Gladbeck. Hunderte Bürger kommen zur Abrissparty an die Ruine des Problemhochhauses Schwechater Straße in Gladbeck. Ministerin Scharrenbach ist mit dabei.
Viel steht nicht mehr vom Hochhaus Schwechater Straße 38 in Gladbeck, das sich viele schon so lange weg wünschten: Der Abrissbagger nagt nur noch an einem Rest der einstigen 13-stöckigen Problemimmobilie – rundherum eine Trümmerlandschaft. Am Rande staunten am Mittwoch viele hundert Menschen, wie schnell der Abriss läuft, und feierten bei Würstchen und Cola eine Abrissparty. Mit dabei: NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach, die eigens aus Düsseldorf gekommen war.
„Dieser Abbruch ist auch Zukunft“, sagte die Ministerin, die einst die Zusage nach Gladbeck brachte, dass das Land den Abriss der seit 2006 leerstehenden Immobilie mit 1,7 Millionen Euro aus Städtebauförderungsmitteln unterstützt. „Es ist wichtig“, fügte die Ministerin in ihrem kurzen Grußwort an, „dass Schandflecke wie diese aus den Städten verschwinden.“
Bürgermeisterin Weist spricht von einem „großen Tag“ für Rentfort-Nord
Auch Bürgermeisterin Bettina Weist sprach von einem Schritt in die Zukunft, der mit dem Abriss der Schwechater Straße 38 endlich vollzogen werde. „Das ist ein großer Tag vor allem für die Rentforter, aber auch für die ganze Stadt“, sagte Weist. Der Abbruch der Problemimmobilie mache vielen Bürgern Hoffnung und Mut. Sie verwies auf das Einkaufszentrum, das an der Stelle der Abriss-Ruine entstehen wird, „auf das die Rentforter so lange gewartet haben“.
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Die Bürgermeisterin erinnerte daran, dass die leere Ruine seit 2006 mehr und mehr zu Belastung der Rentforter wurde, insbesondere, nachdem 2013 der Supermarkt Nahkauf geschlossen hatte. Sie dankte den Bürgern fürs Durchhalten und der Eigentümergemeinschaft KHRB für ihr „kooperatives Engagement“ beim Finden einer Lösung, die auch für die Verwaltung zu einer „Pionier- und Mammutarbeit“ geworden sei. Die Stadt selbst unterstützt den Abriss der einstigen GWG-Immobilie mit 920.000 Euro – und trägt das Risiko, falls es teurer wird. Insgesamt sind die Abrisskosten mit 4,9 Millionen Euro kalkuliert.
Investorengruppe Implementum baut bald ein Nahversorgungszentrum
Das neue Nahversorgungszentrum (mit Supermarkt und Drogeriemarkt) wird die Investorengruppe Implementum aus Düsseldorf realisieren, die bereits in Stadtmitte den Karstadt-Nachfolgekomplex „Hoch10“ verwirklicht hat. Derzeit arbeite Implementum am Bauantrag, den die Verwaltung noch in diesem Jahr erwartet, wie es am Mittwoch hieß. Baurat Dr. Volker Kreuzer rechnet mit einem Baubeginn in der ersten Jahreshälfte 2022 und mit der Fertigstellung eineinhalb Jahre später.
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Die vielen Baustellenbesucher labten sich nicht nur an Speis und Trank, die der „Runde Tisch Rentfort-Nord“ um Organisatorin Claudia Braczko bei der Abrissparty anbot. Viele schauten weiterhin intensiv auf den Rückbau, filmten und fotografierten. In wenigen Tagen, so das Ingenieurbüro Dr. Henning, das die Arbeiten koordiniert, hat der riesige Hochleistungs-Longfronter, der seinen Arm bis zu 48 Meter hoch ausfahren kann, seinen Dienst in Rentfort getan.
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In wenigen Tagen steht nur noch der Fahrstuhlschacht
Dann steht nur noch im wesentlichen der in einem Guss erbaute Fahrstuhlschacht bis zu einer Höhe von 30 Meter. Die restlichen „Meter“ kann dann die Abbruchfirma Linkamp mit ihren eigenen Abbruchbaggern erledigen.
Die eigentlichen Abrissarbeiten des Problemhochhauses sollen, so das Büro Henning, Ende September beendet sein – dann ist das Haus aus dem Stadtbild verschwunden. Das bis dahin noch nicht zerkleinerte Betonmaterial wird noch zerschreddert und in die einstigen Keller- und Tiefgaragengeschosse eingearbeitet und verdichtet. Im November wird der Gelände an den Bauherrn Implementum übergeben.
Rückbau begann im Oktober 2020
Am 26. Oktober 2020 begann der Rückbau der Schrottimmobilie Schwechater 38 mit der Entkernung des Gebäudes. Zum Start wurden allein erst einmal 40 riesige Container à 40 Kubikmeter Müll herausgeschafft. Dann wurden gefährliche Bausubstanzen – wie etwa Asbest – Etage für Etage, Flur für Flur, Wohnung für Wohnung und Raum für Raum abgetragen oder herausgebaut und entsorgt.
Der eigentliche Abriss mit Hilfe eines leistungsstarken Longfront-Baggers startete am 2. August – also vor nicht einmal sieben Wochen. Noch wenige Tage, und das in den 60er Jahren erbaute Hochhaus ist Geschichte. Stehen bleiben wird der alte „Block F“ mit den kleinen Läden und Praxen – er wird baulich angepasst.