Witten. .

Den grippalen Infekt hat er noch in den Knochen, aber Bettruhe ist für ihn so kurz vor der Landtagswahl kein Thema: CDU-Kandidat Ulrich Oberste-Padtberg macht dann eben Wahlkampf unter erschwerten Bedingungen.

Denn schließlich müssen Hunderte Luftballons, 70 000 Werbeflyer und 5000 WM-Planer an den Mann oder die Frau gebracht werden. Das macht er vor der Stadtgalerie, und man muss es ihm lassen: Er macht es mit einem gewissen Charme, auch wenn sein äußerst seriöser schwarzer Anzug, kombiniert mit weißem Hemd und hellblauer Krawatte, eher an den werbenden Vertreter einer Religionsgemeinschaft als an einen dynamischen Landespolitiker erinnert.

Aber Seriosität schafft Vertrauen, schließlich ist man auf dem Berliner Platz ja auch am orange-weiß drapierten Stand einer konservativen Partei. Ein Platz, den er sich allerdings mit den konkurrierenden Kandidaten teilen muss, die von ihren jeweiligen Plakaten mit einem schelmischen „Ich bin schon da“-Lächeln grüßen. Dagegen helfen bedingt die großen Sonnenschirme der Union. Ulrich Oberste-Padtberg kommt mit den Leuten schnell ins Gespräch und lenkt die Aufmerksamkeit weg von den bösen Werbetafeln der Konkurrenz auf seine Hand. „Der Einkaufswagen-Chip, den ich anfangs überreiche, ist der Türöffner“, verrät er.

Bei Jugendlichen kommen WM-Planer gut an, Umercic Eldin (16), Emir Trako (14) und Gani Sinanovic (17) bitten gleich um Nachschub für ihre Geschwister. Auch das, so wird sich der CDU-Politiker denken, werden einmal Wähler sein, und schnell verwickelt er die Jungs in ein lockeres Gespräch über die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft und die Chancen des deutschen Teams.

Man merkt es ihm an, dass er aus der kirchlichen Jugendarbeit kommt und gelegentlich vor jungen Menschen doziert. Über kleine Kinder (WM-Planer, Luftballons) kommt er ins Gespräch mit den Eltern (CDU-Flyer, Kugelschreiber, Chip), und Ulrich Oberste-Padtberg, der erst vor acht Jahren der CDU beitrat, verkauft seine Politik angenehm unprätentiös, schlägt dabei nicht auf die politischen Gegner ein, sondern versucht eher, sich und seine Partei positiv darzustellen.

Und er lässt ja auch wirklich keine Chance aus. Die Mutter mit dem Kinderwagen ist vor ihm und seinen Handzetteln ebenso wenig sicher wie das junge Paar, das aus der Stadtgalerie kommt, oder Markus Wösthoff, der sich mit Freunden gerade einen Eiscafé vor dem Einkaufszentrum am Berliner Platz gegönnt hat. Machen wir doch mal den Test. Ulrich Oberste-Padtberg wendet sich anderen potenzielle Wählern zu, und „jetzt, wo er weg ist, können Sie es mir ja sagen“, frage ich Markus Wösthoff. „Wie wirkt er denn so auf Sie?“ Wösthoff überlegt: „Sympathisch, würde ich sagen. So weit ganz in Ordnung, aber man merkt, dass er ganz schön im Stress ist.“

Das mag die Erkältung sein, das mag auch der nahende Wahltermin sein. 70 000 Flyer, 5000 WM-Planer und ein im wahrsten Sinne des Wortes „fieberhafter“ Einsatz - am 9. Mai wird man sehen, was das alles wirklich wert war.