Mülheim. Neue Baustelle startet in Mülheims Innenstadt: Bis 2026 soll auf dem Dickswall eine grüne Oase entstehen. Was Anwohner und Autofahrer erwartet.
Die Dauerbaustelle in der Mülheimer City vollendet bald ihr viertes Jahr. Seit Herbst 2020 läuft das Großprojekt der Rumbachsanierung, zum krönenden Abschluss bekommt nun der viel befahrene Dickswall einen breiten, grünen Mittelstreifen. Und: neue Radwege. Am Montag, 19. August, soll es damit losgehen, für die Dauer von weiteren zwei Jahren.
Die Bau- und Planungsverantwortlichen der Stadt Mülheim haben jetzt konkrete Pläne veröffentlicht. Eine „Bauminsel“ soll mitten auf dem Dickswall entstehen, den man bislang als kahle, graue Verkehrsader kannte, beziehungsweise - in den vergangenen Jahren - nur noch als Baustelle.
Dickswall-Baustelle in Mülheim ruht, aber nicht mehr lange
Momentan herrscht dort relative Ruhe. Im Abschnitt zwischen Kalkstraße und Tourainer Ring wird noch gearbeitet - hier kommen letzte Versorgungsleitungen in den Boden. Das Ganze werde noch etwa zweieinhalb Monate dauern, erklärt Thomas Wiegemann, Bauleiter für den Straßenbau bei der Stadt Mülheim.
So lange bleibt auch die momentane Verkehrsführung auf dem Dickswall bestehen: Ab Tourainer Ring in Richtung Kaiserplatz gibt es aktuell keine Geradeaus-Spur. Wer von der Essener Straße zur Mülheimer City fahren möchte, muss Umwege nehmen, etwa über die Straße Am Hauptbahnhof, muss mehrmals abbiegen oder wenden.
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Grüne Klimainsel mit Bäumen zwischen den Fahrspuren
Auf dem Dickswall zwischen Tourainer Ring und Kaiserplatz ist das Pflaster wieder provisorisch geschlossen. Weiß-rote Zäune und Warnbaken sperren einen breiten Streifen ab, darauf liegt Baumaterial, es stehen dort Container, eine Dixi-Toilette und etliche parkende Autos. Genau hier wird eine begrünte Fläche wachsen: insgesamt 177 Meter lang und bis zu 8,70 Meter breit.
Eine Art Klimainsel soll entstehen. 16 junge Bäume werden zwischen den Fahrspuren gepflanzt, genauer gesagt: Baum-Rigolen werden installiert. Das sind Systeme, die Niederschlagwasser so ableiten, dass es versickern oder zwischengespeichert werden kann. Mülheims Planungsdezernent Felix Blasch benutzt hier den Begriff „Schwammstadt“. Eine neue Entwässerungsfläche werde hier in der City geschaffen, um Überschwemmungen bei Starkregen zu vermeiden. Als Ruhrgebiets-Projekt gegen die Folgen des Klimawandels (sogenanntes KRIS-Projekt) bekommt Mülheim laut Blasch hierfür rund 710.000 Euro Fördermittel.
Privatstraße wurde von der Stadt Mülheim gekauft
Um Platz für den Grünstreifen zu schaffen, wird der Verkehr künftig nur noch zwei- statt dreispurig aus der Innenstadt geführt. In Richtung City wird es nur eine Spur geben - die bisherige Parallelfahrbahn dicht an den Hochhäusern. Früher war dies eine Privatstraße. Die Stadt habe sie vor Beginn der Rumbachsanierung der HBP-Betriebsgesellschaft Hans-Böckler-Platz abgekauft, berichtet Roland Jansen, Leiter des Amtes für Verkehrswesen und Tiefbau.
Auf beiden Seiten des Grünstreifens werden neue Radwege angelegt. Die Gehwege sollen großzügiger werden. Die Klimainsel ist jedoch nicht als Park gedacht, sondern bekommt nur zwei Fußgängerquerungen: an der Einmündung Althofstraße und an der Bocksbergbrücke. Hier ist auch eine Durchfahrt für den Autoverkehr vorgesehen, die die grüne Insel in zwei Abschnitte teilt.
