Velbert. Der Betreiber eines Testzentrums in Velbert soll die Testnachweise des Teams nicht kontrolliert haben – einige Mitarbeiterinnen sind ungeimpft.

In einem Testzentrum in Velbert-Mitte arbeiten Angestellte, die nicht vollständig gegen Corona geimpft sind – und ihr Vorgesetzter soll offenbar deren tagesaktuell notwendige Tests nicht täglich den Vorschriften entsprechend kontrolliert haben. Zwei Mitarbeiterinnen des Testzentrums behaupten das gegenüber unserer Redaktion. Nach ihren Angaben sind mindestens vier Beschäftigte der Teststelle nicht vollständig geimpft: Zwei haben nur eine Impfdosis erhalten, zwei noch gar keine.

In Testzentren wie in den meisten Arbeitsstätten herrscht laut Infektionsschutzgesetz des Bundes seit 24. November die 3G-Regel. Demnach hat der Betreiber des Testzentrums die Pflicht, die Testnachweise des ungeimpften Personals „durch Nachweiskontrollen täglich zu überwachen und regelmäßig zu dokumentieren“.

Velberter Testzentrum: Betreiber kontrollierte 3G-Regel offenbar nicht

Die Sprecherin des Kreisgesundheitsamtes Mettmann, Daniela Hitzemann, präzisiert: „Entweder kontrolliert das der Chef der Firma selbst oder in großen Unternehmen wird dafür jemand ausgewählt.“ Eine Mitarbeiterin des Testzentrums sagt allerdings, es habe eine Woche lang niemanden gegeben, „der die Tests kontrolliert hat oder der dafür vorgesehen war, die Tests anzusehen“. Sie hätten ihre Testergebnisse nirgends einreichen müssen. Erst eine Woche, nachdem die 3G-Regel am Arbeitsplatz eingeführt wurde, habe der Betreiber eine Person benannt, die die Tests der Mitarbeiterinnen täglich kontrolliert. Das heißt, mittlerweile kontrolliere der Betreiber die 3G-Regel.

Die Mitarbeiterinnen wollen unerkannt bleiben, weil der Betreiber des Testzentrums ihnen angedroht habe, dass „Köpfe rollen“ werden, nachdem sie mit der Presse über Missstände im Testzentrum gesprochen hatten. Zwei Mitarbeiterinnen sagen, sie hätten sich in der Regel kurz vor dem Arbeitsbeginn um 8 Uhr gegenseitig getestet, an manchen Tagen auch noch zusätzlich ein zweites Mal, wenn es einen positiven Fall bei Kundinnen und Kunden gegeben hat.

Issa Security bestreitet die Vorwürfe gegen Velberter Testzentrum

Unsere Redaktion hat den Betreiber des Testzentrums mit den Vorwürfen konfrontiert. Nach dem Gespräch hat er seine Antworten allerdings zurückgezogen. Er kooperiert mit zwei weiteren Unternehmen, um das Testzentrum zu betreiben. Seine Aufgabe ist es dabei, das medizinische Material für die Testungen zu besorgen. Beim Gesundheitsamt ist er laut Sprecherin Daniela Hitzemann als Verantwortlicher registriert. Die anderen beiden Unternehmen sind für das Personal verantwortlich.

Eines davon ist Issa Security aus Essen. Der Geschäftsführer, Mohammed Issa, hat unserer Redaktion mitgeteilt, die Vorwürfe der Mitarbeiterinnen würden nicht stimmen. Sowohl der Betreiber als auch er hätten die Testergebnisse des Personals regelmäßig kontrolliert. „Alle Testergebnisse, auch die vom den Mitarbeiterinnen, laufen in ein System ein, das wir einsehen können“, sagt er. Die Ergebnisse habe er täglich angeschaut.

Corona in Velbert: Weitere Berichte zur Pandemie

Das Gesundheitsamt kontrolliert „hin und wieder“ Testzentren, konkrete Zahlen nennt das Amt nicht. Es seien „keine Heerscharen“ unterwegs. Eine Mitarbeiterin des Testzentrums sagte, sie arbeite seit einigen Monaten bereits im Velberter Testzentrum – eine Kontrolle durch das Ordnungsamt habe sie noch nicht erlebt.

Der Umsatz des Betreibers beläuft sich im Monat nach unserer Berechnung auf etwa 62.000 Euro brutto. Im Schnitt besuchen laut einer Mitarbeiterin zirka 200 Personen das Testzentrum, es hat jeden Tag der Woche außer sonntags geöffnet. Pro Test erhält der Betreiber 11,50 Euro von der Kassenärztlichen Vereinigungen. Sie rechnet die Leistungen mit dem Bundesamt für Soziales ab. Abstriche bei den eigenen Mitarbeiterinnen werden nicht vergütet.

>> Behörden sanktionieren Verstöße gegen 3G am Arbeitsplatz mit 1000 Euro

  • Die nordrhein-westfälischen Arbeitsschutzbehörden kontrollieren ab sofort schwerpunktmäßig die Einhaltung der 3G-Regelung am Arbeitsplatz. Das kündigte das Gesundheitsministerium in Düsseldorf am Mittwoch an. Es habe die zuständigen Behörden aufgefordert, den Schwerpunkt aktuell auf diese Kontrollen zu legen.
  • Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte: „Wir befinden uns in einer sehr kritischen Phase der Pandemie. Hier trifft auch die Arbeitgeber und Beschäftigten eine große Verantwortung.“ Daher werde es ab sofort nicht nur Kontrollen durch kommunale Behörden geben, „auch wir als Landesregierung kommen unserer Verantwortung mit dem Einsatz der Arbeitsschutzbehörden nach.“
  • Werden die 3G-Kontrollen durch die Arbeitgeber nicht umgesetzt, droht ein Bußgeld von mindestens 1.000 Euro. Die angeordnete Schwerpunktsetzung bei den Arbeitsschutzkontrollen gilt zunächst bis zum 24. Dezember 2021.