Mülheim. Nach einer Fehlgeburt sucht die Mülheimerin Yvonne Beuche Hilfe und Halt. Warum sie beides in der „Coaching-Küche“ von Marina Heckhoff findet.
2024 war ein hartes, vor allem aber trauriges Jahr für Yvonne Beuche. Die 38-Jährige aus Mülheim hatte eine Fehlgeburt, hat, wie sie selbst es einfühlsamer formuliert: Ein Sternenkind geboren. „Das hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen, emotional und körperlich. Alles ist komplett aus dem Gleichgewicht geraten.“ Beistand suchte die stellvertretende Leiterin einer Kreativagentur bei ihrem Partner, bei der Trauerbegleitung, bei ihrer Hebamme. „Ich habe versucht, all das zu bewältigen, aber an irgendeinem Punkt habe ich gemerkt, dass ich so nicht weiterkomme.“
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An diesem Montag absolviert Yvonne Beuche ihre dritte Hypnosesitzung bei Marina Heckhoff in Saarn. Die 53-Jährige betreibt seit März vergangenen Jahres am Elsenborner Weg die „Coaching-Küche Cre8one“.
Keine durchgestylte Praxis, sondern genau das, was der Name meint: eine heimelige Wohnküche mit einem alten Küchenofen, einer kleinen Sitzecke. Und vor allem: mit Teekannen. „Tee“, sagt Heckhoff, „spielt bei mir eine große Rolle, denn ich möchte mit den Menschen ins Gespräch kommen. Und das geht sehr gut bei einer Tasse Tee.“
Mülheimer „Coaching-Küche“ vereint klassische Hypnose und Entspannungspädagogik
Menschen, ihr Wohlbefinden, Emotionen, zwischenmenschliche Kommunikation – all das sind Themen, die Marina Heckhoff seit vielen Jahren beschäftigen. Die Mülheimerin hat einen Master in Hypno-Coaching, ist ausgebildete Hypnotiseurin in klassischer, lösungsorientierter Hypnose, hat eine Weiterbildung zur Wellnesstrainerin absolviert, eine Fortbildung zur Entspannungspädagogin und ist, wie sie sagt, „von Natur aus“ eigentlich pädagogische Fachkraft.
„Ich bin kein Arzt, ich bin keine Therapeutin und ich bin auch keine Heilpraktikerin für Psychotherapie. Ich habe mich bewusst für einen anderen, etwas freieren Weg entschieden, fürs Coaching“, beschreibt sie es selbst.
Hypno-Coaching in Mülheim: Arbeit mit bewussten und unbewussten Prozessen
Ihr Ziel: „Ich möchte, Menschen in die Lage versetzen, ihr eigenes Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Denn manchmal reicht es nicht, sich das Wissen anzueignen oder den Willen zu haben, etwas am eigenen Leben ändern zu wollen.“ Der Knackpunkt: Geprägte Muster bestimmen vielfach unseren Alltag. Heckhoff: „Bei meiner Arbeit geht es um bewusste und unbewusste Prozesse. Ich trainiere das Unterbewusstsein.“
Richtiger wäre es vielleicht, hier von „umprogrammieren“ zu sprechen. Denn es geht darum, innere Blockaden abzubauen, verinnerlichte Glaubenssätze zu ändern, Alternativen aufzuzeigen für den Umgang mit schwierigen Situationen. Beim Hypno-Coaching versetzt Heckhoff ihre „Gäste“ – „ich spreche nicht gern von Klienten“ – deshalb in Trance.
Mit geschlossenen Augen liegt Yvonne Beuche an diesem Tag in einem Sessel. Marina Heckhoff spricht leise mit ihr, berührt die 38-Jährige gelegentlich sacht am Oberarm oder nimmt ihre Hand. Dass sie das tun wird, hat sie zuvor mit Beuche abgesprochen. „So stelle ich fest, wie tief die Trance ist. Und zum Ende einer Sitzung geben ihr die Berührungen die Möglichkeit, das vorher Besprochene zu festigen“, sagt die ausgebildete Hypnotiseurin.
