Heiligenhaus. Zwischen Gesprächen und Acrylfarben finden Visionen reichlich Platz und Raum. Was das inklusive Malkonzept so beliebt und einmalig macht.

Auf dem Heiligenhauser Rathausplatz werden Tische mit Planen aufgestellt, bunte Farben, Leinwände, Party-Pappbecher für das Wasser, Pinsel und Schwämme bereitgelegt. Für wen? Für alle. Es dauert nur wenige Minuten, bis Passanten dazukommen, um etwas zu malen. Darunter sind viele Kinder, die gerade von der Schule kommen und sich freuen, mit den Farben zu experimentieren. „Das war auch letztes Jahr so“, erzählt Kathrin Neuhaus, Leiterin des Heiligenhauser Kulturbüros. „Die Leute kommen einfach dazu, ohne es großartig geplant zu haben. Hier wird einfach für zwei Stündchen gemeinsam gemalt, ohne jegliche Barriere“, erklärt sie.

Das Mal-Event wurde durch die Kooperation zwischen der Lebenshilfe und der Stadt im Rahmen des Tags der Begegnung organisiert. Ziel ist es, durch Inklusion Inspiration zu fördern. Wir waren dabei, um die Stimmung einzufangen.

So wird in Heiligenhaus Inklusion gefördert

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„Vor einer blanken Leinwand zu sitzen, ist erstmal etwas überwältigend“, sagt Neuhaus mit einem Lachen. Sobald jedoch die knallbunten Acrylfarben auf dem Tisch liegen, beginnt bei den Teilnehmenden die Kreativität zu fließen. Neben Vertretern der Stadt, Lebenshilfe und Pro Mobil nahmen auch viele Mitglieder der GFH-Fraktion – wie die Familie Sengstock – teil. Gemeinsam lachen sie und unterhalten sich über Themen wie die Europawahl und alltägliche Angelegenheiten.

„Solche Veranstaltungen sind immer großartig. Die Kinder kommen gerade aus der Schule und können hier gemeinsam kreativ sein“, sagt Arne Sengstock. „Und, Ole, möchtest du später auch etwas mit Menschen mit Behinderung machen?“, fragt Tanja Sengstock ihren Sohn. Ole nickt, er mag es, gemeinsam Dinge zu unternehmen.

Die Familie Sengstock aus Heiligenhaus hat ebenfalls fleißig Sommermotive auf die Leinwand gebracht.
Die Familie Sengstock aus Heiligenhaus hat ebenfalls fleißig Sommermotive auf die Leinwand gebracht. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Das haben die Teilnehmenden in Heiligenhaus gemalt

Die Teilnehmenden helfen sich gegenseitig mit ihren Visionen, konzentrieren sich auf ihre Kunst und verwickeln sich dabei in interessante Gespräche. Doch auch stummes Malen ist erlaubt. Bei einem Blick in die Runde entdeckt man viele gemalte Sonnen, Wiesen, Smileys und Friedensbotschaften.

„Ein Baum mit Flügeln“, kommentiert Daniel sein Werk, die Idee sei ihm in der vorherigen Nacht eingefallen. Letztes Jahr war er auch beim Mal-Event dabei. Er habe es genossen, mit Menschen zu malen, die er zuvor nicht gekannt hatte. Neben der Malerei widmet er sich auch gerne dem Schreiben, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Laut der Stadt sei das Malen eine sehr zugängliche Methode, um Menschen mit und ohne Behinderung ein gemeinsames Erleben zu ermöglichen. Dabei spiele das Alter der Teilnehmenden oder ob man mit einer Behinderung lebe, keine Rolle. Vielmehr gehe es darum, gemeinsam Ideen umzusetzen.

Inklusion durch Special Olympics und lokale Initiativen in Heiligenhaus

Nadine (r.) mit Tochter Mila (9, l.) beim inklusiven Mal-Event in Heiligenhaus.
Nadine (r.) mit Tochter Mila (9, l.) beim inklusiven Mal-Event in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Vom 17. bis zum 25. Juni des vergangenen Jahres fanden erstmals die Special Olympics World Games in Deutschland statt. Die Special Olympics Deutschland stellte dabei die größte Delegation bei den Weltspielen und zahlreiche Städte, darunter auch Heiligenhaus, hießen Teilnehmende aus aller Welt herzlich willkommen.

Das Host Town Projekt markierte einen bedeutenden Schritt hin zu mehr Teilhabe und Anerkennung von Menschen mit Behinderung, berichtet die Stadt. Durch nachhaltige Konzepte für inklusive Projekte in den jeweiligen Orten soll das Engagement für Inklusion auch nach den Spielen in Berlin fortbestehen. Das langfristige Ziel bestehe darin, Menschen mit geistiger Behinderung sowohl im Sport als auch in der Gesellschaft sichtbarer zu machen. Wer gerne an den Inklusions-Events teilnehmen möchte, kann sich beispielsweise auf die Fortsetzung der „Disco für alle“ am 23. November sowie auf den Stand-Up-Auftritt von Okan Seese am 6. September freuen, Deutschlands ersten tauben Komiker, der sowohl für Gehörlose als auch Hörende performt.

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