Witten. Wenn man Ulrich Oberste-Padtberg mit dem Fahrrad besuchen will, braucht man Zeit und am besten gutes Wetter. Einmal angekommen, wird man belohnt.
Es ist einer dieser Abende Mitte Juni, mit Sonne und Wolken und ganz schön kalt. Wohl dem, der sich Jacke und Fleece mitgenommen hat, wenn er bei den Oberste-Padtbergs im Garten sitzt. Garten? Viel zu groß dafür.
Der 57-Jährige lebt mit Frau Anne auf dem mehrere hundert Jahre alten Hof seiner Familie in Witten-Durchholz, inmitten von Wiesen und Wäldern. Neben dem 8000 m² großen Grundstück, das nur flache Hecken begrenzen, wiegt sich das Getreide im Wind. Die Abendsonne hüllt das Feld hinterm Haus in ein zauberhaftes Licht.
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Mit Annette, der vier Jahre alten Münsterländerin, die gerade bei einer Nachbarin war, kommt noch richtig Leben in diesen friedlichen Frühsommerabend auf dem Lande. Der Hund begrüßt den Reporter freundlich - und zack, schon rennt er auf der großen Wiese dem kleinen Ball hinterher. Die Oberste-Padtbergs haben sich ein Paradies erschaffen, ein Paradies für Mensch und Tier.
„Ich liebe die Bäume, besonders diesen kanadischen Blutahorn“, sagt der Unionspolitiker, der seit 16 Jahren den früher nicht gerade erfolgsverwöhnten CDU-Stadtverband in Witten führt und seit gut einem Jahr, nach dem umstrittenen Wechsel seines Vorgängers Oliver Flüshöh zur Sparkasse Schwelm-Sprockhövel, auch den Kreisverband. Er zeigt auf Silberlinde und mehr als 50 Obstbäume inmitten des weitläufigen Areals.
Man staunt über Gräser und Lavendel, Rhabarber und alte Steinterrassen. Das alles ist das Werk von Anne Oberste-Padtberg. Wenn sie nicht im Garten ist, malt sie gern. Ihr Atelier ist der ehemalige Kuhstall. In einem Baum hängt ein Glockenspiel.
Die Oberste-Padtbergs leben sozusagen im Drei-Städte-Eck. „Da hinten die Bäume, das ist Wetter“, sagt der 57-Jährige und zeigt geradeaus in die Ferne. „Und das da drüben ist schon Sprockhövel“, blickt er nach rechts. Und hinter uns liegt Witten.
Ulrich Oberste-Padtberg schaltet hier draußen ab. Seit 24 Jahren ist der Sicherheitsingenieur selbstständig und viel im Land unterwegs. Oder als Politiker im EN-Kreis. Wenn er dann zuhause die „Birne so richtig freikriegen will“, hackt er gern Holz oder klettert auf seinen Mulcher, um die riesige Rasenfläche zu mähen.
„Ich arbeite unheimlich gern an der frischen Luft“, sagt Ulrich Oberste-Padtberg, der in Durchholz die Grundschule besucht hat, an der Hardenstein-Gesamtschule sein Abi machte und in Wuppertal Sicherheitstechnik studiert hat. Er blieb seiner Heimat treu.
In der Scheune stehen die Feuerlöscher, wenn Kunden einmal direkt vor Ort von ihm geschult werden. Heute Abend schmeißt er dort ein paar Würstchen auf den Grill und Pommes („keine Tiefgekühlten“) in die Fritteuse. Zwischendurch zapft er ein kühles Bier. „Hier feiern wir unsere Wahlpartys“, sagt der gebürtige Wittener.
Die letzte liegt schon ein Weilchen zurück, das war nach der Landtagswahl 2022, als die Union mit Sarah Kramer nur knapp das Direktmandat verfehlte. Bei der Europawahl lag die CDU jetzt wieder in Witten sensationell vorn. Natürlich denkt der Parteichef nun schon an das Superwahljahr 2025 mit Kommunal- und Bundestagswahl. Geht der Höhenflug der Ortsunion dann weiter?
Wittener CDU-Chef warnt: Superwahljahr 2025 noch nicht gelaufen
Oberste-Padtberg warnt davor zu glauben, das Rennen sei angesichts der Schwäche von SPD und Grünen schon gelaufen. „Wir gehen mit Freude und Tatendrang auf die nächsten Wahlen zu. Aber bis dahin sind es noch anderthalb Jahre“, sagt er. „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen.“ Manche seien „schon als Papst in eine Wahl gegangen und als Kardinäle herausgekommen“.
Der Durchholzer, Sohn eines Landwirts, ist ein bodenstämmiger Mann. Das Fachwerkhaus, in dem er aufgewachsen ist, ist Baujahr 1775. Es müsste für Unsummen saniert werden, um es wieder bewohnbar zu machen. Der Christdemokrat lebt mit seiner Frau in einem flachen weißen Gebäude, das früher der Schweinestall war. Außerdem bauen sie neu, teilweise noch auf den alten Mauern, wo einst die Oma ihren Alterssitz hatte.
„Blühende Landschaften“ kommen einem in den Sinn, wenn man hier draußen mit dem Unionspolitiker beim Bier sitzt. Der Altkanzler, von dem die Worte nach der Wiedervereinigung stammen, war sein Vorbild. „Ein großer Europäer.“ Irgendwo hat Ulrich Oberste-Padtberg auch noch ein paar Mauerstücke.
Der Wittener Stadtverbandsvorsitzende grenzt sich scharf von Rechts- wie Linksextremen ab. Er hält nicht nur die AfD, sondern auch das neue Bündnis Sahra Wagenknecht für „brandgefährlich“. Aufpassen muss er aber auch auf seine 250.000 Bienen im Garten. Der Kreispolitiker ist Hobbyimker.
Wie konservativ er sei, will der Besucher beim Abschied wissen. „In manchen Dingen bin ich ziemlich modern. Es gibt aber Grundwerte, die mein Fundament bilden“, sagt der Herbeder, der elf Hektar Land sein Eigen nennt und manchmal auch auf seinem Oldtimer-Trecker sitzt. „Ich hör den Sound unheimlich gern.“
Mal sehen, welchen „Sound“, welche Musik seine Union bei der nächsten Wahlparty in der Scheune auflegt. So viel ist schon mal klar: Dann steht Ulrich Oberste-Padtberg bestimmt wieder am Zapfhahn und an der Fritteuse.
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