Hattingen. Sarah-Christin Uhlmann fasziniert das Mystische und Spirituelle der Kirche. Wie sie die katholische Kirche zu den Menschen bringen will.


Sarah-Christin Uhlmann wartet nicht darauf, dass die Menschen zur Kirche kommen. Sie will die Kirche zu den Menschen in Hattingen bringen. Wie das funktionieren soll, was die sportliche Fitness-Studio-Besucherin antreibt.

Als angehende Pastoralreferentin verstärkt Sarah-Christin Uhlmann (35) während ihrer dreijährigen Assistenzzeit das Team der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul in Hattingen - und unterrichtet außerdem an der Franziskus-Grundschule Religion.

Sarah-Christin Uhlmann in Hattingen ist nicht kirchlich sozialisiert - und fand doch zur Kirche

Kirchlich sozialisiert ist sie von Haus aus nicht. „Kirche und Religion spielten bei uns in der Familie einfach keine Rolle.“ Aber „meine Mama hat später mal gesagt, dass da immer was bei mir war“.

Sie ist katholisch getauft, weil das ein Anlass für ein schönes Familienfest war und dazu gehörte. „Danach haben meine Eltern uns immer gefragt, ob wir zur Erstkommunion oder zur Firmung gehen wollen.“ Sie wollte. „Kirche hat mich immer angezogen, ich wollte sogar Messdienerin werden.“ Aber damals standen das Reiten und andere Hobbys dem entgegen.

Die Zeit in Jerusalem prägt die Studentin

„Die Religionslehrerin am evangelischen Gymnasium in Meinerzhagen hat mich mitgenommen.“ So sehr, dass sie nach der Schule entscheidet: Ich studiere Religion auf Lehramt. Gesagt, getan: Sie studierte katholische Religion in Landau in der Pfalz, an der Bochumer Ruhr-Uni, in Wien und in Jerusalem., arbeitete danach an der Ruhr-Uni als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Altes Testament. „Mich hat die wissenschaftliche Untermauerung meines Glaubens erfüllt.“

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Aber irgendwann überwog der Wunsch „etwas mit Menschen für Menschen zu machen“. Sie wollte in die Praxis, berichtet Sarah-Christin Uhlmann, die sehr sportlich ist, ein eigenes Pferd hat, gerne ins Fitness-Studio geht - und absoluter Familienmensch ist.

Das Mystische und Spirituelle fasziniert Sarah-Christin Uhlmann

Ihr eigener aktiver Weg in die Gemeindearbeit begann erst im Studium: Sie war in Landau Lektorin, kümmerte sich um Jugendgruppen, musste aber alles von Grund auf lernen - vom Glaubensbekenntnis bis zu den Antwortgesängen. „Die Liturgie hat mich abgeholt.“ Sie begeistert bis heute, in welcher jahrhundertelanger Tradition sie beispielsweise mit den Hochgebeten steht. Das Mystische, Spirituelle fasziniert sie. Das erlebt sie auch bei ihrem Studium in Jerusalem. Später befasst sie sich noch mit Ostkirchenkunde, „ein Herzensthema“, lernt gregorianische Gesänge schätzen. „Aber ich mag auch Popliturgisches.“

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Denn Offenheit ist ihr wichtig. Sie möchte, dass die Kirche - gleich ob katholisch, evangelisch oder orthodox - wieder eine größere Rolle in der Gesellschaft spielt und zurückfindet ins gesellschaftliche Leben. Sie mag die Idee vom Citypastoral des Bistums Essen, Menschen in ihrer alltäglichen Lebenswelt zu begegnen - ohne eine Bindung an eine Institution zu fordern.

Angehende Pastoralreferntin in Hattingen hat immer ein offenes Ohr - aber nicht immer Antworten

Gespräche möchte sie führen, zeigen, dass sie ein offenes Ohr hat - und nicht immer Antworten auf alle Fragen. „Ich glaube, dass es einen guten Gott gibt, aber jeder Mensch muss selbst Antworten finden. Ich bin da und höre zu, nehme Fragen wahr und ernst..“ Das Böse, das könne sie nicht aus der Welt schaffen, es stecke in menschlich geschaffenen Strukturen. Aber sie könne in die Kommunikation gehen.

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Sie möchte Kirche verbinden mit anderen Vereinen, Verbänden, betont Sarah-Christin Uhlmann, die sich als Teamplayerin versteht. Zwischenmenschliches, Nächstenliebe sind ihr wichtig. Und dass alle partizipieren können. „Die Werte der Kirche sind sehr vertretbar - auch wenn man sich nicht christlich nennt.“

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