Sprockhövel. Eine 100 Jahre alte Kastanie wird in Sprockhövel von der Nachbarschaft gepflegt. Dafür braucht’s Geld, und das kommt vom Reibekuchenfest.
Wer einen Geschmack davon bekommen will, wie sehr Bäume und Wälder im Kollektivbewusstsein der Deutschen verankert sind, lese Geschichten von Ludwig Tieck und Adalbert Stifter aus dem 19. Jahrhundert oder höre Schmachtlieder wie „Mein Freund der Baum“ von Alexandra aus den Sechzigern. In Sprockhövel findet diese Verbundenheit ihren Ausdruck im Kampf von Nachbarschaften um Kastanien am Gedulderweg und an der Hauptstraße.
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Entschlossene Schutzmacht
Der imposante Baum am Gedulderweg hat eine entschlossene Schutzmacht hinter sich – eine Interessengemeinschaft aus Nachbarn, die sich gegenüber der Stadtverwaltung verpflichtet haben, den rund 100 Jahre alten Baum zu pflegen. „Kommen wir dem nicht nach, darf die Stadt ihn fällen lassen“, sagt Barbara Hinze von der Interessengemeinschaft.
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Wasserschlauch am Wurzelwerk
Das wird aber nicht passieren – selbst in so trockenen Jahren wie 2022, wo eine Nachbarin wieder einmal einen Wasserschlauch ans Wurzelwerk geführt hat, damit der Baum nicht verdurstete. Viele verbinden sich mit dem guten Werk, und am Wochenende wurde jetzt zum 14. Mal das Reibekuchenfest um die Kastanie gefeiert, wo viele fleißige Hände Kartoffeln schälten und rieben, wo ein Wittener 120 Eier spendete, Heidi Hagen („Pauline“) Äpfel fürs Mus und alle zusammen ein fröhliches Fest genossen. „Bemerkenswert ist auch ein Spender aus Bad Nenndorf, der mal auf der Durchreise von der Kastanie erfuhr und seither einige Male 20 Euro in einen Briefumschlag gesteckt hat“, berichtet Hinze.
1000 Euro für die Baumpflege
„Gut 1000 Euro sind zusammengekommen“, freut sich Schatzmeister Ingolf Dammmüller. Der Kastanienfreund berichtet, davon werde die jährliche Inspektion durch einen Baumpfleger bezahlt, der Seile zur Stützung einzieht und den Gesundheitszustand überwacht.
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