Mülheim. Diese Pädagogin aus Mülheim gibt Tipps gegen Burnout und Depression für mehr Lebensfreude. Warum eine „Work-Life-Balance“ nicht genug ist.

„Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein inneres Team“, beginnt Schulleiterin und pädagogisch-therapeutische Beraterin Sabine Seeger (58). In diesem Team gibt es verschiedene Charaktere, die miteinander agieren: beispielsweise den Perfektionisten, der stets 100 Prozent geben will, und den inneren Kritiker, der Selbstzweifel sät. „Die entscheidende Frage ist: Wen möchten Sie in Ihrem Team haben?“ Eine ihrer Klientinnen antwortete einst: „Den Gelassenen.“

Was zunächst wie der bekannte Pixar-Film „Alles steht Kopf“ klingt, ist in Wirklichkeit eine Methode des psychologischen Counselings, was ins Deutsche übersetzt so viel heißt wie psychosoziale Beratung: das „Innere Team“, ein Konzept des Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun. In Seegers „Selbst Raum“ in Mülheim lernen Klienten, die Hintergründe ihres Denkens, Fühlens und Handelns sowie die ihrer Mitmenschen zu verstehen und zu erklären. Sie zeigt, wie man schädliche Endlosschleifen durchbricht und das anzieht, was man sich im Leben wünscht.

Kein Termin beim Psychologen? Mülheimerin bietet schnelle Hilfe an

„Natürlich gibt es viel zu tun“, sagt die 58-Jährige mit einem Lachen, als sie gefragt wird, ob ihr Alltag als Schulleiterin nicht stressig genug sei. „Aber die Beratung ist meine Herzensangelegenheit. Und mit dem Counseling habe ich schon vorher angefangen“, erklärt sie, „in der Lehrer-Ausbildung fehlte mir eine emotionale und psychologische Ebene.“ Deswegen entschied sie sich für eine staatlich anerkannte Weiterbildung, um anderen Menschen zu helfen.

Ein Counselor bietet psychologische Beratung an, hat jedoch keinen Status als Psychotherapeut. Seegers Nebenberuf ist darauf ausgelegt, Menschen in persönlichen, beruflichen und familiären Krisen zu unterstützen. Ein Weg für viele, die lange Wartezeiten auf einen Psychologen-Termin nicht riskieren möchten. „Unsere Gesellschaft ist sehr leistungsorientiert. Wir müssen weg vom defizitären Denken und hin zu einem ressourcenorientierten Ansatz“, betont sie.

Warum die „Work-Life-Balance“ für die Mülheimer Schulleiterin nicht genug ist

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Die steigenden Krankmeldungen aufgrund psychischer Erkrankungen zeigen, wie stark unsere Gesellschaft belastet ist. Die durchschnittliche Krankheitsdauer wegen psychischer Erkrankungen betrug im vergangenen Jahr 32,7 Tage. Auch wenn diese Zahl im Vergleich zum Rekordjahr 2021 leicht gesunken ist, hat sich die Arbeitsunfähigkeitsquote in den vergangenen zehn Jahren um 50 Prozent erhöht (AOK). „Die Zahlen zeigen: Wir leben in einer ungesunden Welt“, meint Seeger.

Zeit für sich selbst zu nehmen, sei für viele Menschen ein seltenes Gut. Doch was bedeutet das? Seeger empfiehlt bewusste Selbstreflexion; dabei denkt sie nicht an Meditation, „Work-Life-Balance“ oder ein gutes Buch zu lesen. „Es geht darum, sich Raum zu schaffen, sich selbst besser zu verstehen und die Gründe für bestimmte psychologische Verhaltensmuster zu erkennen – sowohl im Privaten als auch im Beruflichen.“ Sie erläutert, dass Menschen stark von ihrer „biografischen Prägung“ beeinflusst werden. Das soll bedeuten, dass die Erfahrungen, die eine Person im Laufe ihres Lebens macht, ihre Persönlichkeit, ihre Sichtweisen und ihr Verhalten formen. Vernachlässigt man jedoch seine eigenen Bedürfnisse, könne dies schnell zu dauerhafter Überforderung, Burnout oder sogar Depression führen.

So unterstützt die Mülheimerin Frauen im Beruf

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Um Frauen bei der Reflexion ihrer beruflichen und privaten Herausforderungen zu unterstützen, organisiert Sabine Seeger jeden zweiten Donnerstag, außer in den Ferien, „Supervisions-Treffen“ an der Quellenstraße 18 in Saarn. Von 17 bis 20 Uhr können die Teilnehmerinnen in einer offenen und unterstützenden Gruppe ihre Erfahrungen teilen und voneinander lernen. Der Preis: Jede zahlt, was es ihr wert ist.

Zusätzlich zu den Gruppensitzungen bietet Seeger auch Einzel- oder Paargespräche an. Besonders hilfreich seien dabei sogenannte Situationsklärungen: In nur zwei Stunden soll gemeinsam mit Seeger ein Lösungsweg erarbeitet werden – für diejenigen, die sich gedanklich festgefahren fühlen. „Es ist eine wertvolle Unterstützung für alle, die ihr Leben selber gestalten wollen“, erklärt Seeger.

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