Herne. Die Cranger Kirmes startet. Hernes OB Frank Dudda über seine Faszination für den Rummel, gute und schlechte Stargäste und seinen „Crange-Moment“.
Piel op: Die Cranger Kirmes 2024 steht vor dem Start. Vor dem Fassanstich sprach die WAZ mit Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (61), seit 2015 im Amt, über den Rummel.
Was bedeutet die Cranger Kirmes für Sie persönlich?
Sie vermittelt ein unglaublich gutes Lebensgefühl. Die Cranger Kirmes ist faszinierend. Die vielen Lichter, die Unbeschwertheit, die Musik, die Geräusche der Fahrgeschäfte. Das alles erzeugt eine besondere, einmalige Atmosphäre. Sie hat mich von Anfang an eingefangen, ich sauge sie jedes Jahr aufs Neue auf. Und dann sind da natürlich die vielen Gespräche, die ich führe, etwa mit Bekannten und Schulfreunden, die inzwischen woanders leben. Sie kommen einmal im Jahr zurück - nach Crange.
Sie sagen, dass der Rummel Sie von Anfang an eingefangen hat. Sie sind also auch mit der Cranger Kirmes groß geworden?
Ja. Als Kind war ich zum ersten Mal mit der Familie auf Crange, vor rund 50 Jahren. Genau weiß ich das gar nicht mehr. Seitdem bin ich jedes Jahr dabei. Nur ein-, zweimal musste ich passen: Da hatte ich bei der Buchung nicht auf das Datum geachtet und musste in die Ferien. Mittlerweile richte ich meine Urlaubsplanung aber natürlich schon lange auf Crange aus.
Erleben Sie die Cranger Kirmes anders, seitdem Sie Oberbürgermeister sind?
Ich kann immer noch unbeschwert über den Platz gehen. Zehn Tage lang bin ich dort quasi rund um die Uhr, beruflich, aber auch mit der Familie und mit Freunden. Im Gegensatz zu früher werde ich aber sehr häufig angesprochen, seitdem ich Oberbürgermeister bin. Ich mache täglich bestimmt drei bis vier Dutzend Selfies mit Gästen, die mich darum bitten. Darüber will ich mich aber nicht beklagen, das ist in gewisser Weise eine der vielen schönen Aufgaben eines Oberbürgermeisters. Nicht zuletzt bekomme ich im Amt jedes Jahr neue Einblicke, weil ich viel mit den Schaustellern rede und ihre Geschichten kennenlerne. Meine Achtung vor der Berufsgruppe ist dadurch deutlich gestiegen. Die Schausteller haben eine anspruchsvolle Arbeit und leisten Großes für unsere Gesellschaft.
+++ Die Cranger Kirmes 2024 - Lesen Sie auch: +++
Wie hat sich der Ruf der Cranger Kirmes verändert?
Zu Beginn meiner Tätigkeit als OB hatte ich den Eindruck, dass der Einfluss von Crange maximal bis nach Dortmund reichte. Mittlerweile werden wir auch im benachbarten Ausland wahrgenommen, also etwa in Benelux, Österreich und der Schweiz. Die Kirmes entwickelt sich ja auch immer weiter: Dieses Jahr etwa werden erstmals Hubschrauberflüge angeboten und es gibt beim Label Grubenhelden Crange-Mode. Das kommt bei den Menschen an. Auf Crange kann man eine gute Zeit verbringen, ohne Chichi und gewaltige Preise.
Was gehört bei Ihren Crange-Besuchen zum Pflichtprogramm?
Auf jeden Fall die Biergärten Steinmeister, Mexo-Bar und Ritter. Bislang gehörte auch Lichte dazu, aber der hat seinen Gourmetgarten abgegeben. Ich bin aber gespannt, wie der Nachfolger M3 wird. Auch zur alten Schnitzelmühle gehe ich gerne. Ich liebe aber auch die Biergärten in den Hinterhöfen an der Hauptstraße. Überall dort komme ich mit den Menschen ins Gespräch. Langeweile kommt bei mir jedenfalls nicht auf.
In Ihrer Aufzählung fehlen Fahrgeschäfte.
