Hattingen. In Hattingen wachsen Heil- und Vitalpilze. Naturführer Martin Maschka kennt sie und warnt, dass sie mit Giftpilzen verwechselt werden können.

In Essen kämpfen drei Kinder nach einer Pilzvergiftung um ihr Leben. Die Pilzsaison ist jetzt wieder in vollem Gange, aber die genaue Kenntnis der Pilze ist mitunter lebenswichtig. Das weiß auch Martin Maschka von der Wildnisschule Ruhrgebiet. Er erklärt, welche Heil- und Vitalpilze in Hattingen und Umgebung wachsen.

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Beim Monitoring in Hattingen hat Maschka 420 Pilzarten gefunden. Der größte darunter: der Riesenporling. „Er kann einen Durchmesser von zwei Metern haben, in Hattingen haben wir einen mit einem Durchmesser von 1,10 Meter gefunden.“ Steinpilzen aber beispielsweise fehle im Hattinger Wald der Lebensraum.

Heil- und Vitalpilze wachsen in Hattingen: Aber der Pilzstandort ist nur mittelmäßig

Heil- und Vitalpilze sind ganzjährig zu finden, erklärt Maschka. Jeder Pilz habe andere Bedürfnisse, es gebe zu jeder Zeit Pilze, manche bräuchten sogar den Winterfrost. Er betont, dass die Pilze nicht heilen, aber unterstützend helfen könnten. „Seit vielen Jahrtausenden finden sie in vielen Kulturen Anwendung. Wissenschaftlich belegt ist das aber leider nicht.“

Hilfe bei Vergiftungssymptomen

Knollenblätterpilze verursachen laut AOK Nord-West die meisten tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen in Mitteleuropa. Unerfahrene Sammler hielten sie für Champignons.Innerhalb von 24 Stunden kommt es häufig zu heftigem Erbrechen, starken Bauchschmerzen, Durchfall, Schwindel oder Missempfindungen. Dann sollte schnell ein Krankenhaus aufgesucht werden. Pilzreste mitnehmen. Ein Kind kann nach dem Verzehr von nur einem Knollenblätterpilz sterben. Gute Informationen zu Pilzen gebe es auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Mykologie.Auch die Experten der Giftnotrufzentrale am Universitätsklinikum Bonn (Giftnotruf Bonn) helfen rund um die Uhr kostenfrei unter der Rufnummer 0228 19 240. Info im Netz auf www.gizbonn.de.

Sie würden keine Therapie ersetzten – und sollten nur in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. „Denn es können sich Wechselwirkungen ergeben“, erklärt der Naturführer. Außerdem: Wer keine Erfahrungen im Pilzesammeln hat, sollte nicht nur mit einer App oder einem Buch zum Sammeln losziehen. Zu groß sei die Verwechslungsgefahr.

AOK Nord-West warnt vor Pilzvergiftungen

Die AOK Nord-West warnt vor Pilzvergiftungen, denn die Zahl der Pilzvergiftungen steige insbesondere in den feuchten frühen Herbstmonaten, die mit milden Temperaturen einhergehen. „Es gibt sehr viele giftige Pilze, die den essbaren Exemplaren ähneln. Die Unterscheidung ist für unerfahrene Pilzsuchende nicht immer einfach“, warnt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock.

Maschka, der auf seinem Instagram-Kanal Wildnisschule regelmäßig Beiträge zur heimischen Pilzwelt veröffentlicht, nennt einige Vitalpilze, die in Hattingen wachsen.

Der Klapperschwamm wächst an Eichen und enthält Beta-Glucan

Der Klapperschwamm wächst an Eichen, er enthält laut Maschka Beta-Glucan und Polysaccharide, „die in vielen Pilzen sind“. Das Immunsystem könne gestärkt werden, bei Erkältung könne der Pilz helfen. „Ihm werden auch tumorhemmende Eigenschaften nachgesagt.“ Maschka erklärt, dass der frisch wachsende Pilz nach geräuchertem, süßen Speck rieche.

Hündin Emmy begleitet Pilzsammler Martin Maschka oft auf seiner Suche. Sie kann nicht nur Schlangen, sondern auch einige Pilze erschnüffeln.
Hündin Emmy begleitet Pilzsammler Martin Maschka oft auf seiner Suche. Sie kann nicht nur Schlangen, sondern auch einige Pilze erschnüffeln. © Unbekannt | Wildnisschule Ruhrgebiet

Schmetterlingstramete ist der Name eines ebenfalls Holz verzehrenden Pilzes, der auf Baumstümpfen oder Totholz besonders von Laubbäumen wächst. Maschka trocknet den Pilz, kocht bei Erkältung beispielsweise dann einen Tee daraus. „Bei Pilz-Exkursionen lasse ich die Teilnehmer den Pilz auch schon mal als Pilzkaugummi kauen. Er ist holzig, faserig.“ Schon die Germanen hätten diesen Pilz gesammelt. In den USA würde es eine Therapie geben, die ergänzend zur Chemo diesen Pilz einsetzen würde.

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Der Riesenbovist findet sich ebenfalls im Schulenberger Wald. Er sieht aus wie eine riesige weiße Kugel. „Man kann ihn auch panieren und braten als Schnitzelpilz.“ Das wie olivgrüne Zuckerwatte aussehende Sporenpulver eigne sich zur antibakteriellen Wundversorgung. Maschka kocht daraus Tee, fertigt wässrige Lösungen, die auch bei Zahnfleischbluten, Infekten im Hals oder Magen-Darm-Problemen helfen könnten.

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Der Pilz namens Krause Glucke sei ebenfalls ein toller Vitalpilz, schmecke in der Pfanne gebraten wunderbar, „wie ein asiatisches Gericht“, verrät er.