Neviges. Vor 40 Jahren gründete der Kfz-Meister den Familien-Betrieb in Tönisheide. Warum er auch mit 71 Jahren noch lange nicht ans Aufhören denkt.

Die meisten seiner Kunden kennt er schon als Kind. Wenn die mit Mama oder Papa an der Hand ankamen und strahlten, wenn sie mal mit nach hinten durften in seine Werkstatt. Oder ein paar Runden mit dem Bobby-Car drehten, während Papa die Rechnung bezahlte. Kinder sind noch immer die kleinen Könige im „Meister-Betrieb Karosserie und Fahrzeugbau“, wie die Kfz-Werkstatt von Max Witeczek in Velbert-Tönisheide heißt. Ein Bobby-Car steht noch immer fahrbereit vor dem Schrank mit den Pokalen und den vielen Urkunden an der Wand. Wenn so „ein Stöpsel“, wie der dreifache Großvater Witeczek lächelnd sagt, große Augen macht, kann vorn in der Reparatur-Annahme bei Ehefrau Silke noch so viel Trubel sein, da schiebt der Chef mal kurzerhand einen Mini-Rundgang ein. Ist er doch selbst von kleinauf „Auto-verrückt“.

Viel zu tun gibt es in der Werkstatt-Halle an der Hochstraße 12.
Viel zu tun gibt es in der Werkstatt-Halle an der Hochstraße 12. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Seit nunmehr 40 Jahren ist der Kfz-Meister und Karosseriebauer Max Witeczek mit seinem Betrieb an der Hochstraße Anlaufstelle für Kunden mit kleinen und großen Autos. Ob schicker Zwölfzylinder oder „Nuckelpinne“, bei Meister Witeczek sind sie alle gleich. Da ist der Ehrgeiz, heraus zu finden, was da rappelt, wieso der Motor nicht zieht, der Wagen nach links zieht. Die Leidenschaft für den Beruf ist ungebrochen. Kürzer treten, sich mit 71 Jahren ein bisschen Ruhe gönnen? „Erstmal nicht“, sagt der Meister vergnügt.

Der Karosseriebauer aus Velbert hat viele Ämter

Die Liste seiner Ämter ist lang: Obermeister der Karosserie- und Fahrzeugbauer-Innung Mettmann, Vorstandsmitglied der Innung des Kraftfahrzeughandwerks, auch die Ausbildung liegt Max Witeczek am Herzen: So ist er seit 2005 stellvertretender Meisterbeisitzer im „Gesellenprüfungsausschuss für den Beruf Mechaniker für Karosserie-Instandhaltungstechnik und Karosserie-Fahrzeugbaumechaniker“, wie es offiziell heißt. Dazu kommen noch einige Verbandsposten, nicht zuletzt ist Witeczek Mitglied im Schiedsstellenausschuss des Kfz-Handwerks des Kreises Mettmann. Heißt: Wenn ein Kunde mit der Arbeit in einer Werkstatt im Kreisgebiet unzufrieden ist und die Fronten auf beiden Seiten verhärtet sind, versucht der Ausschuss zu vermitteln.

„Guck noch mal selbst drauf.“ Christian Wosniza (l.) und sein Chef im Expertengespräch.
„Guck noch mal selbst drauf.“ Christian Wosniza (l.) und sein Chef im Expertengespräch. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Doch bei allen Ämtern, am allerliebsten ist Max Witeczek in seiner blauen Latzhose hinten in der Werkstatt „bei den Jungs“, wie er sagt. Von denen einer tatsächlich sein Junge ist: Sohn Maik (43) ist einer der vier Gesellen, Ehefrau Silke koordiniert vorn die Termine, kümmert sich um die Kunden. Und hat damals, Ende 1983, gemeinsam mit ihrem Mann entschieden: „Komm, wir machen uns selbstständig.“ Gesagt, getan: Am 1. Januar 1984 fiel der Startschuss, damals noch etwa 200 Meter weiter in der Hochstraße 20.

