Hattingen. Bewusster leben: Wie das 2023 geht, dafür verrät das Team Exercitia in Hattingen Tricks. Warum ein Spiritual Umweltaktivisten als Propheten sieht.

Mancher fasst gute Vorsätze für 2023. Wie: Alles mal entspannter angehen. Bewusster leben. Aber wie zur Ruhe kommen, sich finden, sich verhalten in dieser Krisenzeit? Das Team Exercitia im Bistum Essen weiß, wie es gelingen kann. Vor einem Jahr zog es nach Hattingen. Leiter Klaus Kleffner, der Klimaschutz als hochspirituelles Thema und Umweltaktivisten als Propheten sieht, gibt Tipps.

Das Leben beginnt mit dem Atmen – und endet damit. „Es wird nicht bewusst von uns gesteuert. Sich das bewusst zu machen, hilft auch, loszulassen“, sagt Kleffner, Spiritual des Bistums Essen. Darum setzt er auf das Atmen. „Einfach die eigene natürliche Atmung wahrnehmen, sich sagen: Ich atme. Ich lebe. Es durchströmt mich eine Kraft. Man vergewissert sich so seines Daseins.“ Auch einfach zu stehen, bewusst den Kontakt mit dem Boden wahrzunehmen, sei eine Meditation. Oder das bewusste Wahrnehmen einer Sitzfläche.

Spiritual aus Hattingen gibt Tipps für einen bewussten, entspannten Start ins neue Jahr

Um aus Sorgengedanken zu kommen, könne ein Heilwort helfen. „Das kann jeder für sich finden. Es kann der Gottesname sein, Jesus, Allah oder Gott, der mich das Kleine sehen lässt – oder auch etwas ganz anderes.“ Dieses Heilwort mit dem Atmen zu verbinden, das nennt Kleffner Herzensgebet – geeignet für Gläubige wie Ungläubige oder Suchende.

Angebote des Teams Exercitia und Kontakt

Das Team Exercitia bietet Oase-Tage – und zwar wieder ab dem 11. Februar an jedem zweiten Samstag im Monat. Hier können Teilnehmende zur Ruhe und ins Gespräch mit sich und anderen kommen. Das Jahresleitthema: „Die Verbindung wird gehalten“.

Zen-Kontemplation – Leben aus der Mitte – bietet das Team ebenfalls, will da möglich machen, dass sich „spirituelle Erfahrungsschätze des Ostens und des Westens begegnen“.

Geistliche Einzelfallbegleitungen, heilsames Singen, Spiritualität to go – Straßenexerzitien, Einführungen in Exerzitien, die im Grunde Persönlichkeitstraining sind, zählen zum Angebot.

Das Gebet in der Stille Mittwochsabends in St. Joseph – mit Heizkissen – bietet das Team wieder ab dem 4. Januar an, jeweils von 19 bis 20 Uhr, im Pfarrhaus St. Joseph, St. Josefstraße 1 in Welper.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage www.team-exercitia.de, per E-Mail an oder telefonisch: 02324 29 19 70. Das Team ist in Welper an der Thingstraße 41 zu finden.

Welche Tageszeit für so eine Meditation die richtige ist, das „ist individuell. Man muss das Wahrnehmen aber üben. Irgendwann automatisiert sich das. Teresa von Avila hat gesagt, dass man Gott auch zwischen den Kochtöpfen finden kann. Warum ihn nicht also auch bei Aldi an der Kasse spüren.“ Wie oft sagten Menschen „Ach Gott“. Im Grunde sei das ein Stoßgebet.

Meditation sieht das Team Exercitia nicht als Selbstoptimierung

Meditation will Kleffner nicht als Selbstoptimierung verstanden wissen. Ihm geht es um Sinn, Orientierung, Daseinsberechtigung, Verbundenheit, darum, eine Idee davon zu bekommen, wie man sein Leben gestaltet. Leben üben, nennt das Team diese Sinnsuche.

Das Team Exercitia ist im ehemaligen Pfarrhaus von St. Joseph in Hattingen-Welper an der Thingstraße 41. Dieses Schild am Pfarrhaus weist auf das Team hin, das Menschen bei der Sinnsuche begleitet – und Meditation anbietet.
Das Team Exercitia ist im ehemaligen Pfarrhaus von St. Joseph in Hattingen-Welper an der Thingstraße 41. Dieses Schild am Pfarrhaus weist auf das Team hin, das Menschen bei der Sinnsuche begleitet – und Meditation anbietet. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Wir können dafür die Quellen, die wir haben, öffnen.“ So bezeichnet das Team beispielsweise Teresa von Avila aus dem 16. Jahrhundert auf der Homepage als Burnout-Bändigerin, den 480 geborenen Benedikt von Nursia als Work-Life-Balance-Trainer.

Sich der Frage stellen: Welchen Beitrag kann ich für die Zukunft der Welt leisten?

Kleffner (51) hat den Eindruck, dass viele Menschen nicht mehr auf sich selbst hörten, eigene Körpersignale nicht mehr wahrnähmen. Doch genau das sei wichtig, um entspannt und gut im Einklang mit anderen zu leben. Und sich der Frage zu stellen: Glaube ich, dass die Welt eine Zukunft hat? Welchen Beitrag kann ich dazu leisten?

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Insofern ist Klimaschutz für ihn ein hochspirituelles Thema. Und so sieht er jene, die Tannenbaumspitzen abschneiden und Bilder bewerfen, als Prophetinnen und Propheten, die Zeichen setzen. Für ihn ist die Frage: „Woran hänge ich mein Herz?“ – „Da wird oft klar, dass man wenig braucht.“

Sehnsucht nach Einfachheit, Verwurzelung und Liebe

Kleffner, der in Menschen die Sehnsucht nach „Einfachheit, nach tiefer Verwurzelung, danach, Liebe zu geben und zu empfangen“ sieht, ist in Hattingen kein Unbekannter. „Ich bin 2002 aus Hattingen weggegangen als Kaplan von St. Peter und Paul.“

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Wer das Jahr 2022 abschließen und positiv ins Jahr 2023 starten möchte, dem gibt Klaus Kleffner als Rückblickhilfe ein Zitat des Jesuiten Alfred Delp mit auf den Weg, der in der Nazizeit auf seinen Hinrichtungsprozess wartete: „Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Poren der Dinge quillt er gleichsam uns entgegen. Wir aber sind oft blind. Wir bleiben in den schönen und bösen Stunden hängen und erleben sie nicht durch bis an den Brunnenpunkt, an dem sie aus Gott herausströmen. Das gilt für alles Schöne und auch für das Elend.“