Mülheim. Die Holzhäuser, in denen die Samtpfoten bislang untergebracht sind, sind marode. Ein Neubau würde auch tierschutzrechtlichen Vorgaben entsprechen.
Boomer streicht neugierig am Gitter entlang und beschnuppert ausgiebig seinen Besuch. Das Zuhause des fünf Jahre alten Katers ist derzeit eines der Katzenhäuser im städtischen Tierheim. Auf den ersten Blick scheinen es Boomer, der in einem Karton ausgesetzt wurde, und seine samtpfötigen Nachbarn ganz nett zu haben, ihre Gehege sind mit Kratzbäumen, Spielzeug und Katzenklos ausgestattet. Schaut man aber genau hin, erkennt man, dass der Zahn der Zeit – und dazu Witterung und Verschleiß – an den Katzenhäusern genagt haben. Zwei Holzblockhäuser fungieren bereits seit 30 Jahren als Unterkünfte für die Katzen, die im Tierheim an der Horbeckstraße, das 1961 gegründet worden war, landen. Die Holzwände sind durch die Feuchtigkeit aufgequollen und arg in Mitleidenschaft gezogen. Behelfsmäßig sind die Wände von außen mit Metall- und von innen mit Siebdruckplatten verkleidet worden, um die größten Schäden abzudecken und das verbliebene Material vor weiterer Zerstörung zu schützen.
Hundetrakt bereits 2015 saniert
Eigentlich hätte die Modernisierung der Katzenunterbringung längst angegangen werden sollen, nachdem die Sanierung des Hundetrakts Ende 2015 abgeschlossen worden war. „Aber dann kamen die Flüchtlinge und wir hatten keine Kapazitäten mehr, uns um das Projekt zu kümmern“, sagt Frank Buchwald, Leiter des städtischen Immobilienservice. Jetzt aber soll die Planung in Angriff genommen werden.
„Die Sanierung der Katzenhäuser ist längst überfällig, es fehlen Platz und Auslauffläche“, sagt Heidrun Schultchen, Vorsitzende des Tierschutzvereins, und fordert: „Weil die Substanz der Holzhäuser so marode ist, darf man das nicht auf die lange Bank schieben.“ Klar ist also: Das Tierheim braucht ein neues Katzenhaus. Vor allem auch, weil der Zustrom an Katzen immer größer geworden ist. „Vor 20 Jahren hatten wir höchstens 20 Katzen“, erinnert sich Tierheimleiterin Marion Niederdorf: „Heute sind es in Spitzenzeiten bis zu 80.“ Und die umliegenden Tierheime sind auch voll mit Katzen. „Entsprechend haben wir jetzt einen Bedarf an Platz für 80 Tiere angemeldet“, sagt Amtstierärztin Dr. Heike Schwalenstöcker-Waldner.
Ähnlich wie bei den Hundezwingern, die in den vergangenen Jahren komplett erneuert worden sind, stünden bei einer Modernisierung, bei der es sich wohl um einen Neubau handeln dürfte, auch tierschutzrechtliche Gesichtspunkte im Vordergrund. „Wir brauchen kleinere Einheiten, so dass man Katzen separieren kann, gerade wenn es Unverträglichkeiten gibt“, so Schwalenstöcker-Waldner. Pro Katze müssen zwei Quadratmeter Platz vorgehalten werden, gibt der „Leitfaden für die Betreuung und Überwachung von Tierheimen“ vor, an dem sich das Veterinäramt orientiert. Außerdem sollten ein Behandlungsraum und eine Krankenstation zum neuen Katzenhaus gehören, sagt die Amtstierärztin. Wünschenswert seien zudem Auslaufflächen, die bislang gar nicht vorhanden sind.
Noch wünschenswerter aber seien, ergänzt Tierheimleiterin Marion Niederdorf, verantwortungsvolle Katzenbesitzer, die ihr Tier auch dann bei sich behalten, wenn es alt wird und mehr Arbeit macht.
Konzepterstellung soll Startschuss für die Planung geben
Die Planung für ein neues Katzenhaus übernimmt der städtische Immobilienservice. Kürzlich tagte die Projektgruppe dazu, zu der neben städtischen Dezernenten auch Vertreter des Tierheims gehören. Mit Blick auf die Kosten sagt Frank Buchwald, Leiter des städtischen Immobilienservices: „Im städtischen Haushalt 2015 sind für das Katzenhaus 120 000 Euro veranschlagt, aber damit werden wir nicht auskommen.“ Gedacht sei – wie beim Bau der neuen Hundezwinger auch – in mehreren Bauabschnitten vorzugehen. Wann es allerdings konkret losgehen kann, ist noch offen.
„Nach der Sommerpause werden wir einen Planer beauftragen, der ein Konzept für einen Neubau erstellen soll.“ Organisatorische sowie baurechtliche Aspekte und auch Anforderungen aus der Tierhaltegesetzgebung spielten dabei eine Rolle, so Buchwald. Zum Ende des Jahres, spätestens Anfang 2017, solle dieses Konzept vorliegen, so Buchwald, das Grundlage für die weiteren Schritte sei. Erschwert werde die Planung durch die begrenzte Grundstücksgröße. Die Lage im Landschaftsschutzgebiet mache eine Ausdehnung schwierig. Auch das zu prüfen, sei Aufgabe der Planer, so Buchwald.