Gladbeck. Weitaus höhere Ausgaben als Einnahmen: Die mobile Tafel hat Geldprobleme. Wie das DRK ab Februar mit einem neuen Angebot gegensteuern will.
Die Gladbecker Tafel hat finanzielle Probleme. Die Kosten, die dem Deutsche Roten Kreuz (DRK) durch den Betrieb der Tafel entstehen, sind um einiges höher als die Einnahmen. Es klafft ein dickes Minus in der Kalkulation. Wie dramatisch die finanzielle Situation bei der Lebensmittelausgabe der Hilfsorganisation in Gladbeck ist, machte jetzt DRK-Chef Wilhelm Walter deutlich. Sein Ausblick auf das Jahr 2025 fiel dementsprechend düster aus. Die Frage sei, wie das Loch in der Kasse gestopft werden könne.
Mit 4000 Euro sind die Finanzprobleme der Gladbecker Tafel nicht gelöst
Die Lage der Tafel war Thema in der jüngsten Sitzung vom Ausschuss für Senioren, Soziales und Gesundheit. Dort ging es zwar vor allem darum, per Beschluss die im Rahmen der Haushaltsberatungen für 2025 vorgesehenen 4000 Euro für die Tafel bereitzustellen – sollte der Haushalt genehmigt werden. Darüber herrschte im Sozialausschuss zwar Einigkeit, der Beschluss fiel einstimmig aus. Der Ausblick von Wilhelm Walter auf die Tafelarbeit in diesem Jahr machte allerdings auch eindringlich deutlich, dass mit dieser einmalig bewilligten Summe die finanziellen Probleme noch lange nicht gelöst sind.
2064 Menschen in Gladbeck versorgt die mobile DRK-Tafel aktuell in Gladbeck. Der Tafelwagen ist an jedem Werktag in einem anderen Stadtteil unterwegs, um die Lebensmittel zu verteilen. Am Freitag, so Wilhelm Walter, erfolgt außerdem die Auslieferung der Waren an die Personen, die nicht mehr selber eine Ausgabestation in ihrem Stadtteil aufsuchen können. Weil sie zu alt oder zu krank sind. 39 Bedarfsgemeinschaften seien das momentan, erklärt der DRK-Vorsitzende. Ein Einkauf am Tafelwagen kostet eine registrierte Bedarfsgemeinschaft drei Euro. „Dafür erhalten unsere Kundinnen und Kunden Lebensmittel, die gut 50 Euro wert sind“, sagt Walter.
Es gibt Tafelkunden in Gladbeck, die bekommen nicht einmal die drei Euro für den Einkauf dort zusammen
Drei Euro, das klingt erst einmal nach nicht viel. Allerdings würden die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer dennoch immer wieder beobachten, dass Tafelkunden ihre letzten Cent-Stücke für einen Einkauf zusammensuchen würden – und dabei noch nicht einmal auf diese Summe kämen. „Wir drücken dann in der Regel ein Auge zu und geben die Waren trotzdem raus“, so Walter. Die Essener Tafel, nennt der DRK-Mann ein anderes Beispiel, nehme acht Euro für einen Einkauf. Damit könnten alle Ausgaben der Essener Ausgabe gedeckt werden. Eine Erhöhung des Betrages, vor allem eine so drastische, habe man in Gladbeck noch nicht ins Auge gefasst.
„Auf Dauer werden wir den Betrag bei den Mindereinnahmen nicht kompensieren können“
An irgendeiner finanziellen Stellschraube muss allerdings gedreht werden. „Auf Dauer werden wir den Betrag bei den Mindereinnahmen nicht alleine kompensieren können“, betonte Wilhelm Walter. Kosten von etwas über 161.000 Euro würden Einnahmen von 93.000 Euro gegenüberstehen. Ergibt ein Minus von weit über 60.000 Euro. Mit Spenden und Fördergeldern allein könne das nicht aufgefangen werden.
Die Tafel hat eine hauptamtliche Mitarbeiterin
Das DRK beschäftigt für die Tafel eine hauptamtliche Mitarbeiterin. Für die Personalkosten in Höhe von 46.000 Euro habe es eine Förderung geben, die nun allerdings weggefallen ist. Der hohe bürokratische Aufwand, der hinter der Tafelarbeit stecke, mache den Wegfall der Stelle allerdings unmöglich. Ein weiterer großer Batzen, der neben den hohen Raum- und Fahrzeugkosten anfalle, betreffe die Müllentsorgung. Walter: „19.000 Euro zahlen wir dafür jährlich an den ZBG, vor allem die Entsorgung der Umverpackungen kostet viel Geld.“ Man habe bereits Gespräche mit dem ZBG geführt und hoffe, dort vielleicht noch einmal zu einer Ermäßigung zu kommen.
„Wir hatten sogar einmal einen Altkleidersammel-Container, in den jemand Schlachtabfälle gekippt hat. Da war nichts mehr zu retten, selbst der Container nicht“
Und auch innerhalb des DRKs versuche man, Gelder für die Tafelarbeit zu generieren. So zum Beispiel durch die Altkleidersammlung. Doch auch dieser Bereich, so DRK-Geschäftsführer Stefan Walter, bereite zunehmend Probleme. Immer mehr private Anbieter würden ihre Sammelcontainer auch in Gladbeck aufstellen – und den Sammlungen der caritativen Organisationen so Konkurrenz machen. „Hinzu kommt, dass oft wirklich Müll in den Sammelbehältern landet. Wir hatten sogar einmal einen Container, in den jemand Schlachtabfälle gekippt hat. Da war nichts mehr zu retten, selbst der Container nicht“, berichtet Stefan Walter.
Warum das DRK ab Februar die Hoffnung auf den Einsatz eines Altkleider-Taxis setzt
Beim DRK will man deshalb nun gegensteuern, um nicht noch mehr Einnahmeverluste in diesem Bereich hinnehmen zu müssen. Ab Februar wollen die Rotkreuzler ein Altkleider-Taxi über Gladbecks Straßen rollen lassen. Menschen, die Sachen abzugeben haben, können sich beim DRK melden. „Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter holt die Kleidungsstücke dann mit einem Wagen ab.“
Das neue Altkleider-Taxi könnte also eine kleine Hilfe zur finanziellen Stärkung der Tafelarbeit darstellen. Vater und Sohn Walter machten allerdings klar, dass die Hilfsorganisation alleine den Fehlbetrag wahrscheinlich nicht auf Dauern kompensieren kann. Gleichzeitig kam von der Politik im Ausschuss das klare Signal, dass es aber auch nicht Aufgabe der Stadt sein könne, die Tafel zu finanzieren. Man wolle natürlich weiter im Gespräch bleiben und nach Lösungen suchen. Ganz undenkbar, das klang ebenfalls an, sollte es jedoch auch nicht sein, eine leichte Erhöhung des Einkaufsgeldes der Tafelkunden in Betracht zu ziehen.
Festgehalten wurde auch, dass die Tafel in Gladbeck eine gute und unverzichtbare Arbeit leistet.
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