Gladbeck. Ein Australian Sheperd als „Pädagoge“ auf vier Pfoten: Am Gladbecker Ratsgymnasium soll es einen Schulhund geben. Doch was macht ein Schulhund?
Noch geht Pikachu sozusagen in die Vorschule. Das heißt: Er begleitet sein Frauchen ab und an zur Arbeit – sie ist Lehrerin –, darf schon mal ein wenig Schulluft schnuppern, ganz viele Streicheleinheiten genießen und sich so ganz langsam und möglichst stressfrei auf seine Ausbildung und den anspruchsvollen Job vorbereiten. Pikachu, ein sechs Monate alter, schwarz-weißer Australian Sheperd-Rüde soll nämlich der erste Schulhund am Gladbecker Ratsgymnasium werden! Ein Schulhund? An einem Gymnasium?
Pikachu muss eine Ausbildung machen, um Schulhund am Gladbecker Ratsgymnasium sein zu können
Pikachu, so viel schon mal vorne weg, ist kein Therapiehund. Eher soll er später mal als eine Art „Pädagoge“ auf vier Pfoten agieren. Ein wedelnder Charmebolzen mit feuchter Schnauze, der allein schon durch seine liebevoll-stürmische Art die Herzen von Schülern und Pädagogen erobert. Was dabei so ganz nebenbei herausspringt, ist bestenfalls auch noch ein Schulklima mit hohem Wohlfühlfaktor. Ohne einige tierische Voraussetzungen sowie eine entsprechende Ausbildung wird man dann allerdings doch nicht Schulhund.
Eine große Hürde hat Pikachu schon als Welpe mit gerade einmal neun Wochen genommen. Er hat es in die Familie von Chiara Blaut geschafft. Sie ist seit 2018 Lehrerin am Ratsgymnasium, unterrichtet Erdkunde, Englisch und Kunst. Und sie liebt Hunde. „Als klar war, dass mein Mann und ich uns einen Hund anschaffen wollen, da stand auch sofort fest, dass er bestenfalls einmal ein Schulhund werden soll“, sagt Chiara Blaut.
Wie man aus einem Wurf den richtigen Welpen für den Einsatz als Schulhund auswählt
Und so stand schon bei der Welpen-Wahl die Züchterin den Blauts zur Seite, um den richtigen Vierbeiner aus dem Wurf auszuwählen, der möglichst die besten Eigenschaften für den Job mitbringt. Die Wahl fiel auf Pikachu. „Er ist umgänglich, liebt Kinder und sein Hütedrang ist kaum vorhanden“, erklärt die Pädagogin. Ein wichtiger Punkt, denn schließlich soll der junge Aussie die Schüler nicht mit einer Schafherde verwechseln, auf die es aufzupassen gilt.
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Schon bevor Pikachu bei den Blauts eingezogen ist, hat die Pädagogin am Ratsgymnasium damit begonnen, „Überzeugungsarbeit“ zu leisten. Bei Rektor Matthias Schwark war das keine langwierige Sache. Er ist nämlich selber Hundebesitzer. Und außerdem hat Schwark auch einige Zeit am Josef-Albers-Gymnasium in Bottrop gearbeitet. Dort macht Aussie-Hündin Zelda schon seit einigen Jahren den Job, den Pikachu bald am Rats ausüben soll. „Zelda gab es zwar zu meiner Zeit in Bottrop noch nicht, aber die Idee war bereits geboren und ich fand sie sehr gut“, erklärt Matthias Schwark.
Kollegium und Eltern müssen dem Schulhund-Einsatz zustimmen
Mit der Zustimmung des Schulleiters in der Tasche, ging für Chiara Blaut die vorbereitende Arbeit allerdings noch weiter. Das Lehrerkollegium musste ebenfalls überzeugt werden von den Vorteilen eines Schulhundes. Ebenso, besonders wichtig, alle Eltern. Mögliche Allergien und Ängste der Schülerinnen und Schüler wurden dokumentiert. Und festgehalten wurde natürlich auch: Wen jemand keinen Kontakt zu Pikachu möchte, ist das auch vollkommen in Ordnung.
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All diese Voraussetzungen sind nun geklärt, und der junge Rüde kann sein Frauchen schon mal ab und an in die Schule begleiten. Einen Welpen-Kurs hat er bereits hinter sich, seine Ausbildung zum Schulhund kann allerdings erst in ein paar Monaten beginnen, wenn Pikachu etwas älter ist. Dafür muss er gemeinsam mit Chiara Blaut vorab die Begleithundeprüfung absolvieren. Es folgt die richtige Ausbildung in einem Trainingszentrum in der Nähe von Mönchengladbach, das sich auf die Ausbildung von Therapie- und Schulhunden spezialisiert hat. Die Ausbildung und auch den Abschlusstest dort absolviert Pikachu natürlich gemeinsam mit seiner zweibeinigen Bezugsperson, Chiara Blaut also.
„Pikachu macht sich jetzt schon richtig super an der Schule“
Dass Pikachu die Ausbildung super meistern wird, davon ist Chiara Blaut fest überzeugt. „Er macht sich jetzt schon einfach super in der Schule“, sagt sie. Schon bald wird der Aussie-Rüde sein Frauchen regelmäßig zum Unterricht begleiten, als „Hilfestellung bei der Erziehungsarbeit“ auf vier Pfoten. „Ein Schulhund steigert die Aufmerksamkeit der Schüler, und der Umgang mit ihm stärkt soziale Kompetenzen“, so die Pädagogin. Die Schüler lernen viel über den richtigen Umgang mit Tieren.
Zudem soll Pikachu dabei helfen, ihre Angst vor Vierbeinern abzubauen. Und: „Ich merke schon jetzt, dass die meisten Schülerinnen und Schüler viel offener sind, wenn Pikachu mich begleiten.“ Es falle den Jugendlichen so viel leichter, auch einmal von sich zu erzählen. Pikachu ist eben ein kleiner Charmebolzen – und garantiert schon bald der erste Schulhund an einem Gladbecker Gymnasium.
>> Wie der Einsatz eines Schulhundes stressfrei gestaltet wird
Für den Einsatz eines Schulhundes gelten bestimmte Regeln, die den Vierbeinern einen stressfreien Job ermöglichen sollen. So wird Pikachu natürlich ausschließlich an der Seite seines Frauchens den Unterricht am Ratsgymnasium besuchen. Er kann nicht an andere Pädagogen „ausgeliehen“ werden.
Auch muss der Rüde nicht jeden Tag mit zur Schule kommen. Wird es ihm zu viel, darf er auch mal daheim bleiben. Auch in der Schule wird Pikachu einen Rückzugsort haben, den er zum Ausruhen aufsuchen kann, sollte er mal eine Pause von den Streicheleinheiten benötigen.
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