Mülheim. Er war der erste Mülheimer Wirtschaftspreisträger. Jetzt fordert Firmenchef Uwe Siepmann von der Verwaltung, mehr fürs CO₂-Einsparen zu tun.
Er war baff, als sein Unternehmen vergangenes Jahr zum Gewinner des ersten Mülheimer Wirtschaftspreises gekürt wurde. Nun, rund neun Monate später, blickt Firmenchef Uwe Siepmann zurück und erzählt, was sein Team mit dem Preisgeld gemacht hat. Der Preisträger zeigt auch auf, wo er für Mülheim noch Potenzial in Sachen Nachhaltigkeit sieht.
Wird im Herbst dieses Jahres zum zweiten Mal der Mülheimer Wirtschaftspreis vergeben, hat die Mannschaft von Siepmann Holzbau ein Jahr als Preisträger hinter sich - ausgezeichnet als Mülheims nachhaltigstes Unternehmen. Häuser aus nachwachsenden Rohstoffen sind das Steckenpferd von Siepmann, Nachhaltigkeit ist sozusagen die Keimzelle des Betriebs - seit rund 30 Jahren.
Preisträger des Mülheimer Wirtschaftspreises hätte anderen Favoriten gehabt
Im Besprechungsraum des Unternehmens mit Sitz in Dümpten hat der Preis seinen Platz gefunden: Der Blick fällt auf die gerahmte Urkunde an der Wand und die kleine Statue des alleinstehenden Baumes am Fulerumer Feld. Wirtschaftsdezernent Felix Blasch, Mitglied der Wirtschaftspreis-Jury, hatte bei der Preisverleihung im Luftschiffhangar Einblicke gegeben, wieso die Wahl auf das spezielle Bauunternehmen gefallen war: „Bei Siepmann Holzbau waren wir uns schnell einig, dass man Leidenschaft für die Sache spürt. Das Engagement für die Umwelt und den Öko-Bau ist sehr umfassend und genau das haben wir prämiert.“ So sehr er sich über die Auszeichnung freut, die sein Lebenswerk kürt, Geschäftsführer Uwe Siepmann hätte einen anderen Finalisten auf Platz eins gesehen: Das Kaff war sein Favorit. „Denen hätte ich es von Herzen gegönnt.“
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Dass stattdessen seine Firma die Nase vorn hatte und die Jury am meisten überzeugt hat, führt Uwe Siepmann auf sein gutes Team zurück: „Wir haben ein sehr kollegiales Klima. Ich beziehe meine Mitarbeiter in den kompletten Prozess mit ein und mache ihnen klar: Ich bin auf euch und euer Feedback angewiesen.“ Seinen Mitarbeitern Freiraum zu geben, „loszulassen und zu vertrauen“, das habe er als Firmenchef selbst lernen müssen, räumt der 57-Jährige ein. Heute, so ist er überzeugt, ist das ein Grund für seine florierende Firma: „Erfolg hat mit den Menschen zu tun.“
Mit Preisgeld durften Mitarbeiter von Mülheimer Firma Weihnachtsfeier gestalten
Und weil er ohne seine Mannschaft nie so weit gekommen wäre, floss auch die Hälfte des Preisgeldes aus dem Gewinn des ersten Mülheimer Wirtschaftspreises vergangenes Jahr in die gemeinsame Weihnachtsfeier. „Meine Mitarbeiter durften bestimmen, wie gefeiert wird - wir waren bei Topgolf.“
Die andere Hälfte der 5000 Euro spendete Siepmann Holzbau ans Friedensdorf International in Oberhausen. Seit Jahren fühlt sich der Mülheimer Betrieb der Organisation verbunden. „Ich finde toll, was die machen. Die Hilfe kommt direkt bei den Kindern an, die etwa beim Spielen auf eine Miene getreten sind und in Oberhausen wieder zusammen geflickt werden.“ Wer bei Siepmann Holzbau im Dümptener Gewerbegebiet Langekamp Holzbriketts abholt, die aus den beim Bau entstandenen Abfällen gepresst werden, kann einen freiwilligen Betrag abgeben, den das Unternehmen dann ans Friedensdorf spendet.
Dass die Stadt vergangenes Jahr ihren ersten Wirtschaftspreis ausgelobt und unter das Motto „Nachhaltigkeit“ gestellt hat, findet Uwe Siepmann nicht nur zeitgemäß, sondern durchaus auch noch ausbaufähig. „Mülheim hätte viel mehr Potenzial, sich um Nachhaltigkeit zu kümmern“, sagt der Chef der Holzbau-Firma. „Klar ist, dass die Kommunen CO₂ einsparen sollen.“
Mülheimer Unternehmer: „Stadt hätte mit mehr Nachhaltigkeit ein Alleinstellungsmerkmal“
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„Die Stadt hätte die Möglichkeit, bei Bebauungsplänen vorzugeben, dass ein gewisser Prozentsatz in Holzbauweise erstellt werden muss und hätte so die Möglichkeit, eine nachhaltigere Stadt zu werden“, bringt Siepmann einen Vorschlag ein, denn er ist überzeugt: „Mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit könnte die Stadt sich ein Alleinstellungsmerkmal geben.“ Was insbesondere wichtig wäre beim harten Konkurrenzkampf mit umliegenden Städten, wenn es um Ansiedlungen gehe.
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Der nächste Mülheimer Wirtschaftspreis steht bereits in den Startlöchern. Die Vorschlagsfrist läuft noch bis Ende August (www.muelheim-business.de/nominierung-wirtschaftspreis). Gesucht wird dieses Jahr das Mülheimer Unternehmen, das die besten Ideen für seine Beschäftigten hat. Diejenigen Firmen können vorgeschlagen werden, die besonderes Engagement und innovative Konzepte im Bereich der Gewinnung und Bindung von Fachkräften und Auszubildenden vorweisen können.
„Ein interessantes Thema“, sagt Uwe Siepmann und verrät: „Ich habe schon Betriebe benannt.“ Bedenken müsse man aber, dass ein größeres Unternehmen deutlich mehr Möglichkeiten habe, als eine kleine Firma. „Auch ans Handwerk muss man dabei denken, denn das trifft die Diskussion um Work-Life-Balance auch besonders hart. Wenn ein Dach auf ein Haus muss, geht das halt nicht in Gleitzeit.“
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