„Bei meiner Arbeit geht es um bewusste und unbewusste Prozesse. Ich trainiere das Unterbewusstsein.“
Und wie geht es dem Menschen im Sessel? „Tatsächlich“, versichert Beuche, „gibt es wenige Situationen in meinem Leben, in denen ich so tiefenentspannt bin wie auf diesem Stuhl. Ich habe eine Schwere, irgendwie wirklich das Gefühl, als könnte ich mich gar nicht mehr bewegen, selbst wenn ich wollte. Und das ist ein sehr angenehmes Gefühl. Da ist Geborgenheit, als wäre ich eingepackt in Watte, ein Safe Space.“
Hypnose-Erfahrung: „Ich lasse los, aber ich fühle mich nicht ausgeliefert“
Und doch kann die 38-Jährige antworten, ohne Kraftanstrengung den Arm heben, wenn Heckhoff sie dazu auffordert. „Und ich weiß auch, dass ich die Situation jederzeit verlassen könnte. Ich lasse los, aber ich fühle mich nicht ausgeliefert.“ Loslassen – gerade das, sagt Beuche, „war für mich persönlich definitiv eine Herausforderung, weil ich einfach auch ein Mensch bin, der immer alles im Leben unter Kontrolle haben möchte“.
Dies zu erkennen, sei ein wichtiger Schritt in ihrer persönlichen Entwicklung gewesen. „Ich komme hier ja her, weil ich etwas ändern möchte für mich selbst. Das Außen ist, wie es ist, das kann ich nicht ändern. Deshalb muss ich anders auf die Welt zugehen, um dadurch auch für mich eine bessere, schönere Welt zu kreieren.“
Show-Hypnose spielt bewusst mit dem Thema Kontrollverlust
Selbstverständlich, lenkt Heckhoff ein, gebe es auch Menschen, für die sei Hypno-Coaching nicht der richtige Weg. Vorbehalte, gar Angst beim Stichwort Hypnose seien keinesfalls selten. Und das, obwohl die Hypnose bereits seit einigen Jahren als anerkannter Behandlungsansatz gilt – in der Therapie oder etwa auch bei der Behandlung von Angstpatienten beim Zahnarzt. „Man muss einfach verstehen, dass die klassische, lösungsorientierte Hypnose, die ich praktiziere, nichts mit Show-Hypnose zu tun hat. Bei der geht es selbstverständlich um Effekte, da wird bewusst mit dem Thema Kontrollverlust gespielt. Aber so ist es hier nicht.“
Vertrauen und Verantwortung – das seien, versichert die Expertin, die ausschlaggebenden Kriterien für ihre Arbeit. Bei ihr gehe es, anders als etwa als bei einer Psychotherapie, nicht um das Warum, nicht um die Ursachen, sondern das „Wohin und Womit“, also um die Frage, was derjenige ändern möchte – und wie. Das können präventive Maßnahmen gegen Burn-out sein, Raucherentwöhnung oder eben, wie bei Yvonne Beuche, der Wunsch, das eigene Leben wieder ins Gleichgewicht zu bekommen.
Mülheimer Expertin aktiviert das Unterbewusstsein mit Kreativität
„Die Menschen, die zu mir kommen, wissen viele Dinge schon selbst. Aber sie sind ihm oder ihr nicht bewusst. Und hier setzen wir an. Jede Hypnosesitzung beginnt deshalb mit einem Gespräch.“ Dabei arbeitet die 53-Jährige auch mit kreativen Hilfsmitteln, kleinen Figuren zum Beispiel. „Unser Unterbewusstsein spricht in Bildern. Um es zu erreichen, muss ich dieselben spielerischen, kreativen Mittel verwenden. Das heißt aber nicht, dass ich meine Gäste nicht ernst nehme.“
Heckhoff schafft „optische Vernetzungen“ zu wichtigen Aspekten – „und so hole ich die Menschen gleichermaßen in ihrem Bewusstsein und ihrem Unterbewusstsein ab“. Sie spricht etwa von „Berührungspunkten“, für die sie zwei weiche Puppen zur Hand hat. „Wenn Sie an die Puppe denken, denken Sie an das Besprochene – und andersherum. Ich schaffe neue Vernetzungen im Kopf und dann kann das System damit weiterarbeiten, bestehende Muster ändern.“ Über die Trance werde dies dann verstärkt.
Tools für den Alltag erleichtern den Umgang mit Krisensituationen
Mittlerweile, sagt Beuche, habe sie bereits gelernt, im eigenen Alltag selbst in eine Art Trance-Zustand zu kommen, sich und dem ewig grübelnden Gehirn eine Auszeit zu verschaffen. „Ich habe Tools mitbekommen, die ich für mich selbst austesten kann. Denn nur, weil ich gerade lerne loszulassen, gebe ich meine Eigenverantwortung ja nicht ab. Ich muss bei all dem mitarbeiten. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis für mich aber ist, dass mich hier jemand sieht und mich so nimmt, wie ich bin. “
„Coaching-Küche Cre8one“, Elsenborner Weg 24, www.cre8one.de, Tel. 0176 56 76 48 80
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