Hattingen. Im Hof Mintrop Niederwenigern verbirgt sich noch ein 500 Jahre alter Ritter-Turmstumpf. Welche Rätsel der Hof birgt, weiß der Kultur-Förderkreis.

Im ehemaligen Backhaus leben Hühner und Gänse, mitten im Wohnzimmer gibt es einen Turmstumpf: Der Hof Mintrop in Hattingen-Niederwenigern an der Turmstraße hat eine wechselvolle Geschichte - die teils immer noch Rätsel aufgibt. Und vom Hof ging Gutes für den Ortsteil aus.

Im Frühjahr ist die Wiese am Hof voller Osterglocken und Krokusse. Malerisch liegt der Hof Mintrop an der Turmstraße. An der Hofmauer, die aus den Ruhrsandsteinen einer alten Wehranlage errichtet worden sein soll, hängt der Kultur-Förderkreis Niederwenigern nun eine Geschichtstafel auf. „Eigentlich wollten wir die zweite Schultafel aufhängen. Sie ist auch fertig, aber dann haben wir gedacht, dass etwas Abwechslung gut ist“, sagt Hans Kühne vom Kultur-Förderkreis Niederwenigern, der sich mit Edmund Reimertz und Gerhard Hartmann um die Tafeln kümmert.

Hattingen: Hof-Besitzerin spendiert das Land für den Bau des Krankenhauses

Letzterer hat zum Hof recherchiert - und von Bernhard Mintrop spannende Dokumente über den Hof bekommen. Er hat erfahren, dass eine ehemalige Hof-Besitzerin das Land gab für das Elisabeth-Krankenhaus. Der Hof liegt am Fuß des Hombergs und war einst ein adeliges Haus, ist auf der Tafel zu lesen.

Geschichtstafel

In Tafel-Nähe hängt der Kultur-Förderkreis Niederwenigern wieder eine Kiste auf, aus der sich Interessierte ein Blatt mit der Hofbeschreibung mitnehmen können. „Davon haben wir 250 Exemplare drucken lassen.“ Interessierte sind zur Tafelaufhängung am Samstag (28.09.) um 11 Uhr an der Tumrstraße 20 willkommen.

Auf Ex-Besitztümern des Hofes Mintrop steht übrigens auch die Schule 4, deren Tafel fertig ist und irgendwann bei Rewe an der Essener Straße angebracht werden soll.

„Es soll wohl früher der Witwensitz der Burgherren von Altendorf gewesen sein“, erklärt Gerhard Hartmann, der alle Infomationen über den Hof ausgewertet hat. Reste dieses „Steenhus“ (Steinhauses), wie die Bewohnenden es nennen, gehören noch zum heutigen Haus. Es ist der Teil in der Nordwestecke mit wenigen Fenstern. „Die älteste Geschichte ist noch weitgehend ungeklärt“, bedauert Gerhard Hartmann.

Belastung des Hofes in Hattingen laut Grundbuch: sechs Stübern, 11,5 Hellern und ein Huhn

Für sicher hält er die Angabe, dass um 1300 Dietrich von Vittinghoff im Besitz des Hofes war, später dann Johann von Vittinghoff. Das Hattinger Gericht vermerkt im Grundbuch 1830 als Belastung des Hofes einen Zins von 6 Stübern (eine Münze), 11,5 Hellern und einem Huhn.

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1672 jedenfalls ist auf dem Hof die Familie Homberg ansässig. Weil es keine Nachfahren gibt, stirbt die Hofeslinie 1826 aus. Durch Erbschaften und Heiraten wechselte der Name nun drei Mal. Kamperhoff ist da einer - und eine Kamperhoff war es auch, die das Land für das Krankenhaus hergab. Später tauchte der Name Sonnenschein auf, dann heiratet Anna Maria Katherina Elisabeth Sonnenschein 1880 Wilhelm Mintrop aus Altendorf. Der gab dem Hof den Namen, den er noch heute trägt: Hof Mintrop.

Turmstumpf steht mitten im Wohnzimmer des Hofes in Hattingen

Im Hofhaus gibt es einen mindestens 500 Jahre alten Turmstumpf - und zwar mitten im Wohnzimmer, sagt Gerhard Hartmann. Er hat eine Mauerstärke von teils 1,20 Metern und verfügt über Luftscharten. Der Eingang des Turmes ist noch erkennbar - inklusive der Wandkanäle, die Bohlen aufnehmen konnten, wenn die Turmtür im Gefahrenfall verriegelt werden musste.

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Laut Inschrift bauten 1735 die damaligen Besitzern Johann Heinrich Homberg und Anna Maria Mittelste Barenberg das heutige Fachwerkhaus. Im ehemaligen Backhaus, das bis Anfang der 1960er Jahre als Wohnhaus genutzt wurde, leben derzeit Hühner und Gänse.

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