Hattingen/Witten. Bundesweit einheitliche Schnäppchen? Von wegen! Die Sonderangebote im Kaufland Hattingen sind teurer als im benachbarten Witten. Warum?
13,3 Kilometer liegen zwischen den beiden Kaufland-Warenhäusern in Hattingen und in Witten. Im Inneren, in den Gängen zwischen Kühlregal und Dosengemüse, sehen beide Discounter gleich aus. Doch das identische Angebot hat verschiedene Preise: Bei den Sonderangeboten kalkuliert das Unternehmen je nach Marktlage. In Hattingen ist der Einkauf darum teurer.
Den meisten Kunden und Kundinnen dürfte der Preisunterschied kaum auffallen. Für jede Stadt gibt es ein eigenes Prospekt. Online kann man diese ganz einfach vergleichen - und staunt.
Kartoffeln sind in Hattingen um ein Viertel teurer
Der Kräuter-Digestif Underberg kostet normalerweise im Handel etwa 9,99 Euro. Den Karton mit den kleinen Schnapsfläschchen bot Kaufland kürzlich im Prospekt für die Filiale Hattingen für 7,99 Euro an. Ein Schnäppchen? Noch günstiger konnte man in Witten den Magenbitter erwerben: 6,99 Euro wiesen dort Prospekt und Online-Seite aus, 16 Prozent billiger. Ein anderes Beispiel: Der Kasten einer holländischen Biersorte kostet 15,99 in der Hattinger Filiale, 14,99 Euro in Witten.
Noch auffälliger ist der Preisunterschied bei Obst und Gemüse. Mit Blick in das aktuelle Wochenangebot werden Zwiebeln oder Suppengrün mal für 1,29 Euro angeboten (Hattingen), mal für 99 Cent (Witten). 2,5 Kilo Kartoffeln kann man in Witten für 1,99 Euro kaufen, Hattinger Kunden zahlen ein Viertel, also 50 Cent, mehr.
Großer Teil des Kaufland-Sortiments hat überregional einheitliche Preise
Wer ein bisschen googelt, entdeckt bundesweit ähnliche Fälle. Die russischen Teigtaschen kosten mal 1,24 Euro, eine Filiale weiter fast zwei Euro. Nach einer Recherche des Rundfunks Berlin-Brandenburg waren die Preise in drei Vierteln der Brandenburger Filialen um bis zu 34 Prozent höher als in Berlin.
Kaufland selbst steht zu dieser Preispolitik, die sich aber nur auf die wöchentlich über 300 Sonderangebote auswirke. „Ein großer Teil unseres Sortiments hat überregional einheitliche Preise“, stellt Unternehmenssprecherin Annegret Adam auf Anfrage klar. Das gelte zum Beispiel für die über 7000 Marken- und Eigenmarkenprodukte.
Kaufkraftindex in beiden Städten gut
Und nach welchen Faktoren wählt Kaufland die Preise aus? „Die Preisgestaltung orientiert sich unter anderem an der jeweiligen lokalen Marktsituation bzw. am Wettbewerb. Daher kann es an einzelnen Standorten, unabhängig von der Region oder dem Bundesland, zu Preisunterschieden kommen“, so die Sprecherin.
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Aber gibt es zwischen Witten und Hattingen solche Unterschied? Beide zählen zum EN-Kreis, und den Menschen hier geht es laut dem Kaufkraftindex 2024 des Instituts der deutschen Wirtschaft relativ gut. Der Kreis liegt knapp zehn Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Bei Kaufland freilich kaufen meist Menschen ein, die sparen wollen - oder müssen.
Kaufland in Witten am Ende der Fußgängerzone
Den großen Unterschied dürfte die Konkurrenz in der jeweiligen Umgebung der beiden Einkaufstempel ausmachen. In Hattingen liegt Kaufland zentral, am Rande der Altstadt, im Umfeld gibt es lediglich zwei Rewe-Märkte. Neben der erst im Sommer neu eröffneten Filiale in Witten-Annen konkurrieren Lidl und Penny. Der Kaufland in der Wittener Innenstadt liegt am „toten Ende“ der Fußgängerzone, ein Aldi ist in der Nähe. Entsprechend ist auch das Publikum ein anderes.
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Diese Erklärung ist nur Spekulation. Eine konkrete Angabe, warum genau Hattingen teurer ist, möchte das Unternehmen nicht machen. „Auch Angebot und Nachfrage wirken sich auf die Preisgestaltung aus“, betont Sprecherin Annegret Adam ganz allgemein. Das wiederum lässt nur einen Schluss zu: In Hattingen trinkt man viel lieber und häufiger Magenbitter als im benachbarten Witten.
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