Mülheim. Über einen inszenierten Weg zur Tanz-Performance „Bromio“: „Rausch 1“-Festival in Mülheim ermöglicht Ungewöhnliches. Was Woche 2 und 3 bieten.

Der Schauplatz ist grau und verlassen. In der obersten Etage eines seit langem leerstehenden Gebäudes, der ehemaligen „Schätzlein“-Zentrale an der Ruhrorter Straße, soll am 19. August eine Tanz-Theater-Performance uraufgeführt werden, für die vor Ort bereits intensiv geprobt wird. „Bromio - das unzerstörbare Leben“ wird im Rahmen des Festivals „Rausch 1“ acht Mal in dreieinhalb Wochen gezeigt.

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Eine Klangcollage erfüllt den Raum, die Darsteller – Ensemblemitglieder des Theaters an der Ruhr sowie Gäste (Tänzer und Performer) – bewegen sich zu den wummernden Beats und sphärischen Klängen von Sounddesigner Mauro Martinuz durch den Raum. Sie erforschen mit ihren Körpern Bewusstseinszustände, erspüren und erarbeiten ein Repertoire von Bewegungen, Bewegungsabläufen, Gesten und Haltungen. Und sie entwickeln ein poetisches Ritual der Trance. Gemeinschaftlich. Begleitet, aber niemals angehalten von Regisseur Simone Derai und Bewegungscoach Marta Ciappina vom italienischen Theaterkollektiv Anagoor.

Einladung an Mülheimer, Gemeinschaft neu zu erfahren

Musik und Bewegungen entstehen gleichzeitig, eins inspiriert das andere. „Das ist keine klassische Choreographie, sondern ein Erfühlen von Zusammensein in einem urbanen Setting“, sagt Dramaturg Alexander Weinstock. Es gehe darum, Gleichheit und Andersartigkeit in der Gemeinschaft, aufzuzeigen. Auch wolle man der schweren Existenz etwas entgegensetzen – den Halt in der Gemeinschaft. Verknüpft sind Tanz und Musik mit tröstlichen „Ratschlägen für einen Erwachsenen und ein trauerndes Kind“.

„Bromio“ (der lärmende Gott) sei eine Einladung an die Stadtgesellschaft, sich selbst zu begegnen und Gemeinschaft neu zu erfahren. Auch auf der inszenierten Wegstrecke vom Raffelbergpark zum Aufführungsort, den Darsteller und Zuschauer zunächst zurücklegen werden (1,2 km).

In den kargen und leerstehenden Räumen eines Verwaltungsgebäudes an der Ruhrorter Straße in Mülheim laufen die Proben für „Bromio“.
In den kargen und leerstehenden Räumen eines Verwaltungsgebäudes an der Ruhrorter Straße in Mülheim laufen die Proben für „Bromio“. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Was erwartet die Zuschauer in der zweiten und dritten „Rausch“-Woche?

Das Programm der ersten Woche von „Rausch 1“ haben wir bereits vorgestellt. Aber was erwartet die Zuschauer in den folgenden Wochen bis zum 9. September – neben den Wiederholungen der großen vier Theater-Produktionen (Die Bakchen, Moby Dick, Bromio, Antonin Artaud), die wir an dieser Stelle nicht aufführen (siehe Programm: theater-an-der-ruhr.de. )

Am Samstag, 26. August ist Familientag, „Der Wolf und die sieben Geißlein“ sind dann um 15 Uhr zu sehen. Anschließend findet um 16 Uhr ein offener Trommel-Workshop statt. Um 19.30 Uhr sollen sich die Besucherinnen und Besucher dem Rausch der italienischen Oper hingeben, das Konzert „Passione Assoluta“ heißt das Konzert mit Sopranistin Astrid Kropp-Ménendez und Juriko Akimoto (Klavier).

Mülheimer Theatergründer Roberto Ciulli skizziert einen radikalen Geist

Die Berliner Religionswissenschaftlerin Susanne Gödde und der italienische Philosoph Paolo Pecere laden am 27. August um 20 Uhr zum Diskurs über „Dionysos: Der tanzende, lärmende, grausame Gott“ ein.

Am darauffolgenden Donnerstag (31. August) gibt es erneut eine Theaterpremiere: „Ich, Antonin Artaud - Le Momo“ in der Regie von Theatergründer Roberto Ciulli. Das Stück ist dem visionären, französischen Dichter und Theaterkünstler Antonin Artaud gewidmet - ein radikaler Geist und kompromisslos Suchender, der von manchen auch als besessen angesehen wurde.

Den Workshop „Endorphin Session“ kann man am 1. September erleben. Im Raffelbergpark startet die Tänzerin Bettina Nampé um 18.30 Uhr ein kollektives Tanzerlebnis zu elektronischen Klängen – Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Ab 23 Uhr steigt auch eine Party mit den DJs von Endorphin Session.

Lachyoga oder Diskussion zu Psychedelika im Mülheimer Theater

Im Workshop „Lachyoga“ kann man am 2. September von 17.30 bis 18.30 Uhr entspannen. Am 3. September wird um 17 Uhr eine Kräuterwanderung gestartet. Mit einem Diskurs der MIND-Foundation zur medizinischen Forschung mit Psychedelika sind Interessierte am 8. September ab 19.30 Uhr eingeladen.

Zum guten Schluss werden am 9. September zusätzlich zu zwei Theaterstücken folgenden Kulturhäppchen angeboten: 17.30 Uhr Lecture mit Kat Menschiks und Jakob Hein zu psychoaktiven Pflanzen, 19.30 Uhr Konzert (Rausch-Session) mit der Gruppe E.N.D.E und ab 23 Uhr Abschlussparty mit DJ Bedroc. Die Theaterfreunde sollen noch einmal in den Rausch des Tanzes geraten.

Das gesamte Programm ist zu finden auf theater-an-der-ruhr.de

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