Mülheim. Die Rumbach-Baustelle liegt wie eine offene Wunde in Mülheims Innenstadt. Doch jetzt gibt es bei den Arbeiten eine Überraschung.

Die riesige Rumbachbaustelle in der Mülheimer City ist unumgänglich, aber seit zwei Jahren auch lästig. Viele Menschen empfinden sie als Ärgernis im Alltag, vor allem, weil sie mit erheblichen, häufig wechselnden Verkehrsbehinderungen einhergeht. Am Freitag sorgte die Großbaustelle aber für stolze Mienen bei den versammelten Fachleuten. Ein fast 35 Tonnen schweres Betonteil wurde angeliefert und mit Hilfe von Lasertechnik passgenau eingesetzt. Nebenbei gab es erfreuliche Neuigkeiten. Das gesamte Projekt wird wohl deutlich früher fertig als geplant.

Für den Einbau des maßgefertigten Mega-Teils nahe der Einmündung Tourainer Ring musste ein 72 Tonnen schwerer Kran anrücken. Er fuhr seinen Ausleger 31 Meter hoch in den Himmel, dann wurde an Ketten das Betonstück in die Grube gesenkt. Wie der für die Planung und Bauüberwachung zuständige Ingenieur Uwe Szukat erläutert, handelt es sich um ein Bauwerk, das die neuen Kanalrohre umgibt. Jeweils drei gigantische Teile bilden eine Einheit, diese ist rund 80 Tonnen schwer und am Stück kaum transportabel.

Riesige Betonelemente sichern das Überleben der Fische im Mülheimer Rumbach

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Über die gesamte verrohrte Strecke, insgesamt etwa 1,2 Kilometer lang, werden in 70-Meter-Abständen solche Rahmenprofile eingesetzt. Sie seien nötig, so Uwe Szukat, weil der Rumbach kein Kanal ist, sondern ein Gewässer mit Bachqualität. Das heißt: Hier tummeln sich Fische, deren Überleben die speziellen Bauteile sichern sollen. Bei Niedrigwasser, wenn die Rohre selber fast trocken liegen, sammelt sich in den Rändern der Betonrahmen Wasser, in denen sich die Fische halten können. Wichtige Bausteine eines äußerst komplexen Vorhabens.

Der Bau des neuen Rumbachkanals zwischen Kämpchenstraße und Kaiserplatz ist derzeit eines der größten Projekte in Mülheim. Begonnen im Herbst 2020, wurde das Ganze in vier Bauabschnitte unterteilt, die sich nach ursprünglicher Planung über fünf Jahre ziehen sollten, bis Mitte 2025. Dabei wandert die Baustelle nicht kontinuierlich in eine Richtung, sondern bewegt sich hin und her. Der Dickswall hat sich zur Dauerbaustelle entwickelt, soll aber nicht komplett für den Verkehr gesperrt werden. Mindestens eine Fahrspur pro Richtung bleibt durchweg erhalten.

Mülheimer Rumbachbaustelle liegt fast zwei Jahre vor dem Zeitplan

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Aktuell, im dritten Bauabschnitt, klafft eine gigantische Grube in der Mülheimer City zwischen der Einmündung Tourainer Ring und dem Kaiserplatz. Der Verkehr wird in Richtung Essener Straße zweispurig daran vorbei geführt, in Richtung Kaiserplatz einspurig. Die zweite Spur, die hier gekappt wurde, kommt auch nicht wieder, erläutert Susanne Schürmann von der Stabsstelle für Klimaschutz bei der Stadt Mülheim. Gemeinsam mit dem Bauleiter der Firma Klaus Stewering, Benedikt Braems, kann sie aber gute Nachrichten verkünden: „Wir liegen fast zwei Jahre vor dem Zeitplan.“

Mit Hilfe eines 72-Tonnen-Krans wird ein schweres Betonstück in die Mülheimer Rumbachbaustelle gesetzt. Um es passgenau einzufügen, benutzen die Arbeiter Lasertechnik.
Mit Hilfe eines 72-Tonnen-Krans wird ein schweres Betonstück in die Mülheimer Rumbachbaustelle gesetzt. Um es passgenau einzufügen, benutzen die Arbeiter Lasertechnik. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Das überrascht. Während sich Bauprojekte allerorten verzögern, teils von massiven Lieferschwierigkeiten ausgebremst werden, läuft es auf der Rumbachbaustelle offenbar überaus glatt. Das Unternehmen Stewering habe frühzeitig Material geordert, heißt es dort. Schon den ersten Teil der Rumbach-Erneuerung hatte die Firma 2018 ein halbes Jahr vor dem Zeitplan erledigt.

Planer hätten mit größeren Problemen beim Tiefbau gerechnet

Zum aktuellen Abschnitt erklärt Bauplaner Uwe Szukat: „Wir hätten mit größeren Schwierigkeiten im Tiefbau gerechnet.“ Neuralgische Punkte seien etwa die Pfeiler der Boxbergbrücke gewesen, denen die Grube sehr nahe kommt, ebenso der Umgang mit dem Grundwasser und mit dem Wasserstand. „Denn der bestehende Rumbach fließt ja weiter.“ Nun sind größere Probleme ausgeblieben, die beteiligten Firmen und die Stadt Mülheim gehen davon aus, dass der eigentliche Kanalbau schon im dritten Quartal 2023, also in etwa einem Jahr, vollendet sein wird.

Dann ist die Baustelle aber noch nicht passé, denn im nächsten Schritt wird auf dem Dickswall ein grüner Mittelstreifen neu gestaltet. Er wird sich – 13 Meter breit – zwischen Bocksbergbrücke und Kaiserplatz erstrecken und soll nicht begehbar sein. Wie Susanne Schürmann von der Stabsstelle Klimaschutz erläutert, wird die Detailplanung jetzt durch ein Ingenieurbüro erarbeitet. Der Grünstreifen soll eine Art Klimainsel in der zentralen Verkehrsader werden, auf der das Regenwasser versickert. Geplant sei komplette Bepflanzung sowie die Anlage von Baumrigolen – mit Kies bestückten Kästen, die als Wasserspeicher für jeden einzelnen Baum dienen.

Dickswall kurzzeitig gesperrt

Fast während der gesamten Rumbach-Bauzeit kann der Verkehr auf dem Dickswall fließen: In Richtung Essener Straße zweispurig, in Richtung Innenstadt nur einspurig.

Am ersten Oktoberwochenende aber, 8. und 9. Oktober, wird die Spur in Richtung Kaiserplatz vorübergehend gesperrt, kündigt die Stadt Mülheim jetzt an. Die stark strapazierte Fahrbahn muss erneuert werden.

Wann der Dickswall komplett erneuert und begrünt die Mülheimer Innenstadt erfrischt, dazu möchte sich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings niemand festlegen.