Mülheim. Wie gut ist der Zustand der Busse und Bahnen der Ruhrbahn? Ein aktueller Bericht zeigt gute wie schlechte Seiten. 1194 Beschwerden gab es 2024.
Ob es an der neuen Geschäftsführerin Linda Kisabaka liegt? Die Ruhrbahn legte für Mülheim unlängst einen umfassenden Qualitätsbericht für das vergangene Jahr 2024 vor. Bemerkenswerter Teil der Transparenzoffensive sind auch Fakten zur Pünktlichkeit, Sauberkeit und zu Beschwerden, die man als Unternehmen vielleicht nicht so gern öffentlich sehen möchte. Wie gut also läuft es und wie zufrieden äußern sich Fahrgäste?
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Da kann es wahrnehmungsbedingt schon einmal Unterschiede geben. Das weiß auch die Ruhrbahn: Alle zwei Jahre führt sie daher Kundenbefragungen durch. Die letzte - und da zeigt sich schon ein kleiner Haken für den aktuellen Bericht - machte sie 2023, also vor dem Fahrplanwechsel im August 2023. Wie zufrieden die Kunden mit dem neuen Fahrplan sind, wird der Verkehrsbetrieb daher erst in den nächsten Monaten auf den Tisch bekommen.
So beurteilt Ruhrbahn ihr Angebot: Pünktlichkeit
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Dagegen sind die eigenen Leistungsmessungen der Ruhrbahn aber aktuell und aufschlussreich. So sei etwa die Verfügbarkeit von Bus- und Bahnfahrzeugen auch nach dem Fahrplanwechsel 2023 weiter auf hohem Niveau. Konkret stünden die Fahrzeuge zu annähernd 99 Prozent zur Verfügung.

Auch in der Frage Pünktlichkeit kann die Ruhrbahn ordentliche Zahlen liefern, es gibt aber drei Einschränkungen: Zum einen liegt die Messlatte für Pünktlichkeit nicht etwa bei zu erwartenden 99, sondern eher bei 80 Prozent für Bus und Straßenbahn sowie bei 83 Prozent bei der interkommunalen Stadtbahn U18. Zum anderen erreicht lediglich die U18 ihre Zielmarke mit 85,3 Prozent.
Mülheims Straßenbahnen bleiben dagegen mit 78,9 Prozent darunter, die Busse verfehlen die Messlatte mit nur noch 73,7 Prozent noch deutlicher. Und auch im Vergleich der vergangenen Jahre ist die Pünktlichkeit der Busse 2024 um gut zwei Prozentpunkte abgesackt. Ab wann gilt ein Bus als verspätet? Ab drei Minuten, heißt es. Kommt der Bus eine Minute zu früh, gilt er ebenfalls als ‚unpünktlich‘.

Baustellen in Mülheim sollen für unpünktliche Busse und Bahnen sorgen
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
Die Ruhrbahn macht Baustellen und Individualverkehr in Mülheim dafür verantwortlich und zeigt, dass sich die Betriebsanordnungen, mit denen man auf Baustellen reagiert, in den vergangenen zwei Jahren von 21 auf 51 mehr als verdoppelt haben. Das soll sich im Prinzip auf nahezu alle Linien, aber auf bestimmte Buslinien wie 129, 139 und 130 an weit mehr als 100 Tagen ausgewirkt haben, aber auch auf die Straßenbahn 112 (82 Tage).

Inwiefern auch der umstrukturierte Nahverkehrsplan eine Mitverantwortung für Unpünktlichkeit trägt, lässt die Statistik offen. Gerade aber der Neustart war von Beginn an von zahlreichen Ausfällen und Verspätungen begleitet. Die neue Ringbuslinie 129 etwa stellte sich als zu lang geplant heraus und wurde später eingekürzt.
Leistung der Subunternehmer wenig erfasst
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Drittens aber fehlt der Ruhrbahn zur umfassenden Einschätzung ein nicht unwichtiges Element: die Messdaten ihrer Subunternehmer. Denn oft waren die Busse der Aushilfen gar nicht mit dem notwendigen Messequipment ausgestattet, wie die Ruhrbahn bei der Präsentation im Mobilitätsausschuss bemängelte. Im Extremfall haben sie nicht einmal einen Ticketentwerter wie bei einem Gelsenkirchener Subunternehmer, der inzwischen nicht mehr auf Mülheimer Linien fährt. Ausfälle sind zwar immer erfasst worden, betonte die Ruhrbahn bei der Präsentation der Daten, aber eben nicht die Verspätungen.

Doch gerade auf solchen Linien, die von Fremdunternehmen bedient wurden, haben Kunden immer wieder Verspätungen öffentlich beklagt. Die noch anstehende Kundenbefragung 2025 wird daher das Bild über den Service und den neuen Nahverkehrsplan komplettieren müssen.
1194 Beschwerden in Mülheim zählte die Ruhrbahn für 2024
Apropos Beschwerden: Die gab es natürlich auch 2024. Am häufigsten über Fahrtausfälle (32 Prozent) und am zweithäufigsten über Unpünktlichkeit (28 Prozent). Zwölf Prozent allerdings haben die Taktung bemängelt - und das schon vor dem neuen Fahrplan. Die Taktung hat sich auf manchen der neuen geplanten Strecken und zu bestimmten Zeiten zwar verbessert - so etwa auf der Linie 135 von Saarn zum Hauptbahnhof -, aber eben auch verschlechtert. Auch hier gilt es, die diesjährige Kundenbefragung abzuwarten.
Angesichts von 23 Millionen Fahrten im Jahr 2024 mögen 1194 Beschwerden eher wenig erscheinen. Den eigenen Anspruch, die Beschwerden innerhalb von fünf Arbeitstagen zu bearbeiten, erreichte die Ruhrbahn in fast jedem fünften Fall nicht. Hier aber habe man inzwischen das Personal aufgestockt und sei seit April 2024 auf Zielwertniveau.
Ruhrbahn führt eigene Tester ein

Mit eigenem Testpersonal komplettiert die Ruhrbahn seit vergangenem Jahr die Qualität auf ihren Linien. Im Blick sind das Verhalten des Fahrpersonals, der Zustand der Fahrzeuge, der Haltestellen und der Informationen an den Haltestellen. 900 Erhebungen gab es in Mülheim, beanstandet wurde der Fahrstil in Bussen, die Haltestellenanzeigen in Bus, Straßen- und U-Bahn. Durchgehend schlecht bewerteten die Tester den Zustand der Haltestellen der Straßenbahnen in Sachen Sauberkeit, Aufzüge, Rolltreppen. Grundsätzlich fehlten ihnen auch Durchsagen im Bedarfsfall.
Für Überraschung dürfte die Angaben der Tester in Sachen Sauberkeit der Fahrzeuge sorgen: Bei allen Testfahrten machten sie einen Haken dran.
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