Hattingen. Im Finale eines der höchstdotierten Wettbewerbe hat es für Hattingens Confiserie Harmonie nicht ganz gereicht. Doch vieles macht sie innovativ.
Eine absolute Erfolgsgeschichte haben Ariane und Sven Hensch in Hattingen geschaffen. Die sollte nun gekrönt werden, bei einem der am höchsten dotierten Wettbewerbe Deutschlands. Das Ehepaar stand mit seiner Confiserie Harmonie im Finale des Gründungspreises NRW 2024. Uns haben sie erklärt, wie viel Arbeit im eigenen Laden steckt.
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„Mut - Der Gründungspreis NRW“ ist der Wettbewerb überschrieben, bei dem sich die Hattinger jetzt mit neun anderen Gründern aus ganz NRW gemessen haben. Und Mut braucht es, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Sven Hensch ist 29, Ariane 25 als sie 2019 die Confiserie Harmonie starten. „Am Anfang ist man sich nicht bewusst, auf was man sich einlässt. Das lernt man alles im ersten Jahr“, weiß Sven Hensch heute. Damals hatten beide ihre Idee, ihren Traum. „Und unsere Leidenschaft steht an erster Stelle, deshalb sind wir erfolgreich“, ist Ariane Hensch überzeugt.
„Wir haben einen Businessplan aufgestellt und den komplett übertroffen.““
Auch Durchhaltevermögen brauchen die beiden, denn kaum vier Monate mit dem eigenen Törtchen-Geschäft an der Sankt-Georg-Straße 13 gestartet, kommt der erste Corona-Lockdown. Aber die Hattinger stehen zu den Neugründern, die mit ihrem Online-Shop schnell reagieren und Törtchen auf Bestellung zum Abholen produzieren. „Wir waren überwältigt von den Bestellungen und haben um 4 Uhr morgens angefangen, um alles zu schaffen“, erinnert sich Ariane an einen der berührendsten Momente als Selbstständige. „Von unserem Laden die Straße runter bis zur Schneiderei haben die Leute angestanden“, ist sie noch heute bewegt.
Und trotz Krise kann der Traum des Paares bestehen - endlich eigene Ideen umsetzen. Er ist für die Törtchen zuständig, sie kümmert sich um die Pralinen und Tortendeko. Das läuft „viel besser als erträumt“, freut sich Sven Hensch. „Wir haben einen Businessplan aufgestellt und den komplett übertroffen“. So braucht das Zwei-Mann-Team auch viel schneller als gedacht Personal. Heute arbeiten 14 Mitarbeiter für die Confiserie Harmonie, die auch für ihre gute Ausbildung ausgezeichnet wurde.
Auf die können sich Ariane und Sven Hensch verlassen. So sehr, dass zwei Mitarbeiter die Präsentation für den Gründungspreis der Jury vorgestellt haben. Denn die Chefs waren in Flitterwochen - das erste Mal in fünf Jahren, dass auch der Laden ohne sie weiter lief.
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Normalerweise stehen sie sechs Tage die Woche selbst im Laden - Montag ist Ruhetag, sonst 10 bis 18 Uhr, Sonntag 13 bis 18 Uhr geöffnet. „Die Freizeit steht hinten an“, gibt der 34-Jährige zu. Ohne familiären Rückhalt und Verständnis wäre das nicht möglich. Ein zweiter freier Tag in der Woche ist aber eines der Ziele der beiden. Auch, weil sie eine eigene Familie planen.
Im Wettbewerb um den Gründungspreis, bei dem von NRW-Bank und NRW-Wirtschaftsministerium 60.000 Euro an innovative und erfolgreiche Gründer vergeben, stand die Confiserie schon zum zweiten Mal im Finale. Bereits 2022 hatten sie sich beworben, waren aber leer ausgegangen. Im vergangenen Jahr stand der Ausbau des Cafés im Fokus und jetzt wollten es die Henschs noch einmal wissen.
Jetzt konnten sie zeigen, dass ihr Geschäft gewachsen ist und sie ihre Ziele von vor zwei Jahren erreicht haben - bis auf eines, nämlich Torten- und Pralinen-Kurse anzubieten. Aber das ist weiter geplant. Auch Nachhaltigkeit ist ihnen wichtig. Sie arbeiten mit 100 Prozent Ökostrom, setzen auf möglichst Regionales und Saisonales: „Wenn keine Erdbeerzeit ist, gibt es bei uns keine Erdbeertörtchen“, unterstreicht Sven Hensch.
Gründungspreis NRW 2024
Der Gründungspreis von NRW-Bank und NRW-Wirtschaftsministerium zeichnet Gründer, Nachfolger und Selbstständige aus. Mit einer Präsentation, die an die Höhle der Löwen erinnert und sämtliche Geschäftszahlen umfasst, müssen sich die Bewerber vorstellen. Eine achtköpfige Fachjury entscheidet dann über die Vergabe der Preise. Der Erstplatzierte erhält 30.000 Euro, Platz zwei 20.000 und Platz drei 10.000 Euro. Vergeben wird der Preis am 28. Oktober.
Neben der Confiserie Harmonie sind in diesem Jahr im Rennen:
Die Druckluftzentrum Dortmund GmbH hat sich auf die Entwicklung, Beratung und den Vertrieb von Drucklufttechnologien spezialisiert. Die Greis Beschichtungstechnik GmbH & Co. KG aus Olpe ist Anbieter für Oberflächenbeschichtungen. Die Incoretex GmbH aus Aachen verbindet hochauflösende Sensorik, Künstliche Intelligenz (KI) und das Internet der Dinge. Karatas Backwaren GmbH aus Hilden will den authentischen Geschmack türkischer Simits nach Deutschland bringen. Lenzen Industrietechnik e.K. aus Schleiden hat sich auf die Beratung, Planung und Optimierung von Maschinen und Anlagen der Antriebs- und Fördertechnik spezialisiert. Die Masterplan Academy GmbH aus Düsseldorf berät auf dem Weg in die digitale Zukunft. Paderplan aus Paderborn ist ein ganzheitliches Planungsbüro für Bauvorhaben. Und die SO DONE GmbH aus Rheine will Menschen schützen, die im Internet angefeindet und bedroht werden. Die Solago GmbH aus Hilden will mit Solarenergie Stromkosten senken und die Energiewende mitgestalten.
Die Gewinner 2024: Incoretex GmbH, Greis Beschichtungstechnik GmbH & Co. KG und SO DONE GmbH.
Das Ehepaar wollte im Wettbewerb für das Handwerk stehen und betont dessen wichtige Rolle in der Zukunft. Sie hofften, dass das auch die Jury erkennt. Doch die entschied auch in diesem Jahr anders. Für die Confiserie Harmonie gab es keinen der vorderen Plätze.
Dabei geht das traditionelle Handwerk bei den Hattingern immer mit neuen Ideen einher. Die Törtchen und Pralinen in Geschmackskombinationen, die es so noch nicht gab, sind ein Aspekt. Die technische Umsetzung des Geschäfts, ein zweiter.
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So ist der Tortengenerator auf der Homepage der Confiserie Harmonie (www.confiserie-harmonie.de) besonders gefragt. Kunden können dort zwischen Gestaltungsarten, Füllungen und Böden wählen, sie individuell zusammenstellen und bekommen einen Preis als Orientierung. Danach folgt ein persönliches Gespräch, um Kapazitäten und Details zu klären. Etwa die Hälfte der Tortenanfragen kommt mittlerweile online rein.
Und auch der Online-Shop soll in absehbarer Zeit ausgeweitet werden. Bisher kann man dort, wie zu Coronazeiten, Törtchen und Pralinen zur Abholung bestellen. Künftig soll es auch einen Versand geeigneter Produkte geben. Dazu zählt zum Beispiel der Adventskalender, der in Vorbereitung ist.
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