Gladbeck. Nach einem LKW-Unfall mit Fahrerflucht muss die Stadt Gladbeck einen Schaden unter einer Brücke beheben. So läuft‘s auf der Baustelle.
Es muss kräftig gerumst haben. Erst touchierte der Lkw – vermutlich mit einem Kranarm – den Querträger der Brücke, dann demolierte er das unter der Fahrbahn hängende Abwasserrohr. Niemand beobachtete das Geschehen, der Lkw-Fahrer suchte unerkannt das Weite. Wann der Unfall passiert ist, ist nicht bekannt, aber jetzt tauscht die Stadt Gladbeck in zwei Nächten das defekte Rohr unter der Grabenstraßen-Brücke über die Bundesstraße 224 aus.
Im Ingenieuramt der Stadt Gladbeck weiß man nicht, ob man sich freuen oder ärgern soll. Ja, wenn die Abwasserleitung nicht oberirdisch unter einem Brückenbauwerk verlaufen würde, hätte sie der Lkw nicht beschädigen können. Aber die Erneuerung eines defekten Abwasserrohres unter der B 224 wäre mit einem deutlich höheren Aufwand und einer längeren Sperrung der Straße verbunden gewesen. So reichen zwei Nächte, um die gut 20 Meter Rohr auszutauschen.
Nächtliche Arbeiten, um den Verkehr nicht zu behindern
Jeweils gegen 22 Uhr wird die B 224 gesperrt – zum einen am Kreisverkehr in Buer, zum anderen in Höhe der Schützenstraße in Gladbeck. In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde das alte Rohr, das kurz nach dem Unfall schon einmal mit einem Blech abgedichtet worden war, abgebaut, in der Nacht von Samstag auf Sonntag wird das neue Rohr eingebracht. Tagsüber war und ist die B 224, die vermutlich wichtigste Hauptverkehrsader in Gladbeck, für die Autofahrer befahrbar. Die Arbeiten, sagt Nico Möbius, Abteilungsleiter Stadtentwässerung im Ingenieuramt, seien extra in die Nacht gelegt worden, um den Verkehr möglichst wenig zu behindern.
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Dass das Abwasserrohr in der Grabenstraße nicht – wie üblich – im Erdreich verlegt ist, liegt daran, dass die B224 im östlichen Bereich Gladbecks tief eingeschnitten ist. Und so hat man vor rund 80 Jahren das Rohr einfach unter die Brücke „gehängt“. Das Abwasser kann ohne Hilfe von Pumpen Richtung Wittringer Mühlenbach und in Richtung Emscher fließen. „Freispiegelabfluss“ heißt das im Fachjargon – und es ist deutlich kostengünstiger als der Bau und der Betrieb von Pumpen. Selbst dann, wenn nach 80 Jahren mal ein Lkw ein Leck ins Rohr schlägt.
Von auf der B 224 stehenden Hebebühnen aus zerlegten Arbeiter der Gladbecker Firma Becker, die nach einer Ausschreibung der Stadt den Zuschlag für den Auftrag bekommen hatte, das Rohr in Segmente, die dann mithilfe von Schlaufen und Baggern auf die Grabenstraße gezogen wurden. Und so wird eine Nacht später auch das neue Rohr Stück für Stück wieder unter die Brücke montiert, mit Muffen verbunden und in die Widerlager hineingeschoben.
Das Malheur des unbekannten Fahrers nutzt die Stadt Gladbeck, um auch dies- und jenseits der Brücke das Abwasserrohr zu sanieren. Eingesetzt werde dafür, so erklärt Nico Möbius, das Inliner-Verfahren, bei dem ein mit Harz getränkter Schlauch in das Abwasserrohr eingezogen wird. Ein Aufreißen der Straße ist dafür nicht notwendig. Das Abwasser wird durch eine Ersatzleitung geführt, die nach Abschluss der Arbeiten wieder abgebaut wird. Insgesamt investiert die Stadt einen sechsstelligen Betrag in die Sanierung und im Bereich der Brücke Erneuerung des Abwasserkanals mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern.
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Irgendwann einmal, sagt Entwässerungsexperte Nico Möbius, soll das Abwassersystem im Bereich der Grabenstraße ganz erneuert und auf ein Mischsystem umgestellt werden. Regen- und Abwasser werden dann getrennt geführt. Das Projekt soll dann angegangen werden, wenn die B 224 in einen Tunnel verlegt wird. Aber so lange wollte das Ingenieuramt nicht warten, bis es den Kanal unter der Grabenstraße erneuert. So hängt schon jetzt ein neuer Abwasserkanal über der B 224 – hoffentlich unerreichbar für Lkw mit Kranarmen.
Ach so: Die Tankstelle an der B 224 war über die Arbeiten und die Sperrung der Bundesstraße informiert worden, die am Sonntag gegen 6 Uhr abgeschlossen sein sollen.
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