Die gehören zur Attraktivität von Crange natürlich dazu. Persönlich schaue ich bei den Fahrgeschäften aber seit meiner Kindheit nur fasziniert zu. Auf Karussells wird mir nämlich schlicht und ergreifend schwindelig. Dazu kommt noch eine Portion Höhenangst. Ich habe mich mal überreden lassen und war auf dem Happy Sailor und der Wilden Maus. Danach konnte ich direkt nach Hause gehen, weil der Schwindel zu heftig war.
Was gibt’s bei Frank Dudda auf dem Rummel auf die Hand?
Ich esse auf der Kirmes alles und das den ganzen Crange-Tag über – von der Brezel über Käse bis zur Wurst. Am liebsten aber esse ich Fisch.
Gibt es auch für Sie den berühmten „Crange-Moment“?
Ja, das ist ganz klar der Moment der Kirmes-Eröffnung. Und der ist ehrlich gesagt einer der wenigen Momente im Jahr, in denen ich wirklich aufgeregt bin.
Sie meinen den Fassanstich im Bayernzelt, wo es um die Zahl der Schläge geht, die Sie brauchen, bis das Bier sprudelt?
Genau. Das ist für mich richtig, richtig aufregend. Der Fassanstich ist eine Wissenschaft für sich. Da spielen so viele Faktoren eine Rolle: die Ausrichtung des Hahns, die Dichtung, die Schlaghärte und die Höhe des Fasses. Man muss ordentlich Kraft einsetzen, darf aber auch nicht zu feste draufhauen, denn dann bricht der Hahn ab. Da muss alles passen.
Böse Zungen behaupten, das Fass wird extra für sie vorgebohrt.
Das stimmt nicht. Aber ich gehe einmal im Jahr vor der Eröffnung auf dem Rummel ins Trainingslager und übe den Fassanstich eine halbe Stunde lang, um zu sehen, ob ich die Abläufe überhaupt noch kann.
Und? Können Sie?
Ja, obwohl ich mir bei der Generalprobe am Montag mit dem Hammer auf den Daumen gehauen habe. Das war schmerzhaft. Ansonsten hat aber alles geklappt. Es ist aber ein Unterschied, ob man einen Elfmeter im Training schießt oder im Champions-League- Finale. Also: abwarten.
Wie viele Schläge haben Sie sich für Freitag vorgenommen?
Drei bis fünf.
Zum Kirmesauftakt im Bayernzelt gehört immer auch ein musikalischer Stargast, in diesem Jahr ist das Vanessa Mai. Wer sucht den Stargast aus?
Eine Kommission, die eine langjährige Erfahrung hat. Sie stimmt sich am Ende mit mir ab. Ich habe noch ein Vetorecht.
Haben Sie das schon mal genutzt?
Ja. Bei wem, das verrate ich aber nicht.
Welcher Stargast hat Sie auf Crange enttäuscht?
Das war 2012 Gitte Haenning. Sie ist eine sehr gute Sängerin, setzte sich aber auf der Bühne auf einen Barhocker und sang Chansons. Das passte bei aller Qualität einfach nicht in den Rahmen unserer Kirmeseröffnung.
Also nicht Michelle, die nach Ihrem Auftritt im vergangenen Jahr viel Kritik erlebte, auch von der WAZ?
Nein, so kritisch wie die WAZ haben wir bei der Stadt den Auftritt auch nicht bewertet. Trotzdem haben wir unsere Lehren daraus gezogen. Das heißt, dass wir für dieses Jahr darauf geachtet haben, dass wir einen Star engagieren, der mitten im Geschäft ist und der so eine Herausforderung wie die Crange-Eröffnung meistern kann. Michelle, das muss man ehrlicherweise sagen, war eben nicht mehr in der Form früherer Jahre. Nun haben wir mit Vanessa Mai eine junge Künstlerin, die jeden Tag im Geschäft ist und die auch weiß, was auf sie zukommt.
Und welcher Stargast hat Ihnen bislang am besten gefallen?
Am besten war mit Sicherheit Guildo Horn 2011, aber auch Howard Carpendale 2022 hat gut eingeschlagen.
Hören Sie auch privat Schlager?
Nur im Urlaub. Dann gerne Roland Kaiser. Den für Crange zu verpflichten, ist seit Jahren mein großer Wunsch. Wir waren zuletzt sehr nah dran, das zu schaffen. Vielleicht gelingt uns das noch mal.
Wenn das nicht klappt: Haben Sie noch einen anderen Favoriten?
Gerne Michael Schulte.