit 2002 wieder voll im Geschäft. Aber wie schafft es eine Apotheke in diesen schwierigen Zeiten überhaupt zu überleben?

Für Heiko Gottsch ist es wichtig, nicht nur im Büro zu sitzen, sondern auch den direkten persönlichen Kontakt mit seinen Kundinnen und Kunden zu suchen.
Für Heiko Gottsch ist es wichtig, nicht nur im Büro zu sitzen, sondern auch den direkten persönlichen Kontakt mit seinen Kundinnen und Kunden zu suchen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Für uns steht der direkte Kontakt mit den Kunden im Vordergrund. Wir sind für die Stadtteilversorgung sehr wichtig“, so Gottsch. Die Patientinnen und Patienten kommen dabei aus Durchholz, Buchholz, aber auch aus Niedersprockhövel oder aus Bochum-Stiepel. Die persönliche Betreuung wird dabei sehr geschätzt. „Wir halten auch mal einen Plausch oder geben den Hunden ein Leckerli.“

Die Zeiten werden dabei nicht einfacher. Personalmangel, zu wenig Honorar, Medikamentenknappheit und steigene Energiekosten machen es den Apothekern immer schwieriger, viele bleiben auf der Strecke. Das spürt auch Gottsch. „Seit 20 Jahren hat es keine Honorarerhöhung gegeben. Die Kosten explodieren und die Politik schaut nur zu“, klagt der Pharmazieexperte.

Ehemalige Schulkameraden gehören zu den Kunden

Dennoch hat er weiterhin viel Spaß an seinem Job und inbesondere an dem Standort. „Ich bin hier zur Grundschule gegangen und habe den Kindergottesdienst besucht.“ Seitdem er die Apotheke übernommen hat, treffe er immer wieder auf alte Schulkameraden aus früheren Zeiten. Und auch die lokale Prominenz schaut immer mal wieder vorbei. So gehört unter anderem Heinz Bruns, der ehemalige Besitzer von Haus Kemnade, zu seinen Kunden.

Anlässliche des Aufstiegs vor drei Jahren schmückte VfL-Fan Heiko Gottsch seine Apotheke in den blau-weißen Farben.
Anlässliche des Aufstiegs vor drei Jahren schmückte VfL-Fan Heiko Gottsch seine Apotheke in den blau-weißen Farben. © Gottsch | Heiko Gottsch

Nun folgt in einem Monat, am 19. Juli, also das große Jubiläum. Die Rahmenbedingungen werden dabei nicht einfacher. Im Hammertal hat der 63-Jährige derzeit elf Mitarbeiterinnen angestellt. Klingt viel, ist es aber nicht. „Es wird immer schwieriger, Personal zu finden. Ich suche seit einem Jahr eine Pharmazeutisch-technische Assistentin, es findet sich aber niemand.“

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Ans Aufhören denkt Gottsch aber noch lange nicht. „Ich mache den Beruf mit Leidenschaft und Herzblut. Deshalb ist es mir auch wichtig, nicht nur im Büro zu sitzen, sondern auch immer wieder nach vorne zu gehen und Kontakt mit den Menschen zu haben.“ Natürlich blickt er auch schon in die Zukunft. „Über kurz oder lang muss man über eine Nachfolgeregelung nachdenken. Ich möchte, dass der Standort erhalten bleibt.“

So läuft das Jubiläum

Am Freitag, 19. Juli, ist es so weit. Die „Brunnen-Apotheke“ im Hammertal feiert ihr 50-jähriges Jubiläum. Die Kundinnen und Kunden erwarten dabei „Jubiläumspreise“. Auch ein Malwettbewerb für Kinder steht auf dem Programm. Zudem gibt es kleine Überraschungspräsente und einen Saftausschank.

Übrigens ist Gottsch eingefleischter Fan des VfL Bochum. Als der Club „vonne Castroper“ vor drei Jahren in die erste Fußball-Bundesliga aufgestiegen ist, schmückte er seine Apotheke in den blau-weißen Vereinsfarben. Vielleicht sieht man die ein oder andere Deko ja auch beim großen Jubiläum in einem Monat.

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