Neviges. Seit 22 Jahren betreibt Ibrahim Tezgel, bekannt unter seinem Spitznamen, eine Werkstatt in Neviges. Warum er Leder liebt und was Schuhen schadet.
Solange er denken kann, nennen ihn alle nur Halabi. „Kein Mensch bei uns zu Hause im Dorf sagte jemals Ibrahim“, erzählt Ibrahim Tezgel lächelnd. Ganz klar, auf welchen Namen er damals, vor 22 Jahren, seine Schuhmacher-Werkstatt in der Fußgängerzone von Neviges taufte. Wer neue Sohlen braucht, schiefe Absätze wieder gerade haben möchte oder sich ärgert, weil die teuren, neuen Schuhe doch nach einer halben Stunde drücken und zwicken, der geht zu Halabi. Und auch in seiner Wahlheimat hört Ibrahim Tezgel am liebsten auf seinen Spitznamen. Eines ist Halabi wichtig, und da versteht der 62-Jährige sechsfache Großvater keinen Spaß: „Ich bin Schuhmacher, kein Schuster. Ich habe eine Ausbildung gemacht, erst in der Türkei und dann hier in Deutschland, ich arbeite mit Schuhen.“
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Samstags geschlossen
Schuh- und Schlüsseldienst Halabi, Elberfelder Straße 53, Telefon 02053 420639.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9.30 bis 18 Uhr. Samstag bleibt die Werkstatt geschlossen.
Noch heute kooperiert er mit der Orthopädischen Schuhwerkstatt Hunschok in Wuppertal, wo er einst vieles dazu gelernt hat. „Wenn die mal zu wenig Personal haben und ich habe ein bisschen Luft, dann nehme schon mal ein Paar mit und bearbeite die hier.“ Denn aus der Fußgängerzone von Neviges ist Halabi, der 1988 mit seiner Familie nach Deutschland kam, nicht mehr wegzudenken.
Experte in Velbert weiß, wo der Schuh drückt
Ein Blick ins Innere, und er weiß im wahrsten Sinne des Wortes, wo der Schuh drückt: „Hier, siehst du, Hühnerauge. Ist aber kein Problem.“ Greift zur „Schusterzange“, drückt ein paar mal auf das Werkzeug, „so, das reicht fürs Erste, der Schuh ist erstmal bequem, nachher sehe ich dann weiter“. Ob Hallux, Krallenzehen oder eben Druckstellen, es gebe für jedes Problem eine Lösung, verspricht der Fachmann. „Alle sind zufrieden mit mir. Ich mache Schuhe für Frauen, Männer, Kinder, auch Reitstiefel.“ Am allerschönsten jedoch sei es, wenn vorzugsweise ältere Kundschaft bei ihm vorbeischaue, um sich zu bedanken: „Wenn die sagen: Ich habe keine Schmerzen mehr, das macht mich glücklich. Das ist mir wichtiger als Geld.“
Halabi gibt auch Tipps zur Pflege
Ja, er habe mehr ältere als junge Leute, die ihm Schuhe aus ganz verschiedenen Gründen bringen. „Ich glaube, Jüngere kaufen mehr und billiger, werfen auch mehr weg. Ältere Leute haben mehr gute Schuhe, die sich auch reparieren lassen.“ Just in diesem Moment kommt eine junge Kundin herein, zieht flugs ihre Stiefelette aus und wartet im Strumpf darauf, was Halabi zur Rettung ihres Lieblingstreters vorschlägt. Während der Schuhmacher das gute Stück genau inspiziert, erzählt Desiree Trautmann, die Besitzerin der Stiefelette: „Ich finde es super, dass es ihn hier gibt. So ein Geschäft, das ist einfach wichtig. Ich liebe es, Schuhe lange zu tragen, man muss doch nicht alles gleich wegwerfen. Ich war schon mal hier zum Besohlen, brauchte jetzt nur mal einen Tipp zur Pflege.“ Da hilft der Fachmann doch gern weiter.
Viele Stammkunden schätzen den persönlichen Service
Und was macht Halabi noch glücklich in seiner Werkstatt? Da muss er nicht lange überlegen: „Leder. Die Arbeit mit Leder, die gefällt mir. Klar, ich mache auch alles andere, Turnschuhe, was die Leute mir so bringen. Aber bei Leder, da sieht man deine Arbeit, guck, so wie hier“, dabei zieht er ein paar rötliche, schicke Herrenschuhe aus dem Regal, an dem bereits der blaue Abholzettel baumelt. „Absatz, Sohle, alles neu. Sie gehören einem Herren, der ist über 80. Die Schuhe sind auch mindestens 20 Jahre alt. Aber jetzt wieder alles tipp topp.“ Halabi ist jetzt in seinem Element, schon landet das nächste Paar auf dem Tisch. „Hier hab ich neuen Rahmen gemacht, neue Gummisohle. Guck, wie neu.“
Um auch „alte Gurken“ wieder salonfähig zu machen, stehen in der gemütlichen Werkstatt allerlei Gerätschaft bereit: Die große Schleif- und Bürstenmaschine, daneben die Pressmaschine, nicht zu vergessen zwei Nähmaschinen: Zum einen für die Schuhnähte, Halabi repariert aber auch Handtaschen, setzt zum Beispiel neue Reißverschlüsse ein. Auch ein Schreibetui aus braunem Leder ist jetzt dank neuem Reißverschluss wieder voll einsatzfähig.
Experte-Tipp: Auch Lieblingsschuhen mal eine Tragepause gönnen
Was kann man denn selbst tun, damit Schuhe möglichst lange halten? Da muss Halabi nicht lange überlegen: „Nicht jeden Tag tragen, sondern nach drei Tagen wechseln. Schuhe müssen atmen.“ Damit nichts müffelt, greift Halabi gern zu folgendem Trick, den er auch bei den Schuhen seiner drei Kinder und sechs Enkel gern anwendet: „Ich ändere das Innenleben, setze Leder rein. Dann bleibt alles frisch.“
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Nicht jeder, der in seinen Laden kommt, lässt Schuhe reparieren, hier werden auch Schlüssel nachgemacht. „Ich hab alle möglichen Zylinder da, für Briefkästen, Vorhängeschlösser, alles kein Problem.“ Sein Schlüsselservice sei ein schönes Zubrot, sagt der Geschäfts-Inhaber, aber vor allem liebt es der Schuhmacher Halabi, ramponierte alte Schätzchen wieder flottzumachen. Präzise und fachmännisch, „das hab ich schließlich gelernt, erst zu Hause und später in Deutschland“.