Herne. WAZ-Reporter blicken auf das Jahr zurück. Für Arne Poll war die Eröffnung der Cranger Kirmes mit Michelle skurril und tragisch zugleich.

Erst die Unsicherheit um den Auftritt, dann eine gefloppte Show, kurz darauf im Herbst dann das selbst erklärte Karriereende: Die Eröffnung der Cranger Kirmes 2023 wird wahrscheinlich nicht nur mir, sondern auch dem Stargast Michelle selbst in Erinnerung bleiben. So unterhaltsam der Auftritt letztlich fürs Publikum wegen des Drumherums war, für die Künstlerin war es sicher nicht schön.

Techniker verteidigen sich: Jaulende Geräusche kein technisches Problem

Die Auseinandersetzungen ums Management im Vorfeld konnte man noch für einen geschickten Marketing-Coup halten. Wer Michelle nach ihrem Auftritt beim wohl größten gesellschaftlichen Ereignis des Jahres in Herne in die Augen blickte, sah, dass es da nicht nur um Show ging. Aus den Lautsprechern im Festzelt kam zeitweise nur ein überdrehtes Jaulen. Es gab vernichtende Worte von vielen Gästen. Fans verteidigten die Künstlerin, sodass sogar die Techniker betonten, dass es kein technisches Problem gegeben habe.

Der Boulevard hatte sich in den Wochen zuvor auf die Beziehung zu Michelles 25 Jahre jüngeren Partner Eric gestürzt, befeuert vom Paar selbst. Eric lief dann auch an ihrer Seite öffentlich über den Kirmesplatz – menschlich nachvollziehbar, es bediente aber natürlich das Lästervolk. Für die Künstlerin selbst muss das Cranger Zelt am Ende die Hölle auf Erden gewesen sein. Wenn man musikalisch daneben liegt, Töne nicht trifft, dann merkt man das natürlich als erfahrene Musikerin. Und auch das Stirnrunzeln, dass sich Menschen im Zelt die Ohren zuhalten, bleibt einem auf der Bühne wohl nicht verborgen.

Michelle hätte sich besser an diesem Tag nicht auf die Bühne gestellt

Ein Auftritt kann mal schiefgehen. Aber kein Wort der Selbstironie, keine spürbare Herzlichkeit gegenüber Fans, ein fluchtartiger Abgang aus dem Zelt, keine Interview-Termine. Michelle hätte sich an diesem Tag wahrscheinlich am besten nicht auf die Bühne gestellt. Immerhin: Michelle hat Autogrammkarten dagelassen. Das Herner Ordnungsamt hat die signierten Fotos dann an Fans verschickt. So ist Crange.

Michelle hat die Kritik, der sich eine Künstlerin, die vor einem so großen Publikum auftritt, stellen muss, wohl getroffen: „Was eine Stimmung auch ganz hinten“ schrieb sie mir und der WAZ, garniert mit einem Herzchen öffentlich bei Instagram – als Reaktion darauf, dass wir festgestellt hatten, dass in den hinteren Reihen die Stimmung deutlich schlechter ist. „Es war so schön bei euch“, schrieb sie dann ans Publikum gerichtet.

+++ Wie unsere WAZ-Kirmesmädels die Cranger Kirmes erlebten +++

Keine Angst vor dem Cranger Publikum! Aber bitte bringt viel Herz mit!

Muss man als Künstler nun Angst vor dem Cranger Publikum und der Kritik haben? Nein, ganz sicher nicht. Das Publikum verzeiht viel, sucht Herz, das ich Michelle nicht absprechen will. Sie konnte es an diesem Tag vielleicht einfach nicht zeigen. „Ich bin dreißig Jahre durch ein Haifischbecken geschwommen, meistens ohne Rettungsring“, erklärte Michelle zu ihrem Karriereende gegenüber der Bild-Zeitung. Crange jedenfalls heißt den nächsten Stargast am 2. August 2024 willkommen.

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