Zahlreiche Urkunden und auch der Meisterbrief hängen vorn im Büro.
Zahlreiche Urkunden und auch der Meisterbrief hängen vorn im Büro. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Ältester Mitarbeiter begann vor 40 Jahren seine Ausbildung

Vorher arbeitete Max Witeczek, der in Oberschlesien geboren ist und 1966 mit den Eltern nach Velbert gekommen ist, als Angestellter bei einem Wülfrather Karosseriewerk. Da hatte er schon zwei Meisterbriefe in der Tasche. „Den Karosseriebauer hab ich ja dran gehängt, ich wollte einen Schwerpunkt setzen. Denn damals gab es im Kfz-Gewerbe ziemlich viele Fachkräfte“, erzählt Witeczek und fährt fort: „Beide Berufe verschmelzen ja. Nach einem Unfall ist nicht nur die Karosserie beschädigt, sondern auch Fahrwerk, Motor, Kühlsystem und so weiter.“ Von Anfang an dabei, als sich Max Wieczek selbstständig machte: Mitarbeiter Christian Wosnitza, damals gerade mal 16 Jahre alt. „Ich war wohl ziemlich aufgeregt“, sagt Wosnitza, der seit Kindesbeinen ebenso Auto-verrückt ist wie sein Chef: „Astronaut ging ja nicht.“

Meister Witeczek hat noch immer Freude an seinem Beruf

Was Christian Wosnitza in dem Betrieb, der 1988 umzog an den jetzigen Standort, bis heute gefällt: „Hier hab ich alles, nicht nur eine Marke wie in einem Autohaus. Hier reparieren wir Unfallwagen, machen Inspektionen, alles mögliche, die Abwechslung ist toll. Dass wir noch keinen Panzer auf dem Hof stehen hatten, ist auch alles.“ Und wenn bei einem defekten Wagen dann alles wieder läuft, „ist das einfach schön, immer wieder“. Ja, er habe einen wunderbaren Beruf, ist auch Max Witeczek nach wie vor überzeugt. Umso bedauerlicher sei es, kaum Auszubildende zu bekommen: „Wir versuchen immer, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. In diesem Jahr haben sich schon drei Praktikanten den Betrieb angeschaut, der vierte kommt in Kürze.“ Alles „engagierte junge Menschen, die Spaß machen“, so Witeczek. Und hofft, dass sich einige nach der Schule dann für sein Handwerk entscheiden.

Goldene Ehrennadel

Karosserie-Fachbetrieb Max Witeczek, Hochstraße 1 in Velbert-Tönisheide. Geöffnet montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr. Mehr auf www.max-witeczek.de.

Max Witeczek engagiert sich auch ehrenamtlich für das Handwerk. Für seine Verdienste bekam er vom Karosserie- und Fahrtzeugverband die Goldene Ehrennadel verliehen..

Der Betrieb könnte Verstärkung gebrauchen

Es sei wahrlich nicht so, dass kein Interesse an einem Ausbildungsplatz bestehe. „Nur haben viele merkwürdige Vorstellungen“, sagt der Chef, und Ehefrau Silke fügt hinzu: „Einer fragte letztens sofort, wie es mit Homeoffice aussehe. Ich habe dann geantwortet: ,Können wir machen, wir stellen dann das Auto auf Ihren Küchentisch.“ Ja, es sei einfach schade, bedauert Max Witeczek, der regelmäßig beim „Tag des Handwerks“ und bei der Ausbildungsbörse der Handwerkskammer Düsseldorf teilnimmt. Denn den einen oder anderen Mitarbeiter könnte man schon gebrauchen an der Hochstraße 12, der Laden brummt.

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Ein Geschenk einer langjährigen Kundin ist diese Holzschnitzarbeit.
Ein Geschenk einer langjährigen Kundin ist diese Holzschnitzarbeit. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Und die Kundschaft ist dankbar. Bringt zwischendurch Kuchen und Plätzchen „für die Jungs“ vorbei, in der Adventszeit auch eine Werkstatt in Miniatur-Format, ähnlich wie ein Puppenhaus, drinnen beleuchtet. Jetzt zum 40. Betriebsjubiläum sägte eine langjährige Kundin Werkzeug aus Holz und lackierte es schwarz. Das gute Stück steht auf dem Schrank mit den Pokalen, die Max Witeczek einst holte. „Ach, das war mal früher, da hab ich Motorsport gemacht“, sagt der Chef und winkt bescheiden ab. Man müsse eben Prioritäten setzen: „Meine Reihenfolge: Familie, Geschäft, Hobby.“ Mit Ehefrau Silke geht es über Ostern ein paar Tage in den Harz, ein Reiseziel, das Max Witeczek prima findet. Denn Flugreisen sind nicht so sein Ding, nicht etwa, dass er Flugangst hätte. Nicht die Bohne. Der Grund ist ganz einfach: „Ich fahre schrecklich gerne Auto.“