Vier Bauphasen bis voraussichtlich 2026
Die Bauarbeiten sollen ab Mitte August in vier Phasen erfolgen, die jeweils etwa ein halbes Jahr lang dauern. Zunächst wird die nördliche Seite des Dickswalls umgebaut, inklusive Fahrbahn und Radweg. Die Parkhäuser Hans-Böckler-Platz und Forum sollen laut Stadt durchgehend erreichbar bleiben. Anschließend werden die beiden südlichen Fahrspuren angelegt und der grüne Mittelstreifen.
In der dritten Bauphase entstehen Geh- und Radweg auf der Südseite des Dickswalls. Abschließend wird der Verkehrsknotenpunkt zwischen Tourainer Ring und Dickswall neu gestaltet.
Anwohner und Geschäftsleute leiden schon lange unter der Baustelle
Für die Menschen, die rund um den Dickswall wohnen oder geschäftlich tätig sind, ist die Großbaustelle ein nicht enden wollendes Ärgernis, teilweise ein echtes Problem für ihre berufliche Existenz. Zuletzt hatten im Herbst und Winter die Arbeiten für neue Versorgungsleitungen die Geduld der Anwohnerinnen und Anwohner strapaziert. Die Medl hatte dort neue Leitungen für Fernwärme und Gas verlegt, RWW eine neue Wasserleitung. Zunächst war eine Bauzeit von etwa fünf Wochen angekündigt worden, witterungsbedingt verzögerte sich alles bis in den April. Betroffene beklagten, dass sie darüber nicht informiert wurden.
Nun liegt die Verantwortung für die Baustelle wieder komplett in städtischer Hand. Zum Start der Straßenbauarbeiten wurden jetzt entlang dem Dickswall und in den Hochhäusern am Hans-Böckler-Platz Hunderte von Flyern verteilt, auf denen das weitere Vorgehen zwischen Althofstraße und Tourainer Ring beschrieben ist.
Erster Bauabschnitt startet am Montag, 19. August
Im ersten Bauabschnitt, der am 19. August startet und nach bisheriger Planung etwa bis Ende Februar dauert, bleibt der Dickswall demnach in beide Richtungen für den Verkehr geöffnet. Auch die Parkhäuser sollen erreichbar bleiben. In Richtung Kaiserstraße wird ein Notgehweg eingerichtet. Stadtauswärts fließt der Verkehr weiterhin zweispurig, erweitert auf vier Spuren an der Einmündung Tourainer Ring.
Über die Verkehrsführung in den drei folgenden Bauabschnitten will die Stadt separat informieren. Am Dienstag gab es im Technischen Rathaus eine Info-Veranstaltung speziell für die Anwohnerinnen und Anwohner. Verantwortliche aus der Stadtverwaltung erläuterten die Pläne und stellten sich Fragen.
„Wildes Parken“ auf dem Mülheimer Dickswall wird beendet
Eine Begleiterscheinung der aktuellen Baustellen-Pause soll in Kürze abgeräumt werden: „das wilde Parken zum Ärger aller“, so der Leiter des Tiefbauamtes. Momentan stehen jede Menge Autos auf der abgesperrten Fläche mitten auf dem Dickswall. In der kommenden Woche soll die Fahrbahn geräumt, sollen Halteverbotsschilder aufgestellt werden. Dann kehren die Baumaschinen auf den Dickswall zurück.
Insgesamt beziffert Planungsderzernent Felix Blasch die Kosten für die Rumbach-Sanierung (Teilnaturierung) auf rund 22 Millionen Euro, die Hälfte davon liegt unter dem Dickswall - in Form neuer Betonbauteile und Verrohrung. Für die Straßenbauarbeiten, die jetzt starten, sind weitere vier Millionen veranschlagt.
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