Hattingen. Nur noch zwei Hully Gullys existieren in Deutschland. Eines dieser Fahrgeschäfte steht in Hattingen - auf der Mauritius-Kirmes in Niederwenigern.
Marco Volmer liebt Hully Gully, seine Frau und Niederwenigern. Wie das zusammenhängt? Der 48-Jährige ist Schausteller und hat eines von nur zwei in Deutschland noch existierenden seltenen Fahrgeschäften: einen Hully Gully. Auf der Kirmes 2014 stand seine Frau vor der Kasse seines tanzenden Karussells in Niederwenigern. Und da hat‘s gefunkt bei den beiden. Diesen Stadtteil von Hattingen hat er daher besonders gerne, hängen doch viele Erinnerungen daran.
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Schausteller ist er mit Leidenschaft, weil er den Rummel liebt. Er wurde in eine Kirmes-Familie hineingeboren, schon Opa hatte dort immer einen Stand mit Schmuck. Seine Eltern blieben der Profession treu und standen mit einer Mandelbude auf der Kirmes. „Aber das war nichts für mich, ich liebe Fahrgeschäfte“, erzählt der 48-Jährige.
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Als sich die Gelegenheit ergibt, das fast schon historische Karussell zu kaufen, überlegt er nicht lange. Von Baujahr 1978 ist sein technischer Partner. Motiviert hatten ihn Schützen- und andere Vereine. Sie wollten auf Festen ein Fahrgeschäft anbieten, das für Familien geeignet war. „So ein Hully Gully stand bei uns in der Wohngegend, als ich Kind war, da kann ich mich noch gut dran erinnern“, erzählt er. Seit 19 Jahren ist er jetzt mit seiner technischen Liebe auf Tour. In Nordhein-Westfalen, aber auch ein Stück nach Niedersachsen hinein, erzählt der Familienvater aus Bad Meinberg.
„Alle sechs Jahre gibt es eine Sonderprüfung. Dann werden alle Schweißnähte geröntgt, um zu sehen, ob es irgendwo Schwachstellen gibt.““
Was finden die Kirmesbesucher denn so toll am Hully Gully? „Das wüsste ich auch gerne“, sagt der Besitzer. Aber so ernst gemeint ist die Antwort dann doch nicht. Denn auch er hat eine ganz enge Beziehung zu dem sogenannten Wirtschaftswunder-Karussell, das in den 60er Jahren entstand. „Es hat den Flair der früheren Kirmes beibehalten, es ist einfach sehr beliebt bei den Besuchern“, sagt er.
Kirmes auch noch am Montag
Noch ist Zeit, auf die Kirmes in Hattingen-Niederwenigern zu gehen und unter anderem den Hully Gully zu genießen. Denn auch nach dem Wochenende ist noch nicht Schluss.
Auch am Montag kann man sich noch ins Vergnügen stürzen. Denn dann geht der Spaß noch einmal um 14 Uhr los und dauert bis 22 Uhr.
Während der Schausteller über sein Lieblingsfahrgeschäft erzählt, dreht sich neben ihm die Scheibe mit den festen Sitzen, die Chaisen genannt werden. Drei bis vier Minuten dauert so eine wilde Fahrt normalerweise, ein Fahrchip kostet 4 Euro, drei sind für 10 Euro zu haben.
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Kinder ab sechs bis acht Jahren dürfen nur in Begleitung von Erwachsenen die Runden drehen. „Das gibt der TÜV so vor.“ Einmal gibt’s das Vergnügen in Fahrtrichtung, das nächste Mal „fliegen“ die Gäste rückwärts. Kleinere Reparaturen nimmt der Boss selbst vor. Denn er sollte etwas Richtiges lernen, bevor er Schausteller wird, verlangten die Eltern. Daher ist der 48-Jährige gelernter KFZ-Mechaniker, was ihm zugutekommt. Vor einiger Zeit hat er das Kassenhäuschen selbst neu gebaut.
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Die großen Prüfungen werden von einer Spezialfirma aus Leverkusen übernommen. „Alle sechs Jahre gibt es eine Sonderprüfung. Dann werden alle Schweißnähte geröntgt, um zu sehen, ob es irgendwo Schwachstellen gibt.“ Alle drei Jahre wird eine Schweißnaht unter die Lupe genommen. Zur Sicherheit ist deutsche Gründlichkeit vonnöten. Natürlich komme es beim Hully Gully auch auf gute Pflege und Wartung an. Wie beim Auto.
Obwohl Marco Volmer viel auf die Familie verzichten muss, seitdem die Kinder in der Schule sind, liebt er seinen Beruf und kann sich nichts anderes vorstellen. „Die Stimmung auf dem Rummel ist einfach nur schön. Ich gucke immer in glückliche Gesichter.“
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Recht hat er. Denn gerade kommt Daniela Aufmhof mit Sohn Felix (8) vom Hully Gully. „Jetzt reicht es aber erstmal. Wir sind einmal vorwärts und das nächste Mal rückwärts gefahren. Jetzt ist genug“, sagt die 44-Jährige unter lautem Protest von Felix. Vor allem bei der Abwärtsbewegung werde es im Magen schon schwummerig. „Aber, man gewöhnt sich dran“, sagt die junge Frau aus Niederwenigern. Sie liebt den Hully Gully. „Der hat einfach Charme. Morgen fahren wir wieder eine Runde.“