Mülheim. Menschlichkeit und Miteinander sind Werte, die bei der Beraterfirma hoch im Kurs stehen. Nun will das Team Mülheims Wirtschaftspreis gewinnen.

Hier würzt ein echter Koch die Mittagspause, können die Beschäftigten von der Urlaubsdestination aus arbeiten und herzen sich alle zum „Guten Morgen“. Bei der Migosens GmbH sind sie Profis, was die neue Arbeitswelt anbelangt, ist doch „Work Smart“ ein Teil ihres Portfolios. Das Unternehmen, das für den Mülheimer Wirtschaftspreis nominiert ist, begleitet unter anderem Arbeitgeber und Belegschaften auf dem Weg zu neuen, hybriden Arbeitsformen. Wie zufrieden die eigenen Mitarbeitenden sind und ob ihr Team der Gewinner für den Wirtschaftspreis sein sollte, haben wir bei einem Unternehmensbesuch erfahren.

Es ist das Zwischenmenschliche, was sie herausragend findet in diesem Unternehmen, erzählt Anna Wolf. Seit fünf Jahren arbeitet die 34-Jährige bei Migosens und leitet das Team „Work Smart“. In der Firma, die neben dem Feld der neuen Arbeitswelt auch zu Datenschutz und Managementsystemen berät, sind aktuell 33 Mitarbeitende beschäftigt. „Und wir achten darauf, dass sich alle gut leiden können“, betont Anna Wolf.

Mitarbeiterin der Mülheimer Migosens: „Hier entscheidet das Bauchgefühl“

Um auszuloten, ob eine neue Bewerberin, ein neuer Bewerber zur bestehenden Belegschaft passt, gebe es zum Beispiel „Meet the Team“. Dabei treffe der potenzielle neue Kollege nicht nur die Chefs, sondern auch andere Migosens-Mitarbeitende. Die 35-Jährige schildert: „Dann entscheidet oft das Bauchgefühl.“ Falls dieses rebelliere, habe die Belegschaft auch ein Vetorecht. Überhaupt könnten alle Themen – „auch Gefühle“ – angesprochen werden. „Ich komme gern zur Arbeit“, sagt Anna Wolf unumwunden. Und obwohl nur zwei Tage pro Monat als Präsenztage im Büro im Haus der Wirtschaft für alle verpflichtend sind, arbeiteten viele ihrer Kolleginnen und Kollegen freiwillig im Office anstatt zu Hause.

Mülheimer Wirtschaftspreis

Der Mülheimer Wirtschaftspreis wird in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert. Die Auszeichnung widmet sich jährlich einem wechselnden Motto - in diesem Jahr geht‘s um vorbildliches Engagement fürs Personal. Vergeben wird der Mülheimer Wirtschaftspreis bei einer großen Festveranstaltung am 15. November im Luftschiffhangar der WDL am Flughafen Essen/Mülheim.

Der ehemalige Fifa-Schiedsrichter und TV-Experte Urs Meier steht an diesem Abend als Speaker auf der Bühne. Mülheimerinnen und Mülheimer, die bei der Preisverleihung dabei sein möchten, können sich Tickets (35 Euro/Person inkl. Speisen und Getränke) über die Internetseite der Wirtschaftsförderung sichern.

Absolut überzeugt ist auch Natalia Wozniak von ihrem Arbeitgeber, zu dem sie vor etwa dreieinhalb Jahren gewechselt ist und bei dem sie als Datenschutz-Consultant arbeitet. „Ich habe den Vergleich zu einer anderen Stelle. Hier ist sowohl das Verhältnis zu den Chefs als auch die Arbeitsweise positiv für mich.“ Hierarchien suche man bei Migosens vergebens, die Chefs seien jederzeit erreichbar. Wie es im Übrigen funktioniere, als Doppelspitze zu agieren, wollte IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel in ihrer Funktion als Jurorin für den Mülheimer Wirtschaftspreis von den beiden Geschäftsführern wissen. Die Antwort von Minavi und Gossen: „Ziel ist, dass es der Firma gut geht.“

Wir-Gefühl: Mülheimer Chefs sitzen zwischen den Mitarbeitenden

Und dieses Verständnis strahle offenbar aus. Zusammen habe die Belegschaft einfach Spaß, erzählt Natalia Wozniak. Und auch das fachliche Miteinander findet die Mitarbeiterin außergewöhnlich: „Dass wir unser Wissen teilen, ist hier selbstverständlich.“ Dazu gehöre etwa auch, dass sich die beiden Firmengründer und Geschäftsführer von Migosens, Heiko Gossen und Paiman Minavi, einfach zwischen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen, wenn sie im Büro arbeiten. „Wir haben keine festen Arbeitsplätze, sondern sitzen dann da, wo ein Platz frei ist“, beschreibt Minavi, wie das Wir-Gefühl gestärkt werden soll.

IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel befragte in ihrer Funktion als Jurorin für den Mülheimer Wirtschaftspreis beim Unternehmensbesuch Paiman Minavi (l.) und Heiko Gossen, die Geschäftsführer der Migosens GmbH.
IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel befragte in ihrer Funktion als Jurorin für den Mülheimer Wirtschaftspreis beim Unternehmensbesuch Paiman Minavi (l.) und Heiko Gossen, die Geschäftsführer der Migosens GmbH. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Dazu trage etwa auch bei, dass einmal im Quartal ein Koch in die Firma kommt und in der eigens für diesen Zweck installierten Küche fürs Team koche: „Leicht und gesund“, betont Geschäftsführer Heiko Gossen. „An den anderen Freitagen bestellen wir gemeinsam was zu Essen.“ Überhaupt stünden Team-Aktivitäten hoch im Kurs. Auch Natalia Wozniak schwärmt von der „Migosens-Wiesn“, die das Büro kürzlich in eine bayerische Atmosphäre versetzte – fast wie ein Kurztrip zum Oktoberfest.

Pluspunkt Workation: Arbeiten vom Urlaubsort aus

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Apropos Urlaub: Migosens ermöglicht seinen Mitarbeitenden auch Workations, also Arbeit und Urlaub an einem Ort ihrer Wahl miteinander zu verbinden. „Allerdings beschränken wir das wegen rechtlicher Fragen aufs europäische Ausland und auf 30 Tage pro Jahr“, erläutert die HR-Beauftragte Ana Salgado. Sie selber hat die Möglichkeit bereits in Anspruch genommen: „Meine Mutter lebt in Spanien, da ist es eine gute Gelegenheit, um Zeit mit der Familie verbringen zu können und trotzdem zu arbeiten.“ Auch Geschäftsführer Heiko Gossen hat die Workation bereits für sich getestet: „Ich reise gerne mit dem Wohnmobil. Da ist es toll, wenn ich schonmal ein Stück fahren kann und von unterwegs noch arbeite.“ Ohnehin gelte bei Migosens Vertrauensarbeitszeit.

Die Geschäftsführer der Migosens GmbH: Heiko Gossen, (li.), und Paiman Minavi.
Die Geschäftsführer der Migosens GmbH: Heiko Gossen, (li.), und Paiman Minavi. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Flexibilität zu gewähren, ist den Chefs wichtig – nicht nur, wenn es um Freizeit und Urlaub geht. „Wenn sich jemand etwa um einen pflegebedürftigen Angehörigen kümmern muss, muss man meistens schnell reagieren, um das möglich zu machen - das ist der Vorteil eines kleineren Unternehmens wie Migosens“, verdeutlicht Salgado. Überhaupt biete die Firma derzeit zwölf unterschiedliche Arbeitszeit-Modelle an – „hier kann man sehr flexibel arbeiten. Aber der Kunde darf dadurch nicht zurückstehen.“ Bei aller Diskussion um Vier-Tage-Woche, Work-Life-Balance und die Ansprüche der Generation Z sei es zuvorderst wichtig, unterstreicht Geschäftsführer Paiman Minavi, „auf die Bedürfnisse der jeweiligen Lebensphase einzugehen“.

Maßgabe von Migosens: Mitarbeitern Perspektiven bieten

Eine ihrer Maßgaben sei, das Team stets zu begeistern, sagt Salgado: „Man muss den Mitarbeitenden Perspektiven geben und aufzeigen, dass sie wachsen können, sonst ist es endlich. Das ist wie die Phase des Verliebtseins.“ Selbst wenn die – geschäftliche – Beziehung ende und ein Kollege, eine Kollegin die Firma verlasse, geschehe das nicht nur mit einem weinenden Auge: „Wir sind dann auch stolz, weil unsere Leute, gerade im Datenschutz, sehr gefragt sind“, weiß Gossen.

Mit diesem Portfolio geht das Team von Migosens als eine von insgesamt fünf nominierten Firmen in den Wettbewerb um den Mülheimer Wirtschaftspreis, mit dem in diesem Jahr ein örtliches Unternehmen für sein besonderes Engagement in Sachen Personal ausgezeichnet werden soll.

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