Velbert/Wuppertal. Ein Velberter Ehepaar will sich in Wuppertal boostern lassen. Es bleibt beim Versuch, die letzte Impfung ist nur fünf Monate und 29 Tage her.
„Mal wieder eine Neuigkeit aus Absurdistan“, schreibt Axel Goyke am vergangenen Samstagabend per Mail. „Wir wollten uns um 18.05 Uhr bei Ikea in Wuppertal unsere Boosterimpfung abholen.“ Wir, das sind der 63-Jährige und seine Ehefrau Ute (80) aus Velbert-Langenberg. Ihre Zweitimpfung gegen das Coronavirus ist zu diesem Zeitpunkt fünf Monate und 29 Tage her. Die Stiko empfiehlt sechs Monate Abstand zur dritten Dosis. Die fehlenden sechs Stunden fallen auch dem Security-Mitarbeiter in Wuppertal auf, er kennt kein Pardon – und schickt die Goykes ungeboostert zurück nach Hause.
„Wenn ich die Geschichte erzähle, dann lacht sich mein Freundeskreis kaputt. Das kann keiner nachvollziehen“, sagt Axel Goyke ein paar Tage später am Telefon. Er nimmt das Erlebte hörbar mit Galgenhumor, dabei ist die Situation des Ehepaars alles andere als komisch: Durch das Alter gehört gerade Ute Goyke zur vulnerablen Gruppe der durch das Virus besonders gefährdeten Menschen. Der Impfschutz ist wichtig und lässt bei älteren Menschen schneller nach. Ihr Mann ist zudem viel unter Leuten, er bildet Kapitäninnen und Kapitäne für Verkehrsflugzeuge aus. Im Impfzentrum des Kreis Mettmann erhielten beide ihre zweite Dosis Moderna deshalb schon am 28. Mai.
Booster-Impfung in Wuppertal: Velberter Ehepaar blitzt ab
All diese Faktoren kommen am vergangenen Samstag laut Goyke nicht zur Sprache, als der Security-Mitarbeiter bei Ikea die Impfpässe überprüft. Regel sei Regel, die Anweisungen strikt, habe der Mann zu ihm gesagt, erinnert sich der 63-Jährige. Der Mitarbeiter setzt am Ende die rote Linie der Stadt Wuppertal durch, die sie aufgestellt und etwa auf ihrer Homepage kommuniziert hat. Jede Dosis zählt? Sechs Monate, keine Minute eher.
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„Das durch den großen Andrang eine Vorauswahl stattfinden muss, trifft auch bei uns auf Verständnis“, betont Goyke und ergänzt: „Eine Woche hätten wir auch verstanden, aber sechs Stunden? Da komme ich an meine Schmerzgrenze.“
Knappe Kapazität: Für Stadt Wuppertal zählt Bedarf vor Schnelligkeit
Auf Anfrage geht die Stadt Wuppertal nicht auf den konkreten Fall ein. Sprecherin Ulrike Schmidt-Keßler schreibt, „dass es zunächst (Verfügbarkeit Impfstoff) eine Regelung geben musste, um die Gleichbehandlung von Menschen sicher zu stellen.“ Frei nach dem Motto: Bedarf vor schnellen Beinen. Gleichzeitig sei der Ansturm auf Impfmöglichkeiten so groß gewesen, „dass sicher in einigen wenigen Fällen nicht individuell auf die persönliche Situation eingegangen werden konnte.“
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Am Freitag (3. Dezember) kippte die Stadt Wuppertal ihre Auslegung der Stiko-Empfehlung, die je nach individuellem Fall und Kapazität auch eine Drittimpfung nach fünf Monaten vorgesehen hätte. Jetzt können sich Menschen ab 30 Jahren ihre dritte Spritze schon nach fünf Monaten holen, zur Verfügung steht der Impfstoff von Moderna – Biontech ist wegen begrenzter Menge nur noch für Erst- und Zweitimpfungen der Unter-30-Jährigen vorgesehen.
Velberter Ehepaar Goyke bekommt nächste Woche die Drittimpfung
Das Ehepaar Goyke hält die Ablehnung in Wuppertal indes nicht davon ab, sich boostern zu lassen. „Ich bin Impfungen gegenüber sehr offen eingestellt und weiß, wie wichtig sie sind. Alleine in meinem Beruf als Flugingenieur habe ich früher schon anderthalb Impfbücher voll gemacht“, sagt Axel Goyke mit einem Lachen. Beide haben am kommenden Donnerstag kurzfristig einen Termin beim Hausarzt bekommen. Die sechs Monate sind dann definitiv voll.
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