Gladbeck. Edeltraud Prietz und Gabi Piromalli haben Generationen von Gladbecker Kindern betreut. Jetzt suchen sie und der BV Rentfort einen neuen Trainer.

Eine halbe Stunde vor Beginn des Turnens ist Übungsleiter Francesco De Capitani schon vor Ort, um die Bewegungswelt in der Sporthalle der Josefschule in Rentfort aufzubauen. Matten stehen schräg an der Wand und werden so zu breiten Rutschen. Oder sie werden aufgerollt, damit ein Tunnel entsteht. Die Bänke zum Balancieren werden in die Mitte der Halle geschoben und die Bobbycars am Rand geparkt. Punkt 16 Uhr kann’s losgehen mit dem Eltern-Kind-Turnen des BV Rentfort. Noch, denn das Angebot steht auf der Kippe.

Der 39-jährige Übungsleiter muss aus beruflichen Gründen kürzertreten und kann die Turnstunde am Mittwochnachmittag nicht mehr leiten. Dietmar Luckei, beim BV Rentfort zuständig für die Mitgliederverwaltung, ist dringend auf der Suche nach einem neuen „Trainer“ oder einer „Trainerin“. Kein leichtes Unterfangen, wie sich herausstellt und wie er auch geahnt hat.

Mutter-Kind-Turnen in Gladbeck
Francesco De Capitani bei der Vorbereitung der Turnstunde in der Sporthalle der Josefschule in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Francesco De Capitani sei, sagt Dietmar Luckei, für den BV Rentfort „wie ein Sechser im Lotto“. Er hatte seine Kinder selbst beim Turnen und ist dann als Übungsleiter eingestiegen. Der Sportverein finanzierte ihm den Übungsleiterschein, De Capitani besorgte sich Fachliteratur und bringt nunmehr schon drei Jahre die Jungen und Mädchen auf ganz unterschiedliche Weise in Bewegung – erst beim Eltern-Kind-Turnen, ab 17 Uhr beim Turnen für Kindergartenkinder.

Drei Urgesteine des BV Rentfort wirken beim Turnen mit

Der 39-Jährige macht’s mit Begeisterung, wenngleich, räumt der Maschinenbauer ein, es auch eine Herausforderung sei, gleich nach der Arbeit in der Turnhalle seinen Mann zu stehen. Er baut die einzelnen Stationen in der Sporthalle an der Hegestraße so auf, dass auch die Eltern gefordert sind – weniger im sportlichen Sinne als vielmehr mit Hilfestellungen und Motivation. Die Vorbereitung daheim gehört für den Gladbecker ebenfalls zum Engagement beim BV Rentfort.

Nicht nur die Eltern sind beim Kinderturnen und anschließend beim Sport für die etwas Älteren dabei, sondern auch drei Urgesteine des BV Rentfort – Helga Beckmann (78), die an diesem Mittwoch allerdings fehlt, Gabi Piromalli (71) und Edeltrud Prietz (74). „Wir sind die Pippi- und Tröste-Omas“, sagen die beiden von sich. Wenn ein Kind auf die Toilette muss, wenn sich die Kinder gestoßen haben, wenn neue Utensilien herbeigeschafft werden müssen, dann sind die Betreuerinnen zur Stelle. Und sie springen notfalls auch ein, wenn der Übungsleiter ausfällt. Die – aus der Sicht der Kinder – wichtigste Aufgabe haben sie am Ende der Übungsstunde: das Verteilen von kleinen Tüten mit Süßigkeiten als Belohnung für die Leibesübungen.

Mittwoch beim BV Rentfort – der Termin ist für die drei Gladbeckerinnen heilig

Der Mittwoch beim BV Rentfort, das betonen Gabi Piromalli und Edeltrud Prietz, ist den drei Damen heilig. Mit Herzblut sind sie dabei, sorgen hinter den Kulissen dafür, dass alles reibungslos läuft, besorgen kleine Präsente für die Weihnachtsfeier in der kommenden Woche, führen die Listen – drei Mädchen für alles eben. Warum tun sie das schon über Jahrzehnte? „Die Gemeinschaft ist einfach schön“, antwortet Gabi Piromalli, die beim Eltern-Kind-Turnen Mütter und Väter begrüßen kann, die selbst schon als Kinder mitgeturnt haben.

Das Eltern-Kind-Turnen gehört ebenso wie der Sport für Kindergarten- und für Schulkinder und das Angebot Body-Fitness zur Abteilung Breitensport des BV Rentfort. 140 Mitglieder sind dort aktiv, die meisten davon Kinder und Jugendliche. Das Angebot möchte Dietmar Luckei in Ermangelung von Übungsleitern nur ungern kürzen. „Wir könnten sogar noch mehr Gruppen aufmachen, wenn wir Trainer und Hallenzeiten hätten“, berichtet er von vielen Anmeldungen und Interessensbekundungen. Er hat Sorge, dass, nachdem die Stadt Gladbeck wieder Sportgutscheine für Erstklässler verteilt hat, die Nachfrage noch größer wird. Derzeit wird der Verein dem Wunsch nach Turnen für den Nachwuchs allerdings nicht Herr.

Aber vielleicht finden sich ja neue Übungsleiterinnen oder -leiter ebenso wie Helferinnen und Helfer. Der Verein unterstützt die Männer und Frauen – das Mindestalter beträgt 18 Jahre – nach Kräften. Er finanziert die Kurse für den Übungsleiterschein und zahlt auch eine Aufwandsentschädigung. Es müssen auch nicht zwingend Sportskanonen sein, die die Leitung des Turnens übernehmen. Die Freude an der Bewegung und an dem Einsatz für Kinder – das seien die besten Voraussetzungen, sagt Dietmar Luckei. Da zusätzlich zum „Trainer“ mindestens auch eine Helferin oder ein Helfer vor Ort sein müsse, werde niemand allein gelassen. Dass es so schwierig wird, einen Übungsleiter zu finden, hat der Gladbecker geahnt. Ehrenamtliche für den Nachmittag zu finden, das sei auch schon in der Vergangenheit eine Herausforderung gewesen, sagt Luckei.

Aber vielleicht melden sich ja Interessierte, die am Mittwochnachmittag Rutschen bauen, Matten rollen, Bobbycars einparken und von begeisterten Erwachsenen und Kindern willkommen geheißen werden wollen. Die Breitensportabteilung des BV Rentfort ist per E-Mail unter breitensport@bv-rentfort.de zu erreichen.

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