Hattingen. Im Eltern-Kind-Zentrum Krabbelbude in Hattingen-Holthausen gibt es seit zehn Jahren Kurse, Beratung und mehr. Was das Angebot ausmacht.

„Babys sind genial“, sagt Lisa Wich und strahlt. Sie erlebt, wie Eltern mit Babys und auch Kleinkindern umgehen - und räumt mit dem Verein Eltern-Kind-Zentrum Krabbelbude mit Vorurteilen auf.

Denn in der Krabbelbude, die ihre Räume seit zehn Jahren in Hattingen-Holthausen am Heckenweg 8 hat, erlebt das Krabbelbuden-Team die „ganze Bandbreite der Mütter“. Und auch einiger Väter. „Die jungen Mütter sind häufig unbedarft. Das hat Vor- und Nachteile. Inzwischen denke ich, dass die Vorteile überwiegen.“ Denn: Sie entscheiden mehr aus dem Bauch heraus. „Das ist so wichtig“, erklärt die 63-Jährige.

Eltern-Kind-Zentrum Krabbelbude in Hattingen kümmert sich um Eltern und Kinder

Ältere Mütter seien oft sehr geplant, verkopft. „Wir erleben das immer wieder, dass eine Frau klare Vorstellungen hat, aber dann gehen die Planungen nicht auf.“ Alternativen aufzeigen, Köpfe zu öffnen, das ist das Ziel von Lisa Wich, die mit Daniela Bisping den Vorstand des Vereins bildet.

Feier zum zehnjährigen Bestehen

Das Eltern-Kind-Zentrum Krabbelbude feiert am Freitag, 27. September, von 15 bis 17.30 Uhr sein zehnjähriges Bestehen in den Krabelbudenräumen in Hattingen-Holthausen, Heckenweg 8. Eingeladen sind alle ehemaligen, aber auch zukünftige Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um Erinnerungen auszutauschen oder sich zu informieren.

Neben Kaffee und Kuchen werden Spiel- und Bastelangebote für Kleinkinder angeboten, am Glücksrad darf gedreht werden. Die Kursleiterinnen stellen sich und ihre Angebote vor. Es gibt es die Chance, selbst in Bewegung zu kommen und ein paar Übungen mit der Fitnesstrainerin zu machen oder mit den Musikmäusen zu singen.

Übrigens: In der Krabbelbude können Eltern mit ihren Kindern fünf Termine warhnehmen, die über das Landesprojekt „Elternstart NRW” finanziert werden, einem Familienbildungsangebot für Mütter und Väter in Nordrhein-Westfalen mit einem Kind im ersten Lebensjahr.

Der Verein ist anerkannt als Träger der freien Jugendhilfe. Informationen: www.krabbelbude-hattingen.de oder telefonisch bei Lisa Wich, Tel.efon 02324 57 04 31 und Nathaly Krock, Tel.efon 02324 68 69 526.

Häufig ließen sich Mütter verunsichern. „Das ist mit den sozialen Medien noch schlimmer geworden.“ Lisa Wich nennt ein Beispiel: „Es gab eine Zeit, da sprachen die Mütter davon, dass die Babys kein Wasser trinken dürften, weil sie sonst eine Wasservergiftung bekämen. Das war in den sozialen Medien und fand plötzlich eine Riesenbeachtung.“ Alles Unsinn, sagt sie. Aber immer wieder mal konfrontieren Mütter sie auch mit abstrusen pädagogischen Begriffen. Hier kann sie dann beratend zur Seite stehen.

Lisa Wich in Hattingen: „Viele Mütter vergessen ihre eigenen Bedürfnisse“

Und sie weiß: Viele Mütter meinen es gut, wollen das Beste für ihre Babys. Auch hier nennt sie ein Beispiel: die Bindungs- und Bedürfnisorientiertheit. Die sei eine gute Idee - wenn sie gut umgesetzt sei. Denn viele Mütter „vergessen dabei ihre eigenen Bedürfnisse und dann geht es ihnen irgendwann nicht mehr gut“.

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Sofort alle Bedürfnisse zu erfüllen, sei auch für das Kind nicht gut. Wichtig: das Bedürfnis wahrzunehmen und vor dem Kind zu benennen. Den Wunsch selbst müsse man nicht sofort erfüllen - und auch das Kind nicht auch noch zur Toilette mitnehmen.

Einschlafbegleitung ist nach Corona ein Riesenthema

Es habe beispielsweise nie so viele Schlafprobleme gegeben wie nach Corona. „Die Einschlafbegleitung ist bei uns immer ein großes Thema. Kinder, die tagsüber gelernt haben, kurz alleine zu bleiben, schaffen das auch abends dann“, sagt die studierte Sozialpädagogin, die auch Schlafcoach ist.

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Dabei setzt das Team nicht auf Belehrung, sondern auf das Stärken der Stärken von Eltern und Kindern. „Wir schauen, was gut klappt, das bauen wir dann aus“, sagt die MarteMeo (Aus eigener Kraft)-Therapeutin, die hilft, die Entwicklung zu unterstützen.

Dankesbilder und Geschenk so weit das Auge reicht in der Krabbelbude

Was das Prager-Eltern-Kind-Programm Pekip angeht, das mit Spiel- und Bewegungsanregungen durch das erste Lebensjahr begleitet, ist Lisa Wich mit den Jahren „gnädiger“ geworden. Eltern und Kinder sollen sich wohlfühlen. Kanäle möchte sie bei Müttern öffnen, einfach ihr Kind zu beobachten. „Vielleicht braucht es gerade kein Spielzeug, weil es fasziniert von seinen Händen ist, dann kann man darüber reden.“ Beobachten und reagieren ist da die Devise.

155 Quadratmeter Platz ist in der Krabbelbude, in der überall Dankesbilder und Geschenke von Teilnehmenden hängen. 1800 Babys kamen etwa in den zehn Jahren her. „Wir erreichen etwa 40 Prozent der Eltern in Hattingen“, hat Lisa Wich ausgerechnet. Eltern mit ihren Kleinsten aus Hattingen, Sprockhövel und Bochum kommen, um auf Matten in den beiden Räumen Kurse wie Pekip zu besuchen.

Inzwischen gibt es auch Spielgruppen und eine Waldspielgruppe

Seit zwei Jahren gibt es auch Spielgruppen in den 60 Quadratmeter großen Räumen am Heckenweg 2 für Kinder von einem bis zu drei Jahren. Für Kinder ab zwei Jahren ist die Waldspielgruppe im Schulenberger Wald. Doch es gibt auch die Musikmäuse: Hier musizieren die Kleinen mit den Eltern oder Großeltern.

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Inzwischen gibt es in der Krabbelbude Yoga-Angebote für Mütter, Kurse für Erste Hilfe am Kind, Babymassage - und einen Fitnesskursus für Mütter „Bewegung mit Begegnung“, denn auch hier ist der Austausch ein wichtiger Bestandteil.

Die Krabbelbude selbst ist älter als zehn Jahre

Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sich Lisa Wich mit Pekip, gab mit einer Kollegin zusammen erst in den Räumen der Barmer an der Augustastraße Kurse. „Mit der Gesundheitsreform 1995 änderte sich vieles, die Kurse wurden nicht mehr von der Kasse getragen“, erinnert sich Lisa Wich. Das Angebot aber lief weiter in einem Raum des DRK, dann später in der Uhlandstraße. Es gab eine Spielgruppe in der Johannesgemeinde. Doch dort wurde es irgendwann zu eng. Die HWG bot Räume im Heckenweg an. „Wir kamen hier herein und haben sofort gesagt, das kommt hierhin, das dahin.“ Zehn Jahre ist das nun her - und soll noch lange weitergehen. „Der Bedarf ist da.“

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