Neviges. Mit seinem Ein-Mann-Unternehmen ist Simon Ingenhoven aus Neviges auf Erfolgskurs. Auf zwei Dinge ist der 26-jährige Elektroniker besonders stolz.
Sein Firmensitz: Ein Kellerraum in der beschaulichen Siedlung „Im Holz“ in Velbert-Neviges. Und darauf ist Simon Ingenhoven, Entwicklungs-Ingenieur für Soft- und Hardware, stolz: „Ich habe alles eigenfinanziert, keinen Kredit aufgenommen. Man muss sich nur trauen, machen, einfach anfangen.“ Das hat der heute 26-Jährige getan, als er 2019 sein Unternehmen „Keldin“ gründete. Auf wenigen Quadratmetern entwickelt und fertigt er im Keller seines Wohnhauses individuelle Elektronik-Lösungen für Kunden in ganz Deutschland.
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„2022 war mein Freund Marvin Vohwinkel noch mit dabei, aber er musste leider Anfang des Jahres aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden“, sagt Ingenhoven, der von sich selbst sagt: „Elektronik, das ist meine große Leidenschaft. Ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen, hab auch in der achten Klasse als Wahlfach Technik genommen.“ Sein Unternehmen, das natürlich ordnungsgemäß angemeldet ist, wuppt er nach Feierabend und am Wochenende, hauptberuflich ist der Nevigeser als Entwicklungs-Ingenieur bei einer Firma in Schwelm beschäftigt.
Technisches Problem: Da gründete Velberter Firma
Auf die Idee, sich nebenbei selbstständig zu machen, kam er durch ein eigenes Technik-Problem. „Ich hatte mir einen CO 2-Laser gekauft, aber da klappte einiges nicht. Hilfe habe ich auf der Social-Media-Plattform Discord bekommen“, erinnert sich Simon Ingenhoven. „Der Inhaber jener Community fragte dann, ob es jemanden mit elektrotechnischem Verständnis gäbe, er habe da ein paar Fragen. Ich konnte ihm helfen, wir kamen ins Gespräch. Und ich merkte dann, dass der Bedarf da ist, viele Leute ähnliche Probleme haben.“
So klein der Keller-Raum auch ist, so professionell ist er ausgestattet: 3 D-Drucker, eine maschinell gesteuerte CNC-Fräse, ein Bestück-Automat, eine kleine Lötstraße, Einschweiß-Maschine für Verpackungen und eben jener CO2-Laser, mit dem alles begann. Dazu jede Menge Werkzeug wie etwa Lötkolben und Mess-Equipment. „Ich biete, ganz allgemein gesagt, Entwicklungsdienstleistungen an. Passgenaue Lösungen, auf Wunsch auch All-In-One-Pakete.“ So habe kürzlich ein Kunde, der mit dem renommierten Fraunhofer-Institut zusammenarbeite, die passende Elektronik für eine Industrie-Maschine gebraucht. „Die hab ich ihm dann entwickelt“, sagt der 26-Jährige bescheiden.
Experte fertigt passgenaue Lösungen
Mehr auf der Homepage
Wer Simon Ingenhoven kontaktieren möchte: Am besten anrufen unter 0176 324 17314 oder eine Mail schreiben an: info@keldin.de. Zurzeit hat er noch einige Kapazitäten.
Weitere Informationen zu Simon Ingenhovens Unternehmen gibt es auf der Homepage www.keldin.de.
Oder jener Kunde, der ursprünglich in Polen entwickeln ließ. „Er hatte anfangs einen polnischen Mitarbeiter. Als der wegging, war es mit der Verständigung schwierig.“ Die Sprachbarriere wurde zum Problem, und mit Fachenglisch im Bereich Technik sei der Kontakt oft schwierig, so Ingenhoven. „Der Kunde, es ging um eine Luftdruck-Steuerung, wollte dann lieber in Deutschland fertigen und auch entwickeln lassen.“ Kein Problem für den Experten aus Neviges, dessen Kunden mittlerweile in ganz Deutschland sitzen. „Die Betreuung läuft größtenteils auf digitalem Weg, über Teams, manchmal telefonieren wir. Bei Bedarf fahre ich auch direkt hin, kürzlich zum Beispiel nach Berlin und nach Osnabrück.“
Ausbildung zum Elektroniker
Ja, Simon Ingenhoben ist ein Tüftler, wie er im Buche steht. Liebt es, zu löten, mag auch knifflige Arbeiten. Klar, die Fertigungs-Aufträge seien wichtig, die liefen auch gut, erzählt er. „Das ist die Pflicht, das andere die Kür.“ Das andere, das ist die Entwicklung, und da möchte sich der 26-Jährige in Zukunft gern noch mehr reinknieen, da hätte er gern noch mehr Aufträge. Bisher erfüllte er sich mit Fleiß und Beharrlichkeit vieles, wovon er träumte, hatte dabei immer ein klares Ziel vor Augen. „Nach der zehnten Klasse hab ich eine Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und System gemacht, aber da merkte ich schon, dass mich das nicht genug fordert.“
Hobby-Handwerker und Naturliebhaber
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Denn er wollte mehr lernen, mehr erreichen. Besuchte die Abendschule, die er als staatlich geprüfter Techniker abschloss, holte sein Fachabitur nach und machte zusätzlich einen Ausbilderschein. Seine Firma ist sein größtes Hobby, mal die Hände in den Schoß zu legen, das fällt Simon Ingenhoven schwer. „Was man selber machen kann, das mache ich selber.“ So hat er mit seinem Vater das komplette Haus kernsaniert, in dem er mit seiner Frau lebt. „Estrich verlegen, verputzen, alles kein Problem.“ Und wenn er mal nicht im Keller tüftelt oder das Haus auf Vordermann bringt? „Dann fliehe ich aus der Stadt, bin gern im Grünen. Joggen und wandern, ein guter Ausgleich.“
Dass seine erfolgreiche Firma bisher im Keller untergebracht ist, stört den Entwicklungs-Ingenieur nicht die Bohne, das sieht er sogar positiv. Und sagt mit breitem Lächeln: „Bill Gates hat auch mal in der Garage angefangen.“