Mülheim. Tierunterkünfte in Mülheims Tierheim sind arg sanierungsbedürftig, manche Zwinger verrotten. Jetzt gibt es neue Details zur geplanten Sanierung.

Im Mülheimer Tierheim herrschen teils miserable Zustände: Einige der Tierunterkünfte gelten schon seit Jahren als dringend sanierungsbedürftig, insbesondere die Behausung der Katzen, die in über 30 Jahre alten Holzhäusern untergebracht sind, ist marode. Auch ein Großteil der Hundezwinger entspricht nicht den aktuellen tierschutzrechtlichen Vorgaben. Der Handlungsbedarf ist also groß, doch die angepeilte Sanierung verschiebt sich immer weiter, obwohl der Tierschutzverein Spendengelder in beträchtlicher Millionen-Höhe bereitstellt, um den Tieren zu einer artgerechten Unterkunft zu verhelfen.

Eigentlich sollten auf dem Tierheimgelände längst Bagger rollen und Bauarbeiter aktiv sein, um die Gebäude so zu sanieren, dass sie den tierschutzrechtlichen Vorgaben entsprechen. Denn Tierschutzauflagen erfüllt Mülheims Tierheim schon lange nicht mehr. Auch Amtstierärztin Heike Schwalenstöcker-Waldner hatte seinerzeit eingestanden: „Wir verstoßen, was die Unterbringung angeht, gegen Gesetze.“ Ein Beispiel ist der Quarantänebereich: Dort leben Neuzugänge zusammen mit Tieren, die nachweislich krank sind, dabei müssten diese Tierheim-Insassen getrennt gehalten werden. Auch mangelnder Platz ist ein Problem: Immer wieder müssen Tiere gemeinsam untergebracht werden in einem Areal, das eigentlich nur für eines ausgelegt ist.

Tierheim Mülheim: Sanierung wird deutlich teurer als geplant

Doch Widrigkeiten und Unwägbarkeiten haben den Start der Sanierung bis jetzt verzögert. Erst gestalteten sich die Verhandlungen dazu, dass der Tierschutzverein das Tierheim-Grundstück samt Bauten via Erbbaurecht übernehmen soll, zäh und zeitaufwendig. Dann wurden bei Untersuchungen des Baugrundes Altlasten im Boden in nicht vermutetem Ausmaß entdeckt. Letztlich waren die Planungen von den immensen Baukostensteigerungen ausgebremst worden. Ordnungsdezernentin Anja Franke spricht von 15 Prozent Mehrkosten pro Jahr, also mindestens 30 Prozent, weil der Prozess der Planung sich hinziehe.

„Verzögerungen gehören zum Bauen dazu“, sagt die scheidende Vorsitzende des Mülheimer Tierschutzvereins, Heidrun Schultchen, und erinnert an eine bereits erfolgte Baumaßnahme im Tierheim: „Auf die erneuerten Hundezwinger mussten wir auch drei Jahre lang warten. Dass es sich jetzt aber so lange verzögert, damit haben wir nicht gerechnet.“ Nun aber sei man auf einem guten Weg: „Es ist eine vernünftige Lösung gefunden worden, mit der alle leben können“, ist Schultchen überzeugt.

Mülheims Tierschutzverein steuert zwei Millionen Euro aus Erbschaft bei

Doch obwohl der Verein plant, eine siebenstellige Spendensumme für das Tierheim zu investieren - Heidrun Schultchen spricht von zwei Millionen Euro aus einer Erbschaft - sei mittlerweile klar geworden, dass das, was an den Gebäuden an der Horbeckstraße baulich in Angriff genommen werden müsse, nicht alleine aus den Mitteln des Tierschutzvereins gedeckt werden könne. Dezernentin Franke nennt einen gewichtigen Grund, warum die Sanierung sich derart verzögert: „Wir mussten eine Lastenteilung hinbekommen.“

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Jetzt aber stehe fest, dass das Tierheim sowohl aus Mitteln des Tierschutzvereins als auch aus Spenden, die bei der Stadt eben für die Herberge von Vierbeinern eingegangen sind, ertüchtigt werde. Die zwei Millionen Euro, die der Tierschutzverein als Spende aus einer Erbschaft erhalten hat, gingen zu 100 Prozent ans Tierheim, betont Heidrun Schultchen: „Das hat der Erblasser so festgelegt.“

Stadt Mülheim hat im Haushalt kein Geld für die Tierheim-Sanierung eingeplant

Mit der Bestellung eines Erbbaurechts kann der Tierschutzverein seine Investition sichern.  Dieses Konstrukt sei geeignet, um die Sanierung städtischen Eigentums mit Geld des Tierschutzvereins zu realisieren. Die Stadt bleibt Eigentümerin des Grundstücks und wird die Gebäude zum Betrieb des Tierheims vom Tierschutzverein zurück mieten. Ohne den Millionenbetrag, den der Tierschutzverein dazu schießt, hätte die Stadt angesichts ihres engen Haushalts die Sanierung nicht anstoßen können, daran lässt Dezernentin Franke keinen Zweifel, denn: „Im städtischen Haushalt gibt es eine klare Priorisierung auf die Sanierung von Schulen und Kitas.“

Das Gelände des Tierheims Mülheim liegt in Raadt an der Horbeckstraße und war einst ein Bauernhof.
Das Gelände des Tierheims Mülheim liegt in Raadt an der Horbeckstraße und war einst ein Bauernhof. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Jetzt aber stünde auch die Tierheim-Sanierung ganz oben auf der Agenda. „Wir sind aus dem groben Skizzieren raus, nun soll ein Architekturbüro eine Detailplanung machen, die Grundlage sein kann für einen Bauauftrag“, schildert Anja Franke den nächsten Schritt. „Aber auch diese Detailplanung kostet schon richtig Geld. Deshalb war das Ringen auch so zäh, weil es nicht nur um eine Absichtserklärung ging, sondern wir jetzt wirklich Geld in die Hand nehmen.“

Tierheim Mülheim war einst ein alter Bauernhof

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Etwa ein halbes Jahr wird es wohl noch dauern, bis die detaillierte Kostenplanung vorliegt, schätzt die Dezernentin. Wann das Tierheim dann endlich so da steht, dass es tierschutzrechtlichen Vorgaben entspricht, darauf will sich Franke noch nicht festlegen. Doch: „Es wird ein großer Wurf. Ob es aber das Maximum dessen sein wird, was wir uns wünschen, können wir im Moment nicht zusagen. Aber der bauliche Fortschritt zu dem, was heute ist, wird groß sein.“ Das Gebäude an der Horbeckstraße in Raadt ist einst ein Bauernhof gewesen, mehrheitlich mit einem Bau-Bestand aus den 1960er Jahren.

Investiert werden müsse „auf jeden Fall ein siebenstelliger Betrag“, so Dezernentin Franke. Genaueres lasse sich erst sagen, wenn die Detailplanung des Architekten vorliege. Zu Beginn der Planungen war man bei der Stadtverwaltung von 6 bis 6,5 Millionen Euro ausgegangen, die benötigt werden, um das Tierheim-Areal zu ertüchtigen.

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