Hattingen. Am Wochenende spielt die Kath. Laienspielschar in der Gesamtschule Welper „Der gestiefelte Kater“. Mit dabei ist, wie immer, Rita Nattermann.

In vorderster Reihe zu stehen, ist nicht ihr Ding. Wortführerin bei Diskussionen sein – nein, Danke. Aber auf der Bühne, da ist die Welperanerin Rita Nattermann präsent: Und das seit mittlerweile 54 Jahren. Die Schauspielerei in der Katholischen Laienspielschar Hattingen-Welper hat sie in diesem Jahr zwar an den Nagel gehängt, aber in der Theatergruppe mischt sie weiterhin mit. Wie jetzt, wenn am Wochenende (14 . und 15. Dezember) der „Gestiefelte Kater“ aufgeführt wird.

„Schon als Kind habe ich vor dem Spiegel gestanden, Schlager gesungen oder Ballett getanzt. Ganz alleine“, erzählt die 73-Jährige. Aber Schauspielerin zu werden, war für sie zur damaligen Zeit keine Option. „Meine Mutter sagte mir, da wird hier im Modegeschäft eine Verkäuferin gesucht, und dann bin ich Verkäuferin geworden.“ Aber ihr Drang, auf der Bühne zu stehen, war unbändig. Und so kam sie schon mit 19 Jahren zur Katholischen Laienspielschar und startete durch.

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Früher war sie als jugendliche Liebhaberin sehr gefragt

Dabei half ihr das Talent, gut auswendig lernen zu können. „Damals war Karl-Heinz Hübner Regisseur. Ein toller Mann, der sehr präsent und auch im Vorstand der CDU war. Ein unglaubliches Talent, eine imposante Erscheinung, aber sehr streng“, erzählt Rita Nattermann, die alle kennt. Früher, da spielte sie natürlich dem Alter entsprechend andere Rollen als in den vergangenen zehn Jahren. Da war sie als jugendliche Liebhaberin sehr gefragt.

Was ihr allerdings immer Mühe machte, war ihre helle, leise Stimme. „Ich musste zu Hause immer üben, damit ich auf der Bühne vom Publikum auch verstanden werde. Dann gibt sie unvermittelt eine Kostprobe und spricht die nächsten Sätze mit fester, lauter und klarer Stimme. Denn genau das ist gefragt, wenn sie Auftritte hat. „Wir benutzen kein Mikrophon, das hat sich als absolut unpraktisch erwiesen.“ Aber auch ohne Technik, klappt die Sache, wenn man an sich arbeite.

„Ich habe immer an Sätzen gefeilt“

Das Geheimnis, warum es sie immer wieder zum Theater treibt, hat die Welperanerin längst ergründet: „Es ist so faszinierend, wenn das Publikum genauso reagiert, wie man es auch möchte. Dazu muss man aber zu Hause ausprobieren, auf welchem Wort die Betonung liegen muss. Ich habe immer an Sätzen gefeilt und probiere aus, was am besten funktioniert.“ Wenn das Publikum dann mitgeht, lacht, mitfiebert, traurig ist – dann ist die Schauspielerin glücklich. „Es ist eine unglaubliche Bereicherung.“

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In 70 Stücken hat sie mitgespielt. Da braucht sie nicht nachzurechnen. Denn von jedem Stück hat sie Fotoalben, und jedes Jahr wurden bis zu drei Stücke aufgeführt. Das bedeutete: Ihre Familie war Theater und Theater war ihre Familie. Sohn, Tochter und Enkelkind – alle standen sie schon mit auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Nur ihr Mann Klaus ignorierte jahrelang erfolgreich die Theaterleidenschaft seiner Frau. Es war eben ihr Hobby.

Im Schnitt kommen 200 Zuschauer

Aber auch ihn hat es irgendwann gepackt. „Bei uns gehören die Partner mit dazu“, sagt die 73-Jährige. Längst ist Klaus Nattermann als Bühnenbauer mit im Geschäft. Oder souffliert, wie seine Frau auch. Dass es in manch‘ schwierigen Stücken auch mal zu einem Hänger kommt, das kennt auch sie: „Einmal haben sich zwei Passagen sehr geähnelt und ich bin in den falschen Part gerutscht.“ Sie machte eine kleine Pause und fuhr dann mit dem Satz fort: „Jetzt hab‘ ich es wieder. Und das Publikum dachte, das gehört dazu“, lacht sie.

Dass nach Corona die Zuschauerzahlen wieder von vorher 100 auf jetzt durchschnittlich 200 angestiegen sind, freut sie ungemein. Und so fiebert sie schon wieder den beiden Aufführungen am Wochenende entgegen. Es ist eben so: Niemals geht man so ganz.

„Der Gestiefelte Kater“ in Welper

Die „Märchenbühne seit 1968“ lädt wieder in die Gesamtschule in Hattingen-Welper, Marxstraße 99, ein. Da tritt die Katholische Laienspielschar, die in diesem Jahr beim Hattinger Heimatpreis den 2. Platz belegte, mit dem Stück „Der Gestiefelte Kater“ auf.

Am Samstag, 14. Dezember, und Sonntag, 15. Dezember, gibt es jeweils zwei Vorstellungen, um 10.30 und 16 Uhr. Einlass ist um 9.45 und um 15.15 Uhr, der Eintritt kostet 6 Euro. Vorverkaufsstellen sind: Ehrebo Lotto, Thingstraße 16, Haar-Studio Winckler, Marxstr. 33 und Lotto Becker, Dorfstr. 21a.

Telefonische Reservierungen bei Holger Preuß, Tel. 0177/9276000, Gerd Grönebaum, Tel. 02324/62152 und Susanne Heming, Tel. 0179/5114681.

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