Herne. Der ehemalige Kohlekonzern RAG stärkt Herne als Standort und investiert rund zehn Millionen Euro in ein neues Gebäude. Was es so besonders macht.
Ende 2018 endete in Deutschland die Steinkohleförderung. Doch um die sogenannten Ewigkeitsaufgaben zu meistern, bleibt der Standort Pluto in Herne für den ehemaligen Kohlekonzern RAG wichtig. 2019 wurde die neue Leitwarte für die Wasserhaltung in den ehemaligen Bergwerken in Betrieb genommen, am Dienstag feierte die RAG Richtfest für ein Multifunktionsgebäude. Und damit ist die bauliche Entwicklung auf Pluto längst noch nicht abgeschlossen.
Schon seit einigen Monaten ist das Gebäude nicht zu übersehen, ragt es doch rund 20 Meter in die Höhe. Nach der Inbetriebnahme, die für den Herbst dieses Jahres anvisiert wird, soll die große Halle Platz für 50 große Grubenwasserpumpen und Motoren bieten, daneben entstehen Kauenplätze für 40 Mitarbeitende, in einem weiteren Trakt werden Büros und Besprechungsräume untergebracht. Sollte es zu einem späteren Zeitpunkt nötig sein, könnten Kauen- und Bürotrakt aufgestockt werden.
1400 Photovoltaikmodule bilden die Fassade
Das Gebäude wird nicht nur angesichts seiner Höhe ein „Hingucker“, sondern nach seiner Fertigstellung auch wegen der Fassade, denn: Nicht nur auf dem Dach werden auf einer Fläche von 500 Quadratmetern Photovoltaikmodule montiert sein, rund 1400 PV-Module bilden die Fassade. Für die Planung zeichnet das Dortmunder Büro „Scheffler Helbich Architekten“ verantwortlich. Christoph Helbich erläuterte beim Richtfest nicht nur, dass die Photovoltaikanlage rechnerisch 60 Einfamilienhäuser mit Strom versorgen könnte, sie symbolisiere auch Vergangenheit und Zukunft der RAG: Die Module würden in drei Grauvarianten montiert: Das erinnere an die Kohle und damit an Energie, die aus der Erde geholt wurde, nun und in Zukunft würde die Sonne sie liefern.
RAG-Vorstandsvorsitzender Peter Schrimpf betonte die Bedeutung des Herner Standorts. Fast die Hälfte der gesamten RAG-Belegschaft würden an der Wilhelmstraße arbeiten. Für Pluto spreche insbesondere die zentrale Lage zu den Wasserhaltungsstandorten und den Sicherungsstandorten im Ruhrgebiet. Der Bau des Gebäudes sei im symbolischen Sinn ein Blick in die Zukunft, denn die RAG habe sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 die Energie, die sie verbraucht, komplett selbst zu erzeugen. „Nachhaltigkeit ist schon lange keine Option mehr, sondern eine Verpflichtung, der wir uns als Unternehmen gerne annehmen“, ergänzt Finanzvorstand Michael Kalthoff.
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Für Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda ist die Investition ein kraftvolles Statement der RAG in Sachen nachhaltiges Wirtschaften, aber auch mit Blick auf den sogenannten Nachbergbau. Dudda merkte an, dass mit dem Transformationszentrum für Georessourcen und Ökologie auch eine weltweit einmalige Forschungseinrichtung nach Herne kommen würde.
Entwicklung des Standorts soll weiter vorangetrieben werden
Das neue Multifunktionsgebäude ist im Bau, mit der Leitwarte und der Zentrale des Bauunternehmens Heitkamp sind bereits zwei architektonisch hochwertige Gebäude entstanden. Der ehemalige Zechenstandort hat also bereits eine sichtbare Wandlung vollzogen. Und die RAG will die Entwicklung in Kooperation mit Heitkamp und dem benachbarten Chemie-Unternehmen Innospec weiter vorantreiben. Bereits jetzt steht offenbar fest, dass weitere alte Gebäude abgerissen werden und Platz für Neues machen.
Auch in Sachen Fördergerüst scheint es Bewegung zu geben. Es seien zwei Gutachten beauftragt, um die Standfestigkeit und der Sanierungsbedarf zu ermitteln; lägen die Ergebnisse vor, könne das weitere Vorgehen diskutiert werden. Es ist nach wie vor Ziel, unter oder neben dem Gerüst eine Straßenverbindung zu Innospec zu schaffen.
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