Herne. . Ein erstklassiges Konzert bot Gitte Haenning mit ihrer Band gestern zur Kirmeseröffnung im Bayernzelt. Allein: Der Funke wollte angesichts des hohen Jazzanteils nicht aufs Publikum überspringen.
Der Begriff Schlagerstar verbietet sich bei Gitte, dieses Stadium hat sie vor Jahrzehnten verlassen. Ihre Liebe gilt dem Bigband-Sound und Jazz, das offenbart sich bei den ersten Tönen, wobei „Lampenfieber“ als erster Titel: erstens bei der 66-Jährigen von einer guten Portion Selbstironie zeugt; und zweitens: reichlich Schwung hat. Doch schon bei Nummer zwei schaut das Publikum irritiert. Ist das Mikro kaputt? Nein, die gebürtige Dänin singt in ihrer Heimatsprache - und deutet kurz ein paar Volkstanzschritte an. „Wir sind gespannt, was uns heute in diesem Zelt erwartet“, sagte sie zu Beginn. Man spürt, dass diese Art der Kulisse für sie durchaus gewöhnungsbedürftig ist.
Fan seit dem 2. Lebensjahr
Diese Gewöhnungsbedürftigkeit beruht auf Gegenseitigkeit. Die Zuhörer werden Zeugen eines hochklassigen Konzerts, denn das steht fest: Gitte ist eine herausragende Sängerin. Allein: Hier im Zelt, wo bei früheren Gelegenheit schon ganze Begeisterungsstürme entfacht worden sind, zündet Gitte keinen Funken. Zumal sie zum größten Teil auf einem Plexiglas-Barhocker sitzt und einen guten Teil der Texte abliest. Ist Crange nur Testlauf für ein neues Programm?
In der Weite des Zelts herrschte größtenteils wohlwollende Anteilnahme, doch plötzlich reckt jemand am Rande der Bühne einen Gitte-Haenning-Schal in die Höhe und man erkennt, dass er jede Zeile mitsingt. Es ist Sascha Frenzel. Der Dortmunder betreut Gittes Internetseite. Seit seinem zweiten Lebensjahr sei er Fan. Er habe Mama und Papa sagen können und: „So schön kann doch kein Mann sein.“ Er fährt Gitte kreuz und quer durch die Republik nach, und als Gitte wenig später Frenzel und seine Tochter Malin sieht, winkt sie ihnen zu.
Keine Standing Ovations
Doch ansonsten klafft eine große Distanz zwischen Bühne und Besuchertischen. Keine stehenden Ovationen als Gitte sich verabschiedet, Moderator Helmut Sanftenschneider muss quasi dazu auffordern, nach einer Zugabe zu verlangen. Es werden zwei: „Ich will ‘nen Cowboy als Mann“ kommt als Parodie daher, Bob Dylans „Blowin’ in the wind“ als beschleunigte Version.