Neviges. Melanie Keil bietet in Neviges eine Start-up-Beratung an. Dabei arbeitet sie zusammen mit Gründern in einer Stunde Chancen und Risiken heraus.

Das kennt Melanie Keil nur allzu gut: Ideen zu haben für eine neue Existenz, sich ständig neu zu erfinden, Altes über Bord zu werfen und Neues zu beginnen. „Damit bin ich quasi aufgewachsen. Meine Eltern hatten einen Mini-Taxi-Betrieb, dann einen Antiquitätenladen, es wurden digital T-Shirts bedruckt und nebenbei Liegeräder gebaut“, sagt die gebürtige Hessin fröhlich und lacht. Ziemlich unkonventionell hört sich das an, und genauso ist auch der Service, den Melanie Keil in ihrem Büro „mK orga“ in Velbert-Neviges anbietet, in dem früheren Geschäft des verstorbenen Juweliers Karl Ballauf. Ungefähr eine Stunde dauert das „Geschäftsmodell zum Mitnehmen“, das eine erste Orientierung geben soll.

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Das Geschäftsmodell besteht aus mehreren Bausteinen.  Und es hat durchaus etwas Spielerisches, wenn Melanie Keil sagt: „Nun weiter ins nächste Feld“.
Das Geschäftsmodell besteht aus mehreren Bausteinen. Und es hat durchaus etwas Spielerisches, wenn Melanie Keil sagt: „Nun weiter ins nächste Feld“. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Bestenfalls gehen die Leute hier heraus und sagen: Genau so hab ich mir das vorgestellt, jetzt kann ich weiter planen. Im schlechtesten Fall merken sie schon ganz am Anfang, dass sie vielleicht generell kein Typ für eine Selbstständigkeit sind. Und sparen viel Zeit, Energie und natürlich auch Geld. Eben alles, was man sonst in sein Projekt gesteckt hätte“, sagt Melanie Keil, die Wert darauf legt, wirklich nur die erste Anlaufstation auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu sein. Und im besten Fall begleitet sie die Neugründungen weiter, was auch einschließt, dass sie die Interessenten an weitere Fachleute verweist.

In Velbert den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt

Das Büro „mK orga“ liegt in der Straße Im Orth 6. Hier war früher das Geschäft des inzwischen verstorbenen Juweliers Karl Ballauf.
Das Büro „mK orga“ liegt in der Straße Im Orth 6. Hier war früher das Geschäft des inzwischen verstorbenen Juweliers Karl Ballauf. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Ich möchte nicht nur helfen, einen Traum zu verwirklichen. Man soll ja auch davon leben können“, sagt Melanie Keil, in deren weitgefächerter Ausbildung Zahlen immer eine große Rolle spielten. Schon in ihrem abgeschlossenem Mathematik-Studium habe sie den Fokus auf Methoden und Modelle gelegt, was sie nicht davon abhielt, auch Fremdsprachen zu studieren. Als Managerin und Beraterin war sie in Unternehmen unter anderem in Paris, Frankfurt, Düsseldorf und Velbert tätig. Und hatte vor zwei Jahren Lust, noch einmal mal etwas anderes zu machen, weg vom Angestellten-Verhältnis zu mehr Freiheit, thematisch und auch zeitlich.

Modell besteht aus mehreren Bausteinen

Termine nur nach Absprache

Unternehmen mK orga. Prozesse. Projekte. Konzepte. Adresse: Im Orth 6 in 42553 Velbert-Neviges.

Termine nur nach telefonischer Absprache möglich unter 0173 7475 183. Ein Beratungsangebot online ist im Aufbau, weitere Informationen dazu ebenfalls unter der angegebenen Telefonnummer. Melanie Keil ist Master of Science, Diplom-Fachübersetzerin und Beraterin.

Das von ihr angewandte Business Model, das aus neun Bausteinen besteht, richte sich nicht nur an junge Leute, die vielleicht spannende Ideen haben, aber nicht genau wissen, ob sie damit auch für längere Zeit ihren Lebensunterhalt bestreiten können. „Auch für den Un-Ruheständler, der sich noch mal erfinden möchte, ist es geeignet. Oder wenn jemand schon Erfolg hat und sein Unternehmen erweitern und vergrößern möchte.“ Aber gehen wir im folgenden Beispiel mal von einem Anfänger aus, der voller Enthusiasmus ist und einen Blumenladen eröffnen möchte. In einer Stunde, so Melanie Keil, wisse er zumindest, ob das eine „Schnapsidee“ ist oder sich weiterer Aufwand lohne.

Vieles wird in der ersten Euphorie übersehen

Gestartet wird mit dem Baustein „Kundensegmente“: Da überlege man, wer die Blumen kauft, ob das Geschäft bestimmte Kunden ansprechen soll, vielleicht eher ein Nischenladen ist. Zweiter Kasten ist das „Wertangebot“, hier geht es um Fragen, wie man sich gegenüber der Konkurrenz abgrenzt, wie genau das Angebot aussehen soll. Die Baukästen drei und vier, genannt „Kanäle“ und „Kundenbeziehungen“, beleuchten zum Beispiel, ob man vor Ort eine Stammkundschaft pflegen möchte oder eher Laufkundschaft im Visier hat. Unter „Kanäle“ fällt auch der wichtige Bereich der Werbung. „Wie mache ich überhaupt Werbung, will ich mich auf einer Online-Plattform bewerten lassen?“ All das seien wichtige Punkte, an die viele in ihrer ersten Begeisterung überhaupt nicht dächten.

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Ebenso, wie der Alltag aussehen soll, wo und wie etwa die Blumen gelagert werden sollen. Welche Sorten man zu welcher Jahreszeit nach vorne stellt, um Leute anzulocken, das und vieles andere bearbeitet der Baustein „Schlüsselaktivitäten“, während es bei den „Schlüsselressourcen“ nicht nur um den nötigen finanziellen „Speckgürtel“ geht. Sondern auch darum, wie es mit wichtigen Papieren wie Personal- und Gewerbeschein ausschaut. Fixkosten wie Miete und Versicherung kommen bei der „Kostenstruktur“ ebenso auf den Tisch wie die alles entscheidende Frage: Was muss ich leisten, um am Ende etwas zu verdienen, was bleibt unter dem Strich übrig? Melanie Keil: „Ich finde es einfach so schade, wenn Läden oder Cafés dichtmachen, sobald die Förderprogramme zur Starthilfe auslaufen.“