Gladbeck. Dauerärgernis Elterntaxis: Vor den Schulen herrscht deshalb oft Verkehrschaos. Dabei kann der Schulweg auch anders gestaltet werden – sicherer!
In Gladbeck nimmt das „Experiment Schulstraße“ Fahrt auf. Seit 2024 gibt das Land Kommunen in NRW die Möglichkeit, Straßen an Schulen für eine gewisse Zeit zu sperren. Es kann eine Hilfe sein, die ewige Problematik der Elterntaxis in den Griff zu bekommen. Denn ist die Straße für den Autoverkehr gesperrt, wird es den Eltern unmöglich gemacht, den Nachwuchs möglichst bis auf den Schulhof zu kutschieren.
Es geht um Maßnahmen zur Verbesserung der Schulwegsicherheit in Gladbeck
Vor allem vor den Grundschulen auch in Gladbeck spielen sich derzeit morgens und mittags, also zu den Bring- und Abholzeiten, gefährliche Szenen ab, gefährden kreuz und quer parkende Autos vor allem die Kinder, die zu Fuß zur Schule unterwegs sind. An einer Grundschule soll nun ausprobiert werden, ob das Einrichten einer Schulstraße Abhilfe schaffen kann.
„Die Mobilität der Kinder und Schulkinder hat erheblichen Einfluss auf die Mobilität der Zukunft“
An den beiden Standorten der Mosaikschule, also an den Straßen Zum Stadtwald und der Diepenbrockstraße, wird aktuell geprüft, ob so eine Schulstraße dort Sinn machen könnte. Fällt die Prüfung positiv aus, soll dann ein Test über mehrere Wochen erfolgen. Trägt die Maßnahme entscheidend zur Schulwegsicherheit bei? Und können Eltern deshalb davon überzeugt werden, den Fahrdienst für den Nachwuchs einzustellen? Der Versuch soll es zeigen.
„Die Mobilität der Kinder und Schulkinder hat erheblichen Einfluss auf die Mobilität der Zukunft“, betonte Jürgen Harks in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses. Sprich, die Verkehrswende kann nur erreicht werden, wenn schon bei Kindern Verhaltensänderungen erreicht werden. Das erklärt dann auch, warum gerade dem Leiter des städtischen Umweltamtes beim Thema Schulwegsicherheit ein wichtiger Part zukommt.
Das Experiment Schulstraße könnte an der Mosaikschule in Gladbeck starten
Innerhalb des Forschungsprojektes „Gladbecker Mobilität für Alle“, kurz GlaMobi, das von der Universität Essen begleitet wird, spielt die Mobilität der Kinder deshalb eine besonders wichtige Rolle. Bis Mai 2025 wird das Projekt in Gladbeck noch finanziell gefördert. Bestenfalls soll das „Experiment Schulstraße“ an der Mosaikschule vorher noch zu wichtigen Erkenntnissen führen. Ganz neu ist das Thema an der Grundschule auch nicht: Hier wurde die „Schulstraße“ bereits für einen Tag getestet – und für gut befunden.
Im Moment ist es noch so, dass die wenigsten Kinder im Grundschulalter sich alleine auf den Weg zur Schule machen. „Alleine fühlen sie sich unsicher, in einer Gruppe ist das schon etwas anderes“, so Jürgen Harks. Grundsätzlich seien es aber wohl die Eltern, die in der Regel erhebliche Sicherheitsbedenken haben. Die Kinder selber würden sich da schon mehr zutrauen.
Bei schlechtem Wetter kommen die Elterntaxis besonders häufig zum Einsatz
Durch das Projekt GlaMobi konnte in Gladbeck schon genau analysiert werden, weshalb so viele Erziehungsberechtige nicht abzubringen sind vom Elterntaxi. Da spielt natürlich auf der einen Seite das Wetter eine große Rolle. Aber auch ganz pragmatische Gründe wie beispielsweise der, die Kinder auf dem Weg zur Arbeit vorher noch schnell an der Schule abzusetzen. Der Zeitdruck und eben Sicherheitsbedenken spielen ebenfalls eine Rolle.
Doch was könnte die Erwachsenen dazu bewegen, dem Nachwuchs ein wenig mehr zuzutrauen und die Kinder tatsächlich einmal mit dem Rad oder zu Fuß auf den Weg zur Schule zu schicken? „Da spielt natürlich die Sicherheit eine große Rolle, ein Schulweg mit weniger Autoverkehr und mit Zebrastreifen beispielsweise“, so Harks. Aber eben auch ein sicherer Bereich direkt vor der Schule, wo sich eben nicht morgens und mittags die Autos knubbeln und so die letzten Meter bis zum Erreichen des Schulhofs zu einer unnötigen Gefahr werden lassen.
Es geht um die Einrichtung der Schulstraße in Kombination mit Eltern-Haltestellen
Fest steht allerdings auch jetzt schon, auch das betonte Harks im Schulausschuss, dass es nicht die eine Lösung für alle Schulstandorte in der Stadt geben kann. Deshalb wolle man nacheinander jeden Standort genau prüfen und nach individuellen Lösungen suchen. Und das muss nicht immer die Einführung einer Schulstraße sein.
>> Das Thema „Schulwegsicherheit“ bleibt wichtig
Und so soll es weiter gehen: Alle Ergebnisse und Zwischenergebnisse, Projekte und Maßnahmen des Forschungsprojektes „GlaMobi“ werden im Projektverlauf (bis Mai 2025) auf eine Übertragbarkeit auf andere Schulstandorte geprüft bzw. schulstandortspezifische Besonderheiten auch im Lichte der gewonnenen Erkenntnisse gewertet, heißt es in der Vorlage zum Schulausschuss.
Um eine dauerhafte Wende im Bereich „Schulwegsicherung“ zu erreichen, sei eine Zusammenarbeit und Verantwortlichkeit vieler Akteure auch nach der Beendigung des Forschungsprojektes „GlaMoBi“ weiter unabdingbar, u. a. im Bereich der Städteplanung, des Kommunalen Ordnungsdienstes, der kommunalen Schulsozialarbeit, der Familienschule, dem Jugendrat, der Verstetigung von Aktionen wie dem Walking Bus sowie der Bereitschaft der Elternschaft, aktiv eine Veränderung herbeizuführen.
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