Mülheim. Dabei sein, teilhaben, kostet meist Geld. Doch das ist bei ihren Eltern knapp. Jetzt aber erlebten Mülheimer Mädchen und Jungen etwas Besonderes.
Sie alle feiern Weihnachten, jede Kultur auf ihre Weise – so hat das besondere Fest etwas Verbindendes. Nicht nur, weil alle Kinder sich Geschenke wünschen – wie Karim, Imane und Godiva. Sie alle sind Kinder von Klienten, die vom Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz) betreut werden, und feierten jetzt gemeinsam im Ringlokschuppen.
Mit großen Augen steht Celiem vor dem festlich geschmückten Christbaum im Foyer des Ringlokschuppens. Darunter: reihenweise Geschenke. Der Sechsjährige kann die Bescherung kaum erwarten, doch zunächst wird gebastelt, verwandeln sich die Kinder in schaurig-süße Weihnachtsmonster und schauen Zirkus-Künstlern zu. Dieser Nachmittag ist proppevoll mit Angeboten – und das Wichtigste, zumindest für die meisten Eltern: Alles ist leicht zugänglich und kostenlos. Die Workshops für die Kinder, das Essen, die Aufführungen, die der Ringlokschuppen speziell für diesen Tag organisiert hat. Ein Angebot, das für die einkommensschwachen Familien ansonsten unerreichbar wäre.
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Einkommensschwache Familien aus Mülheim kennen den Ringlokschuppen nicht
Gabi Spitmann, die Beraterin des Mülheimer Arbeitslosenzentrums, weiß, dass dieser Aspekt ein ganz entscheidender ist: „Die wenigsten waren vorher schon mal im Ringlokschuppen.“ Die Hürde, Kulturveranstaltungen zu besuchen, sei nicht nur wegen der Eintrittsgelder groß, auch Scham, sich als „unwissend“ zu outen, schwinge mit. „Unsere Klienten sind so mit ihrem Alltag voller – zumeist geringfügig bezahlter – Arbeit beschäftigt und bemüht, den Kühlschrank für ihre Familien zu füllen, dass für Kultur kein Platz ist,“ weiß Spitmann. Nun aber wurden sie eingeladen zu einem vorweihnachtlichen Fest, das sie mitgestaltet haben, etwa mit Speisen aus ihren Heimatländern wie afrikanische Krapfen, arabische Linsensuppe und Baklava.
Die Hauptrolle spielen die Kinder: Sie wuseln aufgeregt durcheinander, schauen, wo sie basteln können, ob noch Kinderpunsch da ist oder auf welcher Bühne es die nächste Vorführung gibt. Die Jungen und Mädchen haben ganz unterschiedliche Wurzeln – ihre Eltern stammen etwa aus Ägypten oder aus Ghana. Dass sie Weihnachten mögen und Geschenke lieben, ist an diesem Nachmittag unschwer zu erkennen.
Alleinerziehende mit vier Söhnen erfährt in Mülheim Unterstützung
Karim, der zwölfjährige Sohn der alleinerziehenden Mutter Nani, erzählt stolz, dass er ein Auto gebastelt hat und das „sehr interessant“ fand. Seiner Mutter, die aus Ägypten stammt, ist es wichtig, dass ihre vier Söhne etwa lernen, dass eine Kirche vergleichbar ist mit einer Moschee und dass Kultur und zwischenmenschliche Beziehungen der Kitt in der Gesellschaft sind.
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Das Miteinander zu fördern und neue Kreise zu erschließen, sei das Ansinnen des Ringlokschuppens, auch Familien, die ansonsten eher kulturfern leben, niedrigschwellig einen Ort zum Wohlfühlen zu bieten, erklärt Yala Pierenkemper vom Ringlokschuppen. Für die Kooperation mit dem Mülheimer Arbeitslosenzentrum sei dies erst der Auftakt, weitere Angebote für diese Zielgruppe seien geplant.
Auch für Malz-Beraterin Gabi Spitmann geht damit ein Wunsch in Erfüllung: Ihre Schützlinge haben den Weg in den Ringlokschuppen gefunden, sind mit offenen Armen aufgenommen worden – Hürden scheinen abgebaut. So seien vor allem den Kindern die Türen zu einer neuen Welt geöffnet worden. „Und die Eltern hatten ein paar sorgenfreie Stunden.“
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