Mülheim. Laura aus dem Siepen begeistert mit ihren charmanten Strichmännchen, Skylines und Kinderbüchern – doch zum Handwerk will sie nicht zurück.
Kurze Locken, markante Brille und ein auffälliger, blauer Löwe auf ihrem Shirt – Laura aus dem Siepen zieht mit ihrer humorvollen und herzlichen Art sofort die Aufmerksamkeit auf sich. In ihrer „Kreativagentur Farbtier“ gibt es kein peinliches Schweigen, keine flüchtigen Begrüßungen. Stattdessen findet sie mühelos den Draht zu ihren Kunden, ohne dabei aufdringlich zu wirken.
Joachim Schulte erinnert sich gut daran, warum er Laura aus dem Siepen für unsere Serie „Mein schönster Laden“ vorgeschlagen hat. Eigentlich war er nur auf der Suche nach Visitenkarten, die kleine Kreativagentur Farbtier in Speldorf schien dafür ideal. Klar, er hätte vielleicht für weniger Geld bei einem großen Onlineportal bestellen können, doch als er den kleinen Laden an der Duisburger Straße 274 betrat, blieb er weit länger als geplant. „Ich habe gleich ein Bild mitgenommen“, erzählt er. „Der Laden hat so viele schöne Dinge – Tassen, Bilder von Mülheim. Man sieht oft, wie lokale Händler zu kämpfen haben, deshalb ist es mir wichtig, sie zu unterstützen.“ Schnell entwickelte sich ein Gespräch zwischen den Beiden, Schulte war sofort beeindruckt von ihrem Engagement und der Leidenschaft für ehrenamtliche Arbeit.
Diese beliebten Bilder stammen von der Mülheimer Künstlerin
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Schon in der Schulzeit sei aus dem Siepen diejenige gewesen, die ihren Stift kaum aus der Hand legte. „Das hat meine Lehrer manchmal zur Verzweiflung gebracht“, sagt sie lachend. Heute ist sie vor allem für ihre charmanten Strichmännchen bekannt, die auf Gemälden und Postkarten den Alltag mit einem humorvollen Blick festhalten. Ihre Kunden lächeln oft beim Betrachten ihrer Werke und rufen: „Das sind genau wir!“ oder „So mache ich das auch!“, während sie auf die kleinen Figuren zeigen, die sich etwa hinter Papierbergen im Homeoffice verstecken oder verliebt im Bett kuscheln.
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Ihre Werke reichen von humorvollen Alltagsszenen und der Mülheimer Skyline, die sie auf Tassen, Postern und Postkarten verewigt, bis hin zu farbenfroh gestalteten Kaffeefiltern und T-Shirts mit Bergbaumotiven. Auch ganze Bücher, wie das illustrierte Kinderbuch „Die kleinen Helden“, gehören zu ihrem Repertoire und haben eine treue Fangemeinde gefunden. Eigentlich ist die Designerin gelernte Stuckateurin, doch diesen Weg hat sie inzwischen hinter sich gelassen. „Zum Glück“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Laura aus dem Siepen: „Im Handwerk wird man als Frau oft nicht ernst genommen“
„Im Handwerk wird man als Frau oft nicht ernst genommen“, betont die 43-Jährige. „Trotzdem bin ich froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Wer weiß, ob ich sonst heute so wäre, wie ich bin“, sagt sie, während ihr Blick über ihre Werke schweift. Vor etwa acht Jahren entdeckte sie zufällig den leerstehenden Laden, an dem sie regelmäßig vorbeikam, während sie ihre Kinder zur Kita brachte. Immer wieder fiel ihr die Nummer des Maklers ins Auge, bis sie schließlich den Mut fand, anzurufen und ihr eigenes Geschäft zu starten.
„In den letzten Jahren habe ich gelernt, dass nichts die Kreativität so sehr hemmt wie finanzieller Druck“, erklärt sie. Wenn sie an ihrem digitalen Zeichenbrett sitzt, hängt hinter ihr eine Ideenwand voller kreativer Projekte und Motive, die sie irgendwann umsetzen möchte. Vor ihr hängen die aktuellen Aufträge – Logos, Visitenkarten und andere Geschäftsausstattungen, die das nötige Einkommen sichern. Dank Plattformen wie Steady und Patreon erhält sie zusätzliche finanzielle Unterstützung, die es ihr ermöglicht, Herzensprojekte wie „Die kleinen Retter“ weiterzuverfolgen. „Unsere 25 bis 30 Unterstützer finanzieren damit unsere Autoren“, erklärt sie.
Mülheimer Künstlerin mit Herz: „Mindestens ein Projekt pro Jahr“
Sie zieht große Plakate hervor, auf denen jedes ihrer bedeutenden Projekte detailliert mit Bildern präsentiert wird. Jedes Jahr widmet sie sich einem ehrenamtlichen Vorhaben. „Natürlich habe ich dafür nur begrenzt Zeit, aber ich versuche, mindestens ein Projekt pro Jahr umzusetzen“, erklärt sie. Besonders stolz ist sie auf ein kleines Taschenbuch, das sie in Zusammenarbeit mit der Notfallseelsorge entworfen hat: „Andriy ist in Sicherheit.“ Die Worte von Harald Karutz und Laura aus dem Siepens einfühlsame Illustrationen sollen die Erfahrungen und Empfindungen von Kindern aus der Ukraine widerspiegeln – von Schrecken, Angst und Sorgen bis hin zu Erschöpfung und Müdigkeit, aber auch von Neugier und Hoffnung.
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