Neviges. Im Schloss Hardenberg laufen die Sanierungsarbeiten auf Hochtouren. Archäologen rückten kürzlich an: In den Wehrgängen wurde etwas gefunden.
„Wir geben der Anlage jetzt den Wert, der ihr gebührt. Denn was wir hier haben, das ist weit und breit einmalig.“ Jörg Ostermann, Beigeordneter der Stadt Velbert, steht vor dem Herrenhaus Schloss Hardenberg in Neviges, in dem gerade Bauarbeiter schwere Bodenplatten herausschleppen und draußen stapeln. Und wenn er sagt: „Dieses Projekt ist faszinierend. Man kann sich jeden Tag mehr und mehr vorstellen, wie es aussehen wird“, dann merkt man: Die zweitgrößte Baustelle der Stadt – nach dem Neubau der Gesamtschule Waldschlösschen – ist für ihn nicht einfach ein Millionenprojekt. Die Sanierung Schloss Hardenberg ist eine Herzenssache. Auch für Projektleiterin Antje Buchholz, Architektin beim Immobilienservice der Stadt Velbert. „Ich bin zweimal in der Woche hier vor Ort, habe den Förderantrag mit begleitet, da ist dann schon ein starker Bezug.“
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Insgesamt 13,4 Millionen Euro kostet es, das Ensemble Schloss Hardenberg inklusive der Außenanlagen zum „Erlebniszentrum Natur“ umzugestalten. Eine erste Anregung, dass es bei der neuen Nutzung des Schlosses um das Thema Natur gehen sollte, habe 2019 Bürgermeister Dirk Lukrafka gegeben, so Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach. An der Sanierung Herrenhaus und Mühle beteiligt sich der Bund mit 4,1 Millionen Euro, genau gesagt die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM). Ja, diese Baustelle sei schon etwas Besonderes, weil man auch „jeden Tag mit Überraschungen rechnen müsse“, sagt Jörg Ostermann. So entdeckten Arbeiter kürzlich beim Abstützen der nicht mehr standfesten Kasematten Spuren einer historischen Treppe. Archäologen rückten heran, die Treppe wurde komplett freigelegt, jede Kleinigkeit dokumentiert. „Sie ist in einem sehr guten Zustand und von unten sichtbar“, erläutert Antje Buchholz. Von oben ist die Treppe durch ein Gewölbe geschützt.
Experte sieht Wehranlage in Velbert als „Sensation“
Die mittelalterliche Verteidigungsanlage, zu denen die Kasematten gehören, haben in dem Gesamtkomplex Schloss einen besonderen Stellenwert. Der Burgenforscher Dr. Joachim Zeune hatte sie einst wegen ihrer besonderen Konzeption als „absoluten Hochkaräter“ und „Sensation“ bezeichnet: Aus einer normalen Artilleriebefestigung mit einem Kunstgriff eine Kleinfestung zu schaffen, das gebe es kein zweites Mal in Deutschland. Bereits 2006 hatte ein Gutachten bescheinigt, dass die urkundlich 1354 erstmals erwähnte Wehranlage weitaus wertvoller ist als das Herrenhaus. Ihre Sanierung wurde dann nach einem zweiten Gutachten vorgezogen. Drei Jahre lang war ein Spezialunternehmen aus Erfurt vor Ort, 2016 war die einsturzgefährdete Mauer wiederhergestellt. Die Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro hatten sich Bund und Land damals geteilt.
Diese Büros sind beteiligt
Das Dortmunder Architekturbüro „Lindner Lohse“ wurde nach einer EU-weiten Ausschreibung vom Immobilienservice mit der Planung der Herrenhaus-Sanierung beauftragt. Unter anderem hat das Team den Gasometer in Oberhausen saniert.
Die Ausstellung „Wehrhafte Natur“ im Herrenhaus konzipiert das Berliner Büro „Stories within architecture“. Die Außenanlage plant das Bochumer Büro wbp, das den Landschaftsarchitekten-Wettbewerb gewonnen hat,
Kasematten nur in einer Führung betreten
„Unser Ziel ist es, in den Kasematten Führungen anzubieten. Ansonsten ist eine Freigabe leider nicht möglich“, so Jörg Ostermann: Die Gänge seien einfach zu eng. Auf „eigene Faust“ erkunden können Familien dagegen die Ausstellung „Wehrhafte Natur“. Wenn alles nach Plan verläuft, soll sie im Spätsommer 2026 eröffnet werden. Vorausgesetzt, der Innenausbau des Herrenhauses ist zum Jahreswechsel 2025/2026 fertig, fügt der Beigeordnete hinzu.
Hier gehen gerade die Handwerker ein und aus, montieren unter anderem die Stützfundamente für den Westflügel, die Bodenplatten aus dem Foyer des Herrenhauses werden überarbeitet und kommen wieder an alte Stelle. „Sie sind zwar aus den 70er Jahren, aber erzählen auch die Geschichte des Hauses“, so Antje Buchholz. Den Baubeginn für den viel diskutierten modernen Anbau, in dem die Treppe als Rettungsweg und der Aufzug untergebracht sind, datiert Jörg Ostermann auf den „Jahreswechsel 2024/2025.“
Probebohrungen für eine klimaneutrale Heizung
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Was bereits in diesem Jahr passiert: Die alte WC-Anlage am Parkplatz kommt in Kürze weg, die Vorarbeiten für die neue öffentliche Toilette haben bereits begonnen. Auf der Terrasse am Torbogen sind die Gartenarbeiten fast fertig. Im April 2025, so ist es geplant, steht dann der neu gestaltete Parkplatz wieder zur Verfügung. Spannendes passiert bereits jetzt auf dem Wirtschaftshof: Hier laufen zurzeit in 100 Meter Tiefe Probebohrungen für die Geothermie. Denn die gesamte Schlossanlage, so lautet das Ziel, soll klimaneutral mit Wärme versorgt werden. Im Frühjahr 2025 werden dann im zweiten Bauabschnitt die Wiese am Wirtschaftshof und auch die Schlosswiese umgestaltet, hier warte die Stadt noch auf den Zuwendungsbescheid des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau, so Jörg Ostermann. Das Kinderfest des Stadtjugendringes am 1. Mai wird jedenfalls umziehen müssen. Aber da werde sich sicher eine Lösung finden, versichert der Beigeordnete.