Sprockhövel. In Sprockhövel wurde eine uralte Kastanie gefällt. Wir haben die Fotos. Es ist nicht der erste abgeholzte Baum. Einen retteten die Bürger - noch.
Der Kampf um die uralte Rosskastanie an der Hauptstraße in Niedersprockhövel ist verloren. Mehr als drei Jahrzehnte wurde um das Leben und den Erhalt des Baumes gerungen. Jetzt blieb nur doch die Säge. Es ist nicht die erste Kastanie, um die in Sprockhövel gekämpft wird. Das sind ihre Geschichten und der Grund für das Ende.
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Das Ortsbild von Niedersprockhövel wird seit mehr als einem Jahrhundert, so beziffert die Stadt das Alter des Baumes, auch von der alten Rosskastanie geprägt, die in unmittelbarer Nähe der Rosenapotheke zu finden ist. Sogar auf weit älter als 200 Jahre wurde sie geschätzt, als es ihr 2013 mal wieder an die Krone gehen sollte. Im Jahr 1753 soll sie gepflanzt worden sein, hieß es damals.
Die Krankheitsgeschichte der Kastanie beginnt aber noch viel früher. „Nach ersten Krankheitsanzeichen und einer darauffolgenden eingehenden Untersuchung des Baumes wurde sie bereits 1991 umfangreich saniert und die Krone gesichert“, berichtet Stadtsprecherin Mandana Rasooli. Auch 2004 stand die Verkehrssicherheit erneut infrage. „Hier wurde eine beginnende Fäule im Bereich des Stammfußes und in vier Metern Höhe eine schwere Kernfäule im Hauptstamm festgestellt. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde eine zeitnahe Fällung empfohlen“, betont die Sprecherin.
Entfernt wurde aber nur die Krone, „in der Hoffnung, dass die Kastanie nochmal austreibt“. Die unteren sieben Meter des Stamms blieben stehen. Tatsächlich trieb die Kastanie zwar wieder aus, die Fäulnis innerhalb des Stammes breitete sich aber aus, erklärt die Stadt. Mit Gewindestangen in einer Höhe von etwa vier bis fünf Metern wurden der schwerstgeschädigten Baum gesichert.
Die Kastanie an der Hauptstraße
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Doch der Baum blieb eine Gefahr: 2021 breiteten sich große Risse im Stamm aus. Rasooli: „Es lösten sich mehrere, bis zu 20 Kilogramm schwere Holzstücke, die durch den städtischen Bauhof umgehend und kontrolliert entfernt wurden.“ Nur noch 10 bis 12 Zentimeter stark ist die nicht verfaulte Außenwand des Stammes - und es wird weniger. Deshalb rückte am Freitag eine Spezialfirma mit Sägen an, die auch den Rest der uralten Kastanie beseitigt hat.
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„Die Fäulnis hat dem alten Baum nun so zugesetzt, dass wir nur durch eine vollständige Beseitigung des Stammes die Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger gewährleisten können“, teilt Susanne Görner, zuständige Geschäftsbereichsleitung der Stadtverwaltung bedauernd mit.
Bereits Ende 2008 wurde vor dem Gebäude Hauptstraße 6 eine Rosskastanie als Ersatz für den kranken Baum gepflanzt. Zusätzlich wird am bisherigen Standort in Höhe Hauptstraße 37 „ein bewegliches Pflanzelement mit einer Kugel-Robinie“ aufgestellt.
Uralte Rosskastanie wird gefällt
Naturdenkmal an der Wittener Straße gefällt
Es ist nicht die erste alte Kastanie, die in Sprockhövel gefällt werden musste. Selbst ein Naturdenkmal musste bereits aus dem Stadtbild weichen. Seit 1974 war eine Rosskastanie in Haßlinghausen an der Wittener Straße aufgrund ihres besonders schönen Wuchses als Naturdenkmal eingestuft. Doch 2013 wurde der damals 180 Jahre alte Baum gefällt.
Die Kastanie an der Wittener Straße
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Auch er war krank, durch ein Bakterium befallen, und wurde deshalb zur Gefahr. Innerhalb weniger Monate verlor der Baum durch Fäule an Standkraft. „Wir können für die Sicherheit der Menschen nicht mehr garantieren“, hieß es damals aus dem Kreishaus.
Rettung der Kastanie am Gedulderweg
„Ihre“ Kastanie gerettet haben Bürger am Gedulderweg, gründeten dafür sogar eine Nachbarschaftsinitiative. Gute 190 Jahre alt soll der Baum sein, der auf dem höchsten Punkt an der Straße steht und für viele das Wahrzeichen der Siedlung ist.
Vor etwa 18 Jahren soll der angebliche Gefahrenbaum gefällt werden, als in direkter Nachbarschaft neue Baugrundstücke entstehen und die Kastanie bei Bauarbeiten beschädigt wird. Doch die Bürgergemeinschaft „Freunde der Kastanie“ kämpft für ihren Erhalt und ermöglicht die Sicherung der Baumkrone durch Stahlseile. Nur unter strengen Auflagen darf der Baum bleiben: „Der Verein hat durch die Spendengelder eine Versicherung für den Baum abgeschlossen und beschäftigt einmal im Jahr einen Baumpfleger, der trockene und faule Äste beseitigt sowie die drei Halteseile in der Baumkrone überprüft“, betont Baumpatin Barbara Hinze 2011.
Die Kastanie am Gedulderweg
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Die Unterstützer veranstalten Reibekuchenfeste, um die jährlich gut 300 Euro aufzubringen. In Hitzephasen wird der Baum regelmäßig gewässert. Auch heute noch setzt sich Barbara Hinze für die Kastanie am Gedulderweg ein. Allerdings lässt die Unterstützung nach. 2023 musste das Fest ausfallen, weil die damals 75-jährige Baumpatin keinen Ersatz fand, als sie ausfiel.
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Aktuell ist aber noch genügend Geld für die jährliche Überprüfung und Sicherung des Baumes vorhanden. Entsprechend läuft das Engagement der Bürger für „ihre“ Kastanie am Gedulderweg weiter.