Hattingen. Heimatpreis belohnt das Ehrenamt. „Ich dachte, ich kann besser Auto fahren als Gärten umgraben“: Wie Ehrenamtliche zu ihren Engagement kommen.
Die Gewinner des Heimatpreises Hattingen standen bereits seit September 2024 fest: Jetzt endlich bekamen sie ihre Preise verliehen. Es gibt dieses Mal keinen dritten Platz.
5000 Euro stellt das Land Nordrhein-Westfalen seit 2019 jährlich für den Heimatpreis in Hattingen. Drei Hattinger Vereine werden von einer Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Politik, Verwaltung und Medien ausgewählt. Der Bürgermeister nimmt als beratendes Mitglied ebenfalls an dem Auswahlprozess teil.
Mobil und Sozial tätig: Platz 1 geht an den Bürgerbus
Sechs Tage die Woche fahren ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer den Bürgerbus vom Homberg bis in die Lindenstraße. Um den Heimatpreis entgegenzunehmen kamen Clemens Rolfes (76), Petra Rodowsky (70) und Winfried Veit (72) ins Rathaus, die 2500 Euro Preisgeld haben sie bereits erhalten. Der Bürgerbus fährt schon seit 20 Jahren, erzählen die drei im Gespräch.
Ziel sei es, vor allem Gebiete anzufahren, die der herkömmliche Nahverkehr kaum anfährt und dort eine Anbindung in die Innenstadt zu schaffen. Viele der täglichen Fahrgäste seien schon älter. Dass der Bus nur etwa acht Personen befördern kann, sei da ein Vorteil. „Man kann besser beim Ein- und Aussteigen helfen“, meint Petra Rodowsky. Der Bürgerbus habe auch eine soziale Aufgabe, er biete eine Möglichkeit sich mal zu unterhalten, wenn man sonst alleine lebt, erklärt die 70-Jährige.
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Clemens Rolfes ist bereits seit 2017 als Fahrer dabei. In der Rente habe er sich ein Ehrenamt suchen wollen und der Bürgerbus sei für ihn eine Möglichkeit, vor allem Älteren etwas zurückzugeben. Ähnlich ging es Winfried Veit bei der Suche nach einem Ehrenamt in der Rentenzeit. „Ich dachte ich kann besser Auto fahren, als Gärten umgraben“, erzählt er. Das Engagement beim Bürgerbus Verein mache ihm zudem großen Spaß. Auch Petra Rodowsky schätzt ihr Ehrenamt. Die Kameradschaft unter den Fahrerinnen und Fahrern gefällt ihr besonders.

Der Aktivenkreis Holthauser Rosenmontagszug e.V. sichert sich Platz 2
Karneval in Holthausen sei „mehr als feiern und saufen“, da sind sich Aktivenkreisvorstand Michael Valentin (49) und Bürgermeister Dirk Glaser einig. Viel mehr ginge es darum, Traditionen am Leben zu halten und ein buntes Miteinander zu fördern. Gerade nach den einsamen Corona-Jahren sei das wichtig, erzählt der 49-Jährige. Er vertritt mit der ehemaligen Stadtprinzessin Karin Kemper und ihrem Ehemann Manfred Kemper (beide 70) den Aktivenkreis bei der Preisverleihung.
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Der erste Rosenmontagszug in Holthausen fand bereits 1977 statt, den Aktivenkreis gibt es seit 1997. Man freue sich sehr über die Ehrung durch den Heimatpreis, auch das Preisgeld von 1250 Euro werde gerne genommen, denn das Geld im Aktivenkreis sei immer knapp, erzählt Michael Valentin, der im Verein auch für das Sponsoring verantwortlich ist. 12.000 Euro habe der Rosenmontagszug im vergangenen Jahr gekostet, Fördergelder und Spenden werden deshalb eigentlich immer gesucht.
Der Aktivenkreis tut mehr, als nur den Rosenmontagszug auszurichten. Auch im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit sind die Ehrenamtlichen mit diversen Tanzgruppen aktiv und der geplante Kinderkarneval sei sogar schon ausgebucht. „Wir tun auch etwas für den Zusammenhalt in Hattingen“, erzählen die drei vom Aktivenkreis. Der Rosenmontagszug, da käme man zusammen. Der ehemalige Stadtprinz, Sebastian Kahlfuss sei überall in Hattingen als freundlich und hilfsbereit bekannt, da stimmen auch die anderen Vereinsvertretenden und der Bürgermeister zu.

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Auch auf Platz 2: Die katholische Laienspielschar aus Welper
Monika Kaps, Petra Preuß (58) und Engelbert Thelen (71) von der katholischen Laienspielschar können sich ebenfalls über den zweiten Platz, inklusive 1250 Euro Preisgeld freuen. Auch sie vertreten einen traditionsreichen Verein, bereits 1946 fanden sich die ersten Schauspieler zusammen.
Monika Kaps ist bereits seit 35 Jahren aktiv dabei und betreut die Kindergruppe des Vereins. Ihre jüngsten Laienspieler sind erst vier Jahre alt. Aber nicht nur Schauspieler nehmen am Vereinsgeschehen teil. Engelbert Thelen ist 1999 als Bühnenbauer eingesprungen - und seitdem nicht mehr gegangen. Ein Küchenteam, welches Catering für die Aufführungen organisiert, gibt es auch.
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Petra Preuß ist Kassenwartin, ihr Mann ist ebenfalls im Verein, sogar als Vorstandsmitglied. Neben eigenen Aufführungen hilft die Laienspielschar gelegentlich der Theater AG der Gesamtschule Welper mit Kostümen, Requisiten und Bühnenbildern aus. Aktuell ist die Laiengruppe in der Vorbereitung für ein Luststück, das im Mai aufgeführt werden soll. „Das ist super, da gehen wir jedes Jahr hin!“, meint auch die ehemalige Stadtprinzessin Karin Kemper.

Die ehrenamtlichen Vereine setzen sich seit Jahrzehnten für die Stadtgemeinschaft ein. Gerade in Zeiten, in der die Tendenz zur Fremdenfeindlichkeit steige, lobt Bürgermeister Dirk Glaser das Engagement. „Wir wollen ein buntes Hattingen“, sind seine abschließenden Worte.
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