Mülheim. Von der Brücke in einen Baucontainer springen: Der Clip verbreitete sich in Mülheim rasend schnell. Wir haben mit dem Brückenspringer gesprochen.
Es wirkt fast ein wenig zögerlich wie der junge Mann aus dem Video, in Jogginghose und braunem Kapuzenpullover gekleidet, auf den Bauzaun zuläuft. Dabei – so berichtet Jan Lange uns eine Woche nach Entstehung des millionenfach geklickten Videos – „konnte ich es kaum abwarten, den Sprung endlich durchzuziehen.“ Einige Tage zuvor senden zwei Mülheimer Freunde dem Essener unabhängig voneinander ein Foto der Baustelle am Dickswall zu. An der Bocksbergbrücke steht ein Baucontainer, randvoll mit Wasser. Für den 25-jährigen Sportler eine Einladung zum Springen.
Lange reist extra einen Tag früher aus Stuttgart zurück, Ziel: Mülheim. Gemeinsam mit einem Freund und dessen Partnerin geht es zum Dickswall, „die Straße war menschenleer, wahrscheinlich weil es Sonntag war“, erinnert sich Jan Lange zurück. Als erfahrener Extremsportler – er betreibt seit Jahren Parkour und Klippenspringen – sichtet der Essener zunächst die Ausgangslage: „Ich hatte zuerst Bedenken, das Wasser könnte nicht tief genug für den Sprung sein.“ Mit einem Stock checkt Lange die Wassertiefe, „es waren so 1,40 Meter, würde ich schätzen“.
Virales Video aus Mülheim: Sprung war riskant
Tief genug, um zumindest in einer für Jan Lange gemäßigten Variante von der Bocksbergbrücke in den Container zu springen. „Eigentlich ist die ‚Katze‘ mein Standardsprung“, erklärt er. Ein Hechtsprung, mit Beinen und Armen voran. „Aber dann wäre ich wohl zu tief eingetaucht.“ Also entscheidet Lange sich für das „Brett“; aufrecht sitzend und mit gerade ausgestreckten Beinen gleitet er im 90 Grad-Winkel durch die Mülheimer Luft – mit nasser Landung. Alles geht gut. Jubelnd, lachend und tropfnass stürmt der 25-Jähriger nach dem Sprung über den Dickswall, eine Kamera in der Hand.
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Aus drei Perspektiven nimmt er mit seinen Freunden den Sprung auf. „Eigentlich war das alles ziemlich spontan.“ Noch am gleichen Tag setzt er die aufgezeichneten Video-Schnipsel zu einem Clip zusammen, unterlegt es mit Queens „Don’t Stop Me Now“: „Ich habe das Video noch direkt danach im Auto geschnitten und sofort hochgeladen.“ Was dann folgt, damit hätte der Essener „niemals gerechnet“. Schnell merkt er: „Dieses Video ist anders.“ Etliche Kommentare und Herzen bekunden den ausgelösten Zuspruch, bereits nach wenigen Tagen ist das Video auf Instagram millionenfach aufgerufen worden. Schnell landet es auch bei Whatsapp, wo es in Gruppen geteilt wird. „Es haben wirklich viele Menschen aus Mülheim das Video kommentiert“, sagt Lange. Als gebürtigen Mülheimer freue ihn das natürlich besonders, die Stadt habe einen besonderen Platz in seinem Herzen.
Mehr als zwei Millionen Aufrufe: Viele Mülheimer kommentieren
„Ich war einen Tag nicht am Handy, weil ich in den Bergen unterwegs war. Da hatte das Video plötzlich über zwei Millionen Klicks“, erzählt Jan Lange, der sich zu dieser Zeit mit Freunden auf Gran Canaria befindet. Dort filmen die „Freerunning Schlappen“, wie sich die vier Männer nennen, Stunts, Klippensprünge und Parkour-Strecken. Auf ihrem Youtube-Kanal veröffentlichen sie die Videos, haben 63.000 Abonnenten.
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Und was macht Jan Lange so im „richtigen Leben“? Der 25-Jährige lacht, ehe er antwortet: „Das!“ Von den Videos könnten er und seine drei Mitstreiter mittlerweile leben. Den Drang nach Extremsport hatte der Essener schon immer, wie erzählt. Zwar spielte er als Kind und Jugendlicher Fußball und Tennis, machte auf dem Trampolin im Garten immer schon gerne Salti und andere waghalsige Sprünge. „Durch Freunde bin ich dann zum Parkour gekommen und habe seitdem nicht mehr damit aufgehört.“ Wobei – manchmal werde Lange doch gestoppt: „Dann kommen Security oder Polizei und schicken einen weg.“ So richtig Ärger habe es aber nie gegeben.
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- „Wir sind natürlich bestrebt, Baustellen so gut wie möglich abzusichern“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels auf Nachfrage. Vor Missbrauch sei man dadurch aber nicht gefeit.
- „Wir warnen eindringlich davor, Baustellen als unbefugte Person zu betreten.“ Das Verletzungsrisiko sei groß und ein sicherer Aufenthalt nicht zu gewährleisten.