Neviges. Antonio Casalino hielt 35 Jahre lang zwei Schulen tipptopp in Schuss. Vergessene Turnbeutel, kaputte Glühbirnen, Toni ist der Mann für alle Fälle
Einen Schultag ohne Toni, wie hier alle sagen, das mag sich Ilka Powilleit, Schulleiterin der Sonnenschule in Velbert-Neviges, gar nicht vorstellen: „Wenn ich hier um kurz nach sieben ankomme, dann ist der Schulhof schon tipptopp sauber. Er denkt auch immer mit, ich muss gar nichts sagen. Und überhaupt, ach, er ist einfach immer da.“ Und dann, mit einem wehmütigen Seufzer: „Toni ist unser Freund, unser Kumpel. Wie soll das bloß werden?“ Denn Hausmeister Antonio Casalino geht nach 35 Jahren in Rente. Und wird nicht nur von Ilka Powilleit, sondern auch von ihrer Kollegin Birgit Gutschow, Leiterin der benachbarten Regenbogenschule, schmerzlich vermisst, ganz zu schweigen von den Kindern: An beiden Schulen achtete Toni nicht nur darauf, dass keine Glasscherben auf dem Schulhof herumlagen, das Licht im Flur auch funktionierte, die Heizung vernünftig lief. Antonio Casalino hat einfach auch ein riesiges Herz für Kinder. Daher wird er auch an beiden Schulen gebührend mit einer kleinen Feier verabschiedet, und das zunächst in der Sonnenschule.
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„Toni, lass mal, du nicht, du hast heute frei“, ruft Ilka Powilleit, dabei juckt es Antonio Casalino doch so sehr in den Fingern, wenn in der Aula Bänke umgestellt werden, überhaupt alles um ihn herumwuselt. Und er soll untätig daneben stehen, wenn alles für ihn schön gemacht wird? „Schon komisch“, sagt der 64-Jährige und trollt sich mit einem breiten Grinsen von dannen. Die Kinder und das Kollegium der Regenbogenschule sagen am Freitag, am 15. November, „Tschüss“, an Antonio Casalinos letztem Arbeitstag, und damit schließt sich dann der Kreis. „Ich hab ja damals auch drüben angefangen, im September 1985, da hieß das noch Grundschule Siepen. Vor zwölf Jahren kam dann nach dem Umzug noch die Sonnenschule dazu.“
Toni kam mit 14 Jahren aus Italien nach Velbert
Team ist auch für Kitas zuständig
Antonio Casalino war auch manchmal zusätzlich für die beiden Kitas in der Schillerstraße und Adalbert-Stifter-Straße zuständig.
In Urlaubs- oder Krankheitsfällen vertreten sich die Hausmeister aus einem Dreier-Team gegenseitig. Seine Stelle wird nun ausgeschrieben.
Und damit nicht genug: Auch um das Jugendzentrum in der Lessingstraße kümmert sich der gebürtige Italiener, der als 14-Jähriger mit seinen Eltern aus Apulien nach Velbert kam, zunächst in der Industrie gearbeitet hat und dann bei den Technischen Betrieben Velbert (TBV). „Da bin ich zwei Jahre geblieben, hab mich danach auf die Hausmeisterstelle beworben.“ Und das hat Toni, wie er mit breitem Lächeln sagt, nicht einen Tag bereut. „Die Kinder waren immer lieb, damals so wie heute. Dass die mal frech waren, nein, kann ich wirklich nicht sagen.“ Und daher zerreißt er sich für „seine“ Kinder der Regenbogen- und der Sonnenschule auch die sprichwörtliche Jacke, und das bis zum letzten Tag. „Manche Leute, etwa im Bekanntenkreis, sagen: Ach, du hörst doch jetzt auf, da ist ja nicht mehr viel zu tun. Aber ich mache alles bis zum Schluss, das soll alles laufen.“
Im Winter fing der Dienst oft morgens um fünf Uhr an
Sein Tag fängt vor sieben Uhr an, „da drehe ich auf beiden Schulhöfen meine Runde, gucke, ob alles ok ist, mache alles sauber, gucke nach Zigarettenkippen oder auch manchmal Glasscherben“. Und jetzt das ganze Laub. „Ja, das ist schon viel, ist ja auch viel Fläche.“ Dass er den nächsten Winter beruflich nicht mehr zu spüren bekommt, sei schon ganz schön: „Da hab ich morgens um 5 Uhr angefangen, Schnee weggeräumt, dafür hab ich einen Trecker. Geht ja nicht nur um die Schulhöfe, auch die Gehwege rundum müssen frei sein. Da kommt schon ganz schön viel zusammen.“ Wie weit die Wege sind, das merke er vor allem, wenn mal Handwerker kämen. „Manche schnaufen ganz schön, wenn ich dann vorgehe“, sagt Casalino, früher leidenschaftlicher Fußballspieler bei Stella Azzurra, einem italienischen Verein in Velbert-Mitte. „Jetzt machen die Knochen nicht mehr so mit, das merke ich schon auch hier“, bedauert Toni, für den die Hausmeister-Stelle in all den Jahren immer viel mehr als nur ein Job war.
Die Dienstwohnung lag direkt neben der Schule
„Wir haben ja auch 30 Jahre in einer Dienstwohnung direkt neben der Regenbogenschule gewohnt. Wenn da am Wochenende Jugendliche auf dem Schulhof Rambazamba gemacht haben, bin ich hin, hab mit denen geredet.“ Gut in Erinnerung ist ihm auch noch jener Sommertag: „Meine Frau und ich lagen draußen auf der Liege, da kam eine Mutter mit Kind an der Hand. Der Turnbeutel lag noch in der Schule. Da bin ich eben rüber und hab aufgeschlossen.“
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Dass er kürzlich mit seiner Frau nach Velbert-Mitte umgezogen ist, das sei schon ganz gut. „Ich hätte wahrscheinlich auch in Zukunft immer noch geguckt: Ist alles ok?“ Denn die Entscheidung, nicht zu verlängern, habe er sich schon reiflich überlegt. „Ich weiß auch genau, ich werde das alles hier vermissen. Die Kinder, auch Birgit und Ilka“, also die Schulleiterinnen Birgit Gutschow und Ilka Powilleit, sagt Hausmeister Toni und holt tief Luft: „Ja, das war 35 Jahre mein zweites Zuhause. Das wird schon komisch.“