Sprockhövel. Ast für Ast fällt der kreischenden Motorsäge zum Opfer. Kleinere Äste verarbeitet ein großer Häcksler, der das Mulchmaterial gleich in einen großen Lastwagen ausspuckt. Anwohner der Wittener Straße, die in der Nachbarschaft des Naturdenkmals Rosskastanie wohnen, verfolgen – einzeln und in Schweigen gehüllt oder in Gruppen in Gesprächen vertieft – die Szene. Spezialisten zerlegen gekonnt den wunderschön gewachsenen Baum.
Ast für Ast fällt der kreischenden Motorsäge zum Opfer. Kleinere Äste verarbeitet ein großer Häcksler, der das Mulchmaterial gleich in einen großen Lastwagen ausspuckt. Anwohner der Wittener Straße, die in der Nachbarschaft des Naturdenkmals Rosskastanie wohnen, verfolgen – einzeln und in Schweigen gehüllt oder in Gruppen in Gesprächen vertieft – die Szene. Spezialisten zerlegen gekonnt den wunderschön gewachsenen Baum.
Die Kastanie stand – wie berichtet – unter der regelmäßigen Kontrolle und Pflege des EN-Kreises. Doch der Baum ist durch ein Bakterium (Pseudomonas) und Schadpilze befallen. Durch einhergehende Holzfäule, die sichtbar ist, stelle der Baum eine Gefahr für die Verkehrssicherheit dar, erläutert Ralf Löchel von der Kreisverwaltung noch einmal.
Bei Angriffen Schutz gesucht
Marianne Bleichert, auf deren Grundstück das Prachtexemplar eines Baumes steht, ist von der Szenerie sichtlich gerührt. Sie reißt sich zusammen, doch man merkt, sie leidet. „Ich bin jetzt 80 Jahre alt, und der Baum hat mich mein Leben lang begleitet. Hier haben wir als Kinder gespielt und mit den aufgesammelten Kastanien im Herbst gebastelt. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass er nun weichen muss“, sagt die Seniorin.
Aber nicht nur Marianne Bleichert, Generationen von Schul- und Kindergartenkindern in Haßlinghausen haben die Kastanien als Basismaterial für Bastelstunden geschätzt. „Ja, das hat uns immer sehr gefreut, wenn die Kinder kamen, um sich die Kastanien zu holen“, fügt die ältere Dame hinzu. Und sie erinnert sich, dass während der Kriegsjahre bei Flugzeugangriffen auf Haßlinghausen Soldaten mit ihren Fahrzeugen unter dem Baum Schutz gesucht hatten, um nicht entdeckt zu werden.
Sie könne auch nicht glauben, dass der Baum nur 180 Jahre alt sei. „Ich schätze, das wahre Alter liegt bei etwa 300 Jahren.“ Ihre Vorfahren haben die damalige Hofanlage 1818 erworben. Der Vorbesitzer hatte direkt unter dem Bum eine kleine Andachtsstelle gebaut. Das Häuschen, später zum Unterstellen von Gartengeräten genutzt, bleibt erhalten.
Auch Anwohner Heinz Morda-schewitz kann seine Traurigkeit nicht verbergen. „Seit 35 Jahren wohne ich hier. Zu allen Jahreszeiten hielten Autofahrer an und schauten sich den Baum an.“ Und Karl-Heinz Hemsing meint: „Er gehörte für mich seit 52 Jahren zum Stadtbild. Doch wenn er von Pilz befallen ist, dann muss er weg.“