Hattingen. Auf dem Kneibel-Hof Hattingen leben Hennen in einem Hühnermobil, das viel Komfort bietet, aber auch einen großen Aufwand bedeutet. Viele Bilder.
Ein Tiny-Haus für Hühner: Das bietet in Hattingen Peter Oberdellmann den gackerenden Eierlieferanten. WIe sie in dem „teuersten Henneplatz“ leben und was das für den Landwirt bedeutet.
Sie scharren, rennen, beharken sich gegenseitig oder liegen genüsslich in der Sonne: Die Hühner von Peter Oberdellmann residieren komfortabel, laufen frei und leben in einer Herde. Ihr Hühnermobil steht auf den weitläufigen Weiden in der Umgebung von Hattingen. Der „teuerste Hennenplatz“ ermöglicht den Legehennen ein weitgehend artgerechtes Leben. Für den Landwirt aber ist diese Haltungsform extrem zeitaufwändig und teuer.
Tiny-House für Hühner in Hattingen
Im Alter von 16 Wochen kommen die Junghennen auf den Kneibel-Hof an der Salzstraße. Dann ziehen sie in ihr geräumiges Mobilheim ein. Sitzstangen aus Holz, weiche Nester aus Dinkelspelzen für das Ablegen der Einer, verschiedene Trinkmöglichkeiten, automatische Fütterung sind nur ein Teil der im Vergleich zur Käfighaltung Annehmlichkeiten.
Viele Bilder vom Leben im Hühner-Tiny-Haus Hattingen
Gegen Milben hilft ein „Staubbad“, das die Tiere nach Belieben besuchen, und für die Qualität der Eierschale ist Kalk unerlässlich: „Hühner kauen ihr Futter nicht. Das wird durch mit dem Futter aufgenommene winzige Steinchen im so genannten ,Kaumagen‘ zerrieben. Damit das passieren kann, steht meinen Hühnern Muschelkalk in unbegrenzter Menge zur Verfügung“, erläutert Agraringenieur Peter Oberdellmann. Den brauchen die Tiere auch deshalb, damit sie den Kalk für die Produktion der Eierschale nicht aus den eigenen Knochen ziehen müssen und bis zu ihrem Lebensende gesund und fit bleiben.
Weicher Nestbereich ist vom Wohnzimmer getrennt
Weil die Kunden nur saubere Eier wollen, ist der weiche Nestbereich vom „Wohnzimmer“ im Inneren des Hühnermobils getrennt. Einige Wochen brauchen die jungen Hennen, um sich mit der Architektur ihres neuen Domizils vertraut zu machen, bevor sie im Alter von 21 Wochen die Legereife erreichen. 470 Hennen leben als Herde von ihrer Ankunft bis zum Lebensende als Suppenhuhn nach eineinviertel Jahren zusammen, entwickeln im Laufe der Zeit eine Rangordnung und verbringen einen großen Teil der Tageszeit- je nach Lust und Laune - draußen in ihrem mehrere Hundert Quadratmeter große Rasengehege.
Auch interessant
Der Eingang zum Inneren des Hühnermobils muss immer offenstehen: „Hühner sind Waldrandbewohner, die sich bei drohender Gefahr immer in den Wald flüchten“, sieht Peter Oberdellmann mit dem Hühnermobil den ursprünglichen Lebensbedingungen der Hühner Rechnung getragen.
Elektrozaun schützt die Herde
Die Herde ist durch einen Elektrozaun geschützt. „Sollte sich der Fuchs die Herde einmal ansehen wollen, muss er sofort einen sehr starken Schlag bekommen.“ Es komme sehr selten vor, dass ein Huhn einmal Opfer eines Fuchses wird. Das passiere eigentlich nur dann, wenn einmal ein Tier ausbüxt, es komme aber nur sehr selten vor. Auch aus der Luft drohen Gefahren: Der Habicht ist in der Lage, ein Huhn zu schlagen. Gegen diese Bedrohung gibt es aber kleine Unterstände auf der Hühnerwiese, unter die die Tiere schlüpfen können, wenn ein Greifvogel naht.
Lesen Sie auch:
- Exhibitionist schockt in S-Bahn 17-Jährige aus Hattingen
- Die besten Bilder vom Herbstmarkt und Panhasfest Hattingen
- Vom Nazi-Adoptivvater verprügelt: Sohn kämpft für Demokratie
- Neue Confiserie „Schokoladenwerk“ eröffnet in Hattingen
- Second-Hand: Hier gibt‘s Trachten und Dirndl auch in Plus-Size
- Mehr als Reiten: Stüterhof in Hattingen baut Angebot aus
- Experiment am Gymnasium Waldstraße schlägt bundesweit Wellen
- Angekommen: Bootsflüchtling arbeitet jetzt im Kindergarten
Viel Platz, Auslauf, und die Möglichkeit, den Aufenthaltsbereich selbst bestimmen: Das verhindert, dass die Hühner - anders als Artgenossinnen in enger Haltung - bis zu 15.000 Picks pro Tag gegen ihre Artgenossen richten. Deshalb präsentieren sich die weißen und braunen Legehennen von Peter Oberdellmann in dichtem, glänzenden Federkleid.
Aufwändiges Hühnermobil-Management
Damit das so ist, betreibt der Landwirt ein aufwändiges Management des Hühnermobils: Der Kot fällt auf ein Laufband, das einmal in der Woche gereinigt werden muss, nachdem der Mist abtransportiert wurde. Futter gibt es – anders als in den Intensivhaltungen – reichlich: „Normalerweise gibt es exakte Berechnungen wie viel Gramm Futter pro Ei ein Tier bekommt. In den riesigen Betrieben zählt jedes halbe Gramm. Das spielt bei mir keine Rolle, denn weil die Hühner sich extrem viel bewegen und reichlich Grünfutter zu sich nehmen, kann man den Futterbedarf in Gramm gar nicht ausrechnen.“
>>> Hier gibt es mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel
Darüber haben die Mobilheime für die Hühner auch eine Astro-Uhr, die exakt auf den Standort des Bauernhofes programmiert ist: „Sie schließt die Türen abends automatisch eine dreiviertel Stunde nach Sonnenuntergang, denn die Hühner begeben sich zum Sonnenuntergang automatisch zu ihrem ,mobilen Waldrand‘. Die Türen werden morgens gegen zehn, wenn die Legeaktivitäten abgeschlossen sind, automatisch geöffnet.“
Irgendwann kommt das Schlachtmobil
Wenn ein Hennenleben irgendwann zu Ende geht, ist auch hier das Tierwohl maßgebend für Peter Oberdellmann. Weil er nicht will, dass seine Tiere auf einen langen Transport nach Polen gehen, kommt ein Schlachtmobil auf den Hof.
+++ Sie wollen keine Nachrichten mehr aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++