Herne. Der Name Delfort ist wenigen Hernern ein Begriff, doch dahinter verbirgt sich ein Traditionsunternehmen. Das steuert weiter auf Wachstumskurs.

Drängt ein Unternehmen nicht an die Öffentlichkeit, kann es dafür zwei Gründe geben: Entweder die Geschäfte entwickeln sich nicht wie gewünscht oder erwartet, dann ist man verständlicherweise zurückhaltend mit Mitteilungen. Oder es läuft gut und stabil, das Unternehmen legt keine großen Wert dies zu verkünden. Das Herner Traditionsunternehmen Delfort gehört in die zweite Kategorie.

Wem Delfort nichts sagt, der weiß sicher beim Namen Benkert Bescheid. Benkert veredelt Mundstückbelag-Papiere und beliefert die Zigarettenindustrie weltweit. 2018 übernahm die österreichische Delfort-Gruppe die Herner Firma und erweiterte damit ihr Portfolio an Spezialpapieren. Die Palette reicht von Backpapier über Beipackzettel für Medikamente bis zu Papier für Lebensmittel und Labor-Anwendungen.

Gute Auslastung, weil der Markt für Zigaretten weltweit wächst

Für Herne änderte sich mit der Übernahme: nicht viel. „Delfort erhält die Individualität der Standorte“, sagt Udo Raumann, einer von zwei Geschäftsführern, im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. „Wir agieren hier eigenständig, das erhöht auch die Motivation.“ Hinzu komme, dass man in Herne sehr flache Hierarchien pflege, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter organisierten sich selbst, das laufe sehr gut.

Benkert Herne
Die Auslastung des Herner Werks ist gut - der Weltmarkt für Zigaretten wächst. © Delfort

Ebenso gut laufe das Geschäft. „Wir haben eine gute Auslastung“, so Raumann, was auch daran liege, dass der Weltmarkt für Zigaretten wachse. Das mag aus der deutschen und europäischen Perspektive angesichts von umfassenden Verboten für das Rauchen überraschend klingen, doch Raumann weitet den Blick. Gerade in Asien habe das Rauchen noch einen ganz anderen kulturellen Stellenwert. Auch deshalb gibt es in Malaysia und China Produktionsstandorte, hinzu kommen zwei Werke in den USA, eins in Mexiko und eins in Bulgarien.

Ehemaliger Betriebshof der Stadt dient als Logistikfläche

Die gute Auslastung spiegelt sich auch in der Tatsache, dass Delfort vor einigen Jahren das unmittelbar benachbarte ehemalige Gelände des Betriebshofs der Stadt Herne am Trimbuschhof gekauft hat. Dort ist inzwischen in Leichtbauweise ein Lager für das Rohpapier entstanden, ein großer Teil der restlichen Fläche soll als Wartezone für Lkw aufbereitet werden. Das alles diene dazu, den Materialfluss im Werk zu optimieren. Noch sind gar nicht alle Möglichkeiten des alten Betriebshofs ausgeschöpft, unter anderem könnte durch den Abriss von alten Garagen Platz für Neues geschaffen werden.

Raumann sieht den Herner Standort bei den Druckstandorten innerhalb der Delfort-Gruppe an der Spitze bei der Qualität. „Wir sind ein Hochleistungsstandort.“ Die eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung beschäftige sich intensiv damit, die Drucktechnik weiterzuentwickeln.

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Probleme: Demografischer Wandel und Nachwuchsgewinnung

So könnte er zuversichtlich nach vorn schauen - wenn da nicht ein Problem wäre, das quasi mit jedem Tag näher kommt: der demografische Wandel. Vor welcher Herausforderung das Unternehmen steht, verdeutlicht Raumann an zwei Zahlen. Die Belegschaft umfasse rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (die Zahl ist in den vergangenen Jahren stabil geblieben). Mehr als 30 Prozent von ihnen würden sich in den nächsten Jahren in den Ruhestand verabschieden.

„Es wird sehr schwierig, passenden Nachwuchs zu finden“, sagt Lucas Spengler, der bei Delfort für Personalthemen, aber auch für das Thema Ausbildung verantwortlich ist. Einerseits handele es sich in der Produktion um hochspezialisierte Arbeitsplätze, andererseits seien die Rahmenbedingungen für manche jungen Menschen wenig attraktiv: Schichtarbeit - auch nachts und an Wochenenden, da halte sich das Interesse in überschaubaren Grenzen. Deshalb wolle Delfort beim Thema Ausbildung präsenter werden, etwa durch die Teilnahme an Berufswahlmessen oder durch die Präsenz auf speziellen Internet-Jobbörse wie „Studysmarter